Erbringen hat wieder ein Thing

Erbringen · Siegfried Seger, Vorstandsmitglied des Heimatvereins, regte den Bau des Things nach mittelalterlichem Vorbild an. Zur Einweihung wurde gleich unter Vorsitz von Amtsgerichtsdirektor a. D. Werner Kockler eine Verhandlung geführt.

 Richter a. D. Werner Kockler spielte mit dem Initiator Siegfried Seger auf dem „Thing“ eine Verhandlungsszene nach. Foto: Norbert Becker

Richter a. D. Werner Kockler spielte mit dem Initiator Siegfried Seger auf dem „Thing“ eine Verhandlungsszene nach. Foto: Norbert Becker

Foto: Norbert Becker

Die Erbringer haben neben nun ihrem schönen Dorfplatz mit Scheier in der Ortsmitte auch wieder ihren "Thing" (mittelalterliche Gerichtsstätte) unter der Linde bei der ehrwürdigen Luzia-Kapelle hoch über dem Dorf.

Mit musikalischer Umrahmung durch die Litermont-Musikanten und im Beisein vieler Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Heimatforscher Manfred Schneider , der designierte Bürgermeister Thomas Collmann, Ortsvorsteher Daniel Minas und seine Stellvertreterin Astrid Moritz sowie Vertreter benachbarter Heimatvereine und des "Geißklubs" aus Düppenweiler, wurde diese nachgebildete historische Stätte am Tag der deutschen Einheit offiziell vorgestellt. Bertram Minas hieß als Vorsitzender des Erbringer Heimatvereins (HV), der schon einige Aktionen für den Ort gemacht hat, alle willkommen. "Eine nachempfundene Gerichtsstätte an dieser Stelle zu errichten, war eine Vorstellung von mir, die mich seit langem beschäftigte", betonte HV-Vorstandsmitglied Siegfried Seger. Aus der Dorfchronik sei zu entnehmen, dass im Mittelalter hier auf dem Kapellenberg unter der Linde Gerichtsverhandlungen, "Ding oder Thing" genannt, stattgefunden haben.

Steinquader aus der Bastei

Dies war nämlich im Mittelalter in der Regel an markanten Stellen im Freien auf einer Anhöhe unter einer Linde oder Eiche der Fall. Derartige Gerichtsstätten bestanden meistens aus einem steinernen Tisch und zusammengetragenen Steinquadern, die als Sitzgelegenheiten dienten. "Die Steinquader, die sie hier sehen, habe ich zufälliger Weise im Steinbruch Jager in Britten gefunden. Nachweislich stammen sie von der alten Bastei in Saarlouis. Hier hat sicherlich noch Ludwig XIV. Hand angelegt, als er 1680 den Befehl gab, Saarlouis zu erbauen", erklärte Seger weiter. Mit Entwurfsskizzen und maßgerechten Zeichnungen sowie Bildern aus verschiedenen Unterlagen konnte er seine Vorstandskollegen vom HV überzeugen, diese Thing-Anlage zu erstellen.

Auch der Ortsrat stimmte zu. Seger bedankte sich beim Ortsvorsteher Daniel Minas für seine Bemühungen zur Bezuschussung des Projektes, bei dessen Vater und HV-Vorsitzenden Bertram Minas für die Lagerung und den Transport der Steine, bei der Firma Schommer aus Weiskirchen für die Erdarbeiten und das Setzen der Quader und Verlegen der Pflastersteine sowie bei den freiwilligen Helfern Rainer Puhl, Klaus Becker und Adolf Müller für ihre tatkräftige Unterstützung. Dank galt auch Vorstandsmitglied Manfred Schneider für den Text der Info-Tafel, die Bilddokumentation der einzelnen Geschehnisse und den bevorstehenden ausführlichen Text über die Gerichtsstätte, der Bildhauerei Dewald-Schmitt aus Mitlosheim für die kunstvolle Gestaltung des Wappens mit "Schwert und Waage" und der Handwerkskammer Saarbrücken für die noch in Arbeit befindliche Fertigung der Info-Tafel aus Messing.

Amtsgerichtsdirektor a. D. Werner Kockler aus Düppenweiler ging als Experte auf die Gerichtsbarkeit im Mittelalter ein und spielte dann eine solche Verhandlung nach, wobei er den Angeklagten Siegfried Seger wegen eines Vergehens im Umgang mit Wein verdonnerte und sinnbildlich über dessen Kopf der Stab brach.

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