Bilanz des Schreckens nach Bombenangriff auf Reimsbach

Reimsbach · Heute, am 8. Dezember, jährt sich zum 70. Mal der schwärzeste Tag des vergangenen Jahrhunderts in der Geschichte von Reimsbach. Der Ort im Haustadter Tal wurde während des Zweiten Weltkrieges von einem schweren Bombenangriff heimgesucht.

 Die Feldbahn diente zum Transport von Munition zum Westwall. Eine Verladestation befand sich mitten in Reimsbach und war eines der Ziele des amerikanischen Luftangriffs. Fotos: Andreas Zehren/Archiv Josef Zehren

Die Feldbahn diente zum Transport von Munition zum Westwall. Eine Verladestation befand sich mitten in Reimsbach und war eines der Ziele des amerikanischen Luftangriffs. Fotos: Andreas Zehren/Archiv Josef Zehren

 In Felsenkellern wie diesem suchten viele Reimsbacher nach dem Bombardement vom 8. Dezember 1944 Zuflucht.

In Felsenkellern wie diesem suchten viele Reimsbacher nach dem Bombardement vom 8. Dezember 1944 Zuflucht.

Insgesamt fielen 45 amerikanische Bomben auf den Ort. Der mittlerweile verstorbene Chronist Josef Zehren hat im "Buch von Reimsbach " von 1995 an diesen schicksalhaften Tag erinnert:

Die Kirchturmuhr blieb um 15.50 Uhr stehen, womit der Zeitpunkt des Luftangriffs genau in der Dorfchronik festgeschrieben ist. Die Bilanz des Schreckens waren neun tote Mitbürger, unzählige Verletzte sowie überall große Schäden. An diesem Tag kamen aus der Gemeinde Reimsbach zu Tode: Jakob Gimmler (Bergmann, 43 Jahre), William Schweitzer (Hilfsschlosser, 16), Erna Boos (21), Maria Spuller, geborene Schreiner (25). Aus der Gemeinde Beckingen waren es Irmgard Franke (3), Julius Hirtz (47), Peter Riga 67), Josef Ternig (45) und Werner Ternig (10). Darüber hinaus wurde im November des Jahres Ingrid Freischel (2 Jahre) von einem Wehrmachtsauto angefahren und getötet.

Glücklicherweise verfügte der Ort über ein Hilfslazarett für die Westfront in der alten Schule, so dass vielen Verletzten schnell geholfen werden konnte. Nicht überall sind auf Ehrenmalen die durch Kriegs- oder Kriegsfolgeeinwirkungen unter der Zivilbevölkerung eingetretenen zahlreichen Todesfälle aufgezeichnet. Zehren sah es daher als "ein Gebot der Pietät, darüber hinaus auch eine geschichtliche Verpflichtung, die Namen dieser zivilen Menschenopfer festzuhalten".

Am Tag nach dem Bombenangriff wurde Reimsbach zur Roten Zone erklärt. Der Ort wurde zu 90 Prozent evakuiert. Einige Bewohner zogen in die Felsenkeller im Römerwäldchen am Galgenberg zurück und kehrten erst in den Folgemonaten zurück. Bombenvolltreffer erlitten die Häuser "Klein" und "Ternig", hinter der heutigen Sparkasse gelegen. Aber auch die Pfarrkirche wurde schwer beschädigt, hatte erhebliche Schäden an Turm- und Dach. Etliche Kirchenfenster gingen zu Bruch.

Aber nicht nur die Kirche und Privathäuser waren Ziele des Luftangriffs. Mit einem Munitionslager am Fuße des Hahn verfügte der Ort über eine militärische Anlage. Ein Reichsarbeitslager wurde vom Volkssturm zu Panzerfaust-Übungszwecken genutzt.

Vier unterschiedliche Flakstellen am Ortsrand waren ebenso Ziele der Bomber wie einige örtliche Panzersperren und die Kleinbahn, die als Munitionstransportweg zum Westwall genutzt wurde. Eine Verladestation war mitten im Ort, ebenso eine mobile Funkstation, bestehend aus mehreren Militärfahrzeugen, die am Giebel der Gaststätte Schweitzer stationiert waren.

Die Überbleibsel dieses verheerenden Bombardements beschäftigten noch Jahrzehnte später die Menschen, wie ein Bericht aus der Saarbrücker Zeitung vom Mittwoch, 26. Februar 1975, zeigt. Darin hieß es: "Eine 250-Kilo-Bombe amerikanischer Herkunft entdeckten am frühen Dienstagmorgen Straßenarbeiter, die mit Kanalisierungsarbeiten am Mühlenbach beschäftigt waren, und legten diese teilweise frei. Die mit Heck- und Bodenzünder noch völlig intakte Bombe wurde vom Kampfmittelräumdienst der Landesregierung entschärft und in ein Zwischenlager nach Kirkel transportiert."

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