„Harte Bergetappe“ bei Whitesell bewältigt

Beckingen · Mit Blick auf das insolvente Beckinger Schraubenwerk Whitesell begrüßt die IG Metall die jüngste Einigung des Insolvenzverwalters mit dem US-Konzern. Zur Entwicklung äußerten sich auch die Linkspartei und die SPD positiv.

 Das Whitesell-Werk in Beckingen. Foto: Peter Detzen

Das Whitesell-Werk in Beckingen. Foto: Peter Detzen

Foto: Peter Detzen

"Eine harte Bergetappe haben wir hinter uns gebracht", nennt Guido Lesch, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Völklingen, die Einigung von Insolvenzverwalter Biner Bähr mit US-Investor Whitesell. Ein Notar in Düsseldorf hat laut Bähr seine Unterschrift unter die Vertrag gesetzt, in dem der US-Konzern alle Betriebsimmobilien, Maschinen, Patente und Urkunden zurückgibt. "Dass der Insovenzverwalter es schnell geschafft hat, den insolventen Konzern raus zu bekommen, ist eine tolle Sache", freut sich der Gewerkschafter (die SZ berichtete).
Erfolg für die gesamte Region

"Es ist ein Erfolg für die gesamte Region und die Landesregierung", sagt er mit Blick auf die Solidarität, die das Team aus Beckingen im Laufe der Zeit erhalten hat. Einige der langjährigen Mitarbeiter haben acht Besitzerwechsel miterleben müssen - Ende Januar den Insolvenzantrag des Eigners aus den USA. "Die Leute haben eine Achterbahn der Gefühle erlebt", sagt Lesch. "Wenn jetzt die Kunden zurückkommen, die uns wegen der Whitesell-Strategie verlassen haben, haben wir eine Zukunft", ist er sich sicher. Laut Lesch steht fest eine weitere "Bergetappe" bevor: die Suche nach einem qualifizierten Investor. "Mit dem Geschick aller Beteiligten gilt es nun, die beste Lösung zu finden", sagt er. Für kommende Woche stehen Gespräche mit der Landesregierung über eine Fortsetzung der Transfergesellschaft um weitere acht Monate an.

"Die Transfergesellschaft war zunächst auf drei Monate angelegt worden, mit der Option um eine Verlängerung um weitere acht Monate, wenn es weitergeht. Und es geht weiter ", sagt der IG-Metaller. Weit über die Handvoll Interessenten stünden auf der Matte.

Für die Linken im Grünen Kreis steht fest: "Die Beschäftigen des Beckinger Schraubenwerks und ihre Familien können wieder auf eine tragfähige Lösung hoffen." Dass Whitesell alles, was nicht niet- und nagelfest war, nach Luxemburg ausgelagert hat, "um noch mehr Profit zu machen" , ist für Kreisvorsitzenden Elmar Seiwert und Beckinger Landtagsabgeordnete Dagmar Ensch-Engel "ein dreister Versuch, das Unternehmen zu plündern und die Belegschaft zu enteignen. Gut, dass dies nun verhindert werden konnte." Damit es in Beckingen aber wirklich weiter gehen kann, verlangen beide von der Landesregierung ein Konzept. "Es darf nicht wieder auf dieselbe Art auf Investoren vertraut werden, die nichts investieren wollen und nur den kurzfristigen Profit im Blick haben." Seiwert mahnt: "Es darf nicht über die Köpfe der Belegschaft hinweg entschieden werden. Sie kennen das Schraubenwerk am besten und sie haben ihre Erfahrungen mit windigen Profitgeiern gemacht." Nur wenn die Beschäftigten eingebunden sind, kann eine Lösung mit Zukunft geben, findet er.

"Endlich gilt: Erleichtert aufatmen, kräftig durchatmen und erwartungsvoll weiteratmen", kommentieren die SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Krutten aus Opppen und Petra Berg die Einigung zwischen dem Insolvenzverwalter und Whitesell. "Ab jetzt besteht die begründete Hoffnung, dass die desaströse Entwicklung des Beckinger Schraubenwerks ein Ende findet. Whitesell ist Geschichte und das ist auch gut so", beurteilen die beiden SPD-Politiker, die in den vergangenen Monaten immer wieder auf eine Lösung zu Gunsten der Belegschaft gedrängt haben. Sie danken Insolvenzverwalter Bähr, dem Betriebsrat und der IG Metall für deren konstruktives Verhalten sowie dem Wirtschaftsministerium unter der Leitung von Anke Rehlinger und Jürgen Barke . "Sie alle haben gemeinsam alles in ihrer Macht stehende veranlasst, um diesem Werk zu helfen und die 150 Jahre währende Tradition nicht abreißen zu lassen."

Die äußerst engagierten Mitarbeiter waren und sind nach Worten beider Sozialdemokraten die Stütze des Unternehmens. Für die existenzielle Krise des Werks machen sie "das völlig chaotische Whitesell-Management" verantwortlich.

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