Bruchlandung ist bis heute unvergessen Erste Hilfe geleistet für den Piloten

Hargarten. Die Hargarter Anna-Kirmes war schon öfter ein Thema in der Presse. Ganz besonders jedoch im Jahre 1975, also vor 35 Jahren, als eine einmotorige Sportmaschine der Fliegerkameradschaft des Kreises Saarlouis bei einer Notlandung im Distrikt "Ellern" zu Bruch ging

Hargarten. Die Hargarter Anna-Kirmes war schon öfter ein Thema in der Presse. Ganz besonders jedoch im Jahre 1975, also vor 35 Jahren, als eine einmotorige Sportmaschine der Fliegerkameradschaft des Kreises Saarlouis bei einer Notlandung im Distrikt "Ellern" zu Bruch ging. "Motorschaden zwang Piloten zur Notlandung" lautete die Überschrift eines bebilderten Artikels in der SZ am Samstag, 25. Juli 1975, in dem über einen Unglücksfall, der sich am Vortag auf dem Bann des kleinen Dorfes im Haustadter Tal ereignet hatte, berichtet wurde. Was war geschehen? Herbert Dewes vom Heimat- und Kulturverein Hargarten, damals Mitorganisator der vom federführenden Sport- und Spielverein SSV Hargarten (zu der Zeit noch ohne Reimsbach), dem DRK und der Feuerwehr ausgerichteten Veranstaltung, hat hierzu Zeitzeugen befragt, Zeitungsberichte und Fotos gesammelt. Beim Auskundschaften, ob der schöne Platz auf dem Hargarter Berg, auf dem der Kirmesmatz wie schon neun Jahre zuvor am Kirmessamstag 1975 nun zum zehnten Mal landen sollte, ordnungsgemäß gemäht war, zwang ein Maschinenschaden den in Düren gestarteten erfahrenen Hobbypiloten Karl Putze, der als Bäcker und Konditor ein Café in Saarlouis-Roden betrieb, zu einer Notlandung, die zur Bruchlandung wurde. Er setzte den Flieger unsanft in einem Hafergrundstück auf. Bei der Bodenberührung schmierte das Flugzeug des Typs "Jodel" seitlich ab und wurde so sehr beschädigt, dass es nicht mehr zu reparieren war. Der Pilot und die beiden weiteren Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Putze zog sich lediglich beim hastigen Aussteigen aus dem beschädigten Flugzeug durch einen Anstoß gegen das Kabinendach eine Platzwunde an der Stirn zu. Polizei, Feuerwehr und DRK waren, von einem Augenzeugen, der die Notlandung beobachtet hatte, alarmiert, rasch vor Ort. "In den ersten Jahren landete nur das von Putze gesteuerte Flugzeug. Später kamen auch routinierte Fallschirmspringer (Freifaller) hinzu. Ebenso flogen etliche andere Flugzeuge, Motorsegler und sogar eine alte englische Militärmaschine über den Platz", erinnert sich Dewes. Das Spektakel lockte nach seinen Schilderungen nicht nur Zuschauer aus Hargarten und Umgebung, sondern auch aus anderen Teilen des Saarlandes an. An der Straße nach Brotdorf war alles zugeparkt. Grundstückseigentümer Peter Selzer musste alljährlich seine Zustimmung geben, ebenso war eine Erlaubnis des Wirtschaftsministeriums erforderlich. Nach der Landung des Fliegers wurde der Kirmesmatz mit einem Pferdefuhrwerk durch das Dorf zum Wiesenfußballplatz gebracht, wo traditionsgemäß eine "Negermannschaft" gegen die Alten Herren spielte. Als "pfiffige" Schiedsrichter sind Walter Engel, Theo Puhl, Wilhelm Olbertz und Jugendpfarrer Franz-Josef Mühlhausen unvergessen. An allen vier Kirmestagen war Tanz in den beiden Sälen Puhl und Wilbois. Die Hargarter nahmen sich alle Urlaub. Sogar die Bauern ließen ihre Arbeit ruhen. "Die Kirmes zählt in Hargarten immer noch zu den höchsten Feiertagen im Jahr und wird entsprechend gefeiert", sagt Dewes, der als zweiter Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins immer neue Ideen dazu hat und diese mit der Hargarter Jugend und Vereinen eindrucksvoll in die Tat umsetzt. So sind die Vorbereitungen für die diesjährige Anna-Kirmes vom 23. bis 26. Juli voll im Gange. Über das Programm wird die SZ noch berichten. Zuvor findet aber bereits zum 35. Jahrestag des Flugzeugabsturzes an diesem Sonntag, 18. Juli, ab 10.30 Uhr, am "alten Kirmesflugplatz Ellern" auf dem Hargarter Berg ein "Nostalgiefrühschoppen" statt, mit alten Fotos und Tonbandaufzeichnungen. Der Platz ist an der Wanderhütte und dem Aussiedlerhof Spuller vorbei in Richtung Erbringen zu erreichen. Hargarten. Herbert Emmel aus Reimsbach, damals Gemeindewehrführer, hat als einer der Zeitzeugen den Unglückstag noch gut in Erinnerung. "Zusammen mit dem Gerätewart Joachim Latwein war ich gleich nach dem Absturz mit dem Tanklöschfahrzeug des Löschbezirks Reimsbach an der Absturzstelle. Zuerst wurde von uns die Batterie des Wracks abgeklemmt, um eine Zündquelle zu verhindern", berichtet er. Auch Helmut Hellbrück, seinerzeit erster Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Hargarten kann sich noch erinnern und erzählt: "Ich wurde durch den Landwirt und Ortsvorsteher Walter Spuller über das Unglück informiert. Wir fuhren beide dort hin. Von mir musste Gott sei Dank nur die Platzwunde des Piloten in Erste Hilfe versorgt werden." Ermittler beim FrühschoppenBesondere Gäste fanden sich, wie Dewes erklärt, zum traditionellen Kirmesmontagfrühschoppen im Gasthaus Wilbois ein. "Es waren Mitarbeiter des Luftfahrtbundesamtes aus Braunschweig gekommen, um Ermittlungen zur Unfallursache anzustellen", weiß er noch. Das Flugzeugwrack wurde samstags nach der Kirmes in den frühen Morgenstunden mit einem Traktoranhänger in Begleitung der Feuerwehr in eine Scheune nach Düren gebracht. Aber damit war die Hargarter Kirmes, die seinerzeit zu den Hochburgen im Saarland zählte, noch nicht beendet. Wenige Jahre später fanden "Auf Schwärz" die legendären Schafsbockrennen statt. In den letzten Jahren werden am Kirmessonntag den Besuchern Bräuche wie das "Schalwari-Kloppen", die "Ziehungsburschen", der "Schellenmann" oder der "Schweinehirt" zum Gaudi vorgestellt. "Es waren Mitarbeiter des Luftfahrt-Bundesamtes gekommen, um Ermittlungen zur Unfallursache anzustellen."Helmut Hellbrück, Zeitzeuge

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