Die Schrift im Schiefer entziffern"Der Schiefer war überall präsent"

Beckingen. Anne-Marie Klenes war bei ihrem ersten Besuch in Beckingen gleich begeistert von der Idee einer Skulpturenausstellung und von den tollen Ausstellungsmöglichkeiten. Besonders angetan hatte es ihr die alte Güterhalle, weil "meine Arbeiten ein Dach über dem Kopf brauchen"

 Eine der Schieferskulpturen von Anne-Marie Klenes. Fotos: SZ

Eine der Schieferskulpturen von Anne-Marie Klenes. Fotos: SZ

Beckingen. Anne-Marie Klenes war bei ihrem ersten Besuch in Beckingen gleich begeistert von der Idee einer Skulpturenausstellung und von den tollen Ausstellungsmöglichkeiten. Besonders angetan hatte es ihr die alte Güterhalle, weil "meine Arbeiten ein Dach über dem Kopf brauchen". Die Frau aus dem belgischen Prouvy arbeitet am liebsten mit Schiefer, weil dieses zerbrechliche Material es ihr angetan hat. "Schiefer setzt sich aus unzähligen Schichten zusammen und ist mitunter auch farbig durch Einschlüsse von Mineralien", schwärmt sie und redet von einer Art Schrift, die sie in den feinen Strukturen des Schiefers immer wieder aufs Neue entdeckt. Von Spuren, die Wind, Wetter und die Mineralien im Laufe der Jahrhunderte hier eingeschrieben haben. Diese natürlichen Spuren, die sie in der Oberfläche des Gesteins ebenso wie in dessen Tiefe findet, sind Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit. An ihnen orientiert sie sich, wenn sie Platten zerschneidet, um sie neben- oder übereinander zu reihen. Auch dann, wenn sie sie so ineinander steckt, dass neue, eigenständige Skulpturen entstehen. Oder wenn sie tausende dünne Schieferplatten zu einer raumfüllenden Installation arrangiert - "dann arbeite ich in ganz besonderer Weise mit dem Raum". Behutsam und doch mit schweren Werkzeugen setzt sie den von der Natur geschaffenen Formen ihre subtilen Linien entgegen; kerbt sie ein oder schneidet die Platten so zurecht, dass der Blick in den vielfältigen Strukturen im Innern versinken kann. Subtil und zurückhaltend tritt sie in einen Dialog mit dem Material. Immer auf der Hut, dass die Platten nicht zerbrechen und die Arbeit von vorne beginnen muss. Doch wenn das Werk vollendet ist, entfaltet das natürliche Material einen Zauber, der jeden Betrachter unweigerlich in seinen Bann zieht. redWie kamen Sie zum Schiefer als Material für ihre künstlerischen Werke?Anne-Marie Klenes: Ich komme aus einem Dorf in den Ardennen, wo der Schiefer überall präsent war: in der Landschaft sowieso und an den Häusern, da viele Dächer mit Schiefer gedeckt waren. 1983 habe ich erstmals mit Schiefer gearbeitet und war begeistert. Dann folgte eine Phase, in der ich mit Stein, Marmor, Holz und Stahl experimentierte, aber 1989 habe ich wieder zum Schiefer zurückgefunden.Woher stammt der Schiefer, mit dem Sie arbeiten? Klenes: Ich arbeite viel mit Schiefer aus den belgischen Ardennen, weil er blättrig ist, zwar hart, aber sehr leicht spaltbar. Wenn sich die Gelegenheit bietet, nehme ich aber auch gerne den aus anderen Ländern wie etwa Portugal oder Spanien, der feiner ist und einen andern Grauton hat. red "Schiefer setzt sich aus unzähligen Schichten zusammen und ist mitunter auch farbig durch Einschlüsse von Mineralien."Anne-Marie Klenes

 Anne-Marie Klenes

Anne-Marie Klenes

Zur PersonAnne-Marie Klenes wurde 1959 im belgischen Vielsalm geboren. Sie studierte an der Königlichen Kunstakademie in Liège, wo sie seit 1985 selbst unterrichtet.red

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