Der Wiederfinder

Beckingen. Äxte, Hämmer, Zangen und Hacken - am liebsten richtig schön verrostet. Was andere auf den Schrott werfen, fischt Hubertus Jacobs da wieder raus und verarbeitet es zu Skulpturen. "Mir tut es schlichtweg leid um diese Werkzeuge", sagt der Künstler, "sie wurden einmal mit Bedacht hergestellt und hatten eine Bedeutung für ihren Benutzer

 Hubertus Jacobs.

Hubertus Jacobs.

 Der Künstler Hubertus Jacobs aus Rehlingen formt seine Skulpturen hier mit dem Schleifhexe. Fotos: SZ

Der Künstler Hubertus Jacobs aus Rehlingen formt seine Skulpturen hier mit dem Schleifhexe. Fotos: SZ

Beckingen. Äxte, Hämmer, Zangen und Hacken - am liebsten richtig schön verrostet. Was andere auf den Schrott werfen, fischt Hubertus Jacobs da wieder raus und verarbeitet es zu Skulpturen. "Mir tut es schlichtweg leid um diese Werkzeuge", sagt der Künstler, "sie wurden einmal mit Bedacht hergestellt und hatten eine Bedeutung für ihren Benutzer. Ich möchte ihnen ihre Würde zurückgeben." Schrott inspirierte den 70-Jährigen aus Rehlingen schon in seiner Zeit als Kunstlehrer, aber erst seit etwa zehn Jahren findet er die Zeit, selbst Skulpturen zu schaffen. Seine Materialien findet er auf Flohmärkten, oder er bekommt sie von Menschen, die von seiner Leidenschaft wissen. Aus diesen Dingen formt er dann oft in wochenlangen intensiven Arbeitsphasen seine Objekte, die triviale, ausgediente Werkzeuge in einen neuen Bedeutungszusammenhang setzen, ja zur Kunst erklären. Mit Betonung weist Hubertus Jacobs auf die Entwicklung dieses Konzepts des "objet trouvé", des gefundenen Gegenstandes, durch den französischen Künstler Marcel Duchamps hin, der 1917 ein Urinal auf einen Sockel stellte und zur Kunst erklärte. Diese Herangehensweise an Alltagsgegenstände beeinflusst Jacobs, der allerdings seine gefundenen Dinge nicht für sich stehen lässt, sondern weiterverarbeitet und so "objets retrouvés", wiedergefundene Dinge, daraus macht. Das können menschliche Figuren aus Ketten und Äxten sein, oder ein Paar, das nebeneinander sitzt. "Bankverbindung" heißt diese Plastik. Hubertus Jacobs gibt seinen Skulpturen gerne widersprüchliche oder verwirrende Titel, die ein Stutzen beim Betrachter hervorrufen sollen. Wie etwa bei seiner 500 Kilogramm mächtigen Stahlarbeit "Vertrauliche Gespräche", die seit April dauerhaft im SkulpturenPark des Beckinger SaarGartens installiert ist: Die überdimensionalen Spaten wirken alles andere als vertraulich. Wenn der Betrachter in Gedanken über diesen Kontrast "stolpert", hat Jacobs sein Wunschziel erreicht: ein "denk-mal" im besten Sinne des Wortes. red

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