Dorfschmiede erwacht aus dem Tiefschlaf

Hargarten. Wie es neben vielem anderem bereits vor Jahren mit dem stillgelegten Steinbruch Wilbois und der dort befindlichen ehemaligen Feldschmiede zur Herstellung und Wartung von Steinbrecherwerkzeug getan wurde, so soll nun auch die 85 Jahre alte Dorfschmiede Vetter aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden

 So sah der Hufbeschlag in der alten Hargarter Schmiede damals aus: ein Landwirt aus Rimlingen, Schmied Franz Vetter und sein Sohn Paul (von links) bei der Arbeit. Foto: Norbert Becker

So sah der Hufbeschlag in der alten Hargarter Schmiede damals aus: ein Landwirt aus Rimlingen, Schmied Franz Vetter und sein Sohn Paul (von links) bei der Arbeit. Foto: Norbert Becker

Hargarten. Wie es neben vielem anderem bereits vor Jahren mit dem stillgelegten Steinbruch Wilbois und der dort befindlichen ehemaligen Feldschmiede zur Herstellung und Wartung von Steinbrecherwerkzeug getan wurde, so soll nun auch die 85 Jahre alte Dorfschmiede Vetter aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden. Eine solche stand zunächst am heutigen Platz der Fahrschule Schäfer. Ein Pfälzer als Dorfschmied Franz Vetter, ein Pfälzer, arbeitete dort als Geselle. Er lernte das Hargarter Mädchen Anna Bourgeois, seine spätere Ehefrau, kennen. Dann zogen sie nach Reipoltskirchen in der Pfalz. Nachdem der alte Schmied verstarb, war Hargarten ohne Dorfschmied, den man aber dringend brauchte. Alois Bourgeois machte sich mit seinem Pferdefuhrwerk auf in die Pfalz, um seinen Schwager Franz Vetter mit Ehefrau Anna und Sohn Alois nach Hargarten zurückzuholen. Der kleine Sohn Paul blieb bis zum sechsten Lebensjahr in Reipoltskirchen und kam erst zur Einschulung nach Hargarten zu den Eltern. Nach seiner Rückkehr übernahm Franz Vetter zunächst die verwaiste Schmiede, bis er selbst eine am jetzigen Standort baute und im November 1923 eröffnete. Später kam auch noch ein Kolonialwarengeschäft hinzu, das von Ehefrau Anna sowie den Töchtern Annchen und Mathilde betrieben wurde. Wie wichtig eine Dorfschmiede für ein von der Landwirtschaft geprägtes Dorf war, kann man an den Arbeiten in der Schmiede ersehen: Hufbeschlag für Pferde und Kühe (wobei viele auch von auswärts kamen), Eisenbeschläge für Wagenräder, Sielscheide, Pflugschare, Hacken und Harken, Rechen sowie sonstige Arbeiten für landwirtschaftliche Geräte. Der einheimische Stellmacher und Küfer Jakob Kerber lieferte die Holzrohlinge an die Schmiede zum Weiterbearbeiten. In der Schmiede Vetter verdienten immer einige Gesellen ihr täglich Brot. Auch Lehrlinge wurden ausgebildet. Sohn Paul Vetter, der beim Militär die Meisterprüfung im Schmiedehandwerk abgelegt hatte, übernahm im Jahr 1951 die Schmiede. Mitte der 50er Jahre baute er hinter seinem Wohnhaus eine neue Schmiede, die jedoch infolge des Rückgangs der Landwirtschaft mehr und mehr als Schlosserei betrieben wurde, zwischenzeitlich konnte man auch industriell hergestellte Acker- und Arbeitsgeräte dort kaufen. Die Schlosserei Metallbau Vetter - zuletzt Inhaber Hoff-Becker - bestand noch bis Ende 2006. Heute hat Udo Mahren in den Räumen einen Metallbau- und Montageservice. Mit der Errichtung der neuen Schmiede, etwa 1955/56, stand die alte Schmiede von 1923 still und wurde nur hobbymäßig von Werner Vetter bis zu dessen Tod 2002 benutzt. Ursprünglichkeit erhalten Sie befindet sich aber noch mit ihren Werkzeugen, Maschinen und Geräten in ihrem ursprünglichen Zustand. Sogar Rohlinge von Wagenradwaben und Sielscheidern befinden sich noch dort. Der Heimat- und Kulturverein Hargarten hat bei der heutigen Eigentümerin Birgit Vetter Verständnis für sein Vorhaben gefunden und mit ihr einen ersten Arbeitseinsatz durchgeführt, dem noch weitere folgen werden. Im Rahmen eines Herbstfestes mit Herbstmarkt am 28. September, bei dem alle Ortsvereine mitwirken und auch für die Bewirtung sorgen, soll die alte Schmiede, die im Mittelpunkt stehen wird, den Besuchern vorgestellt werden. Die Vorbereitungen für das Fest sind schon in vollem Gange und etliche Marktstände bereits gemeldet.

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