Dürre „Mit einem blauen Auge davon gekommen“

Merzig-Wadern · Die Obsternte ist hervorragend, die von Getreide „durchschnittlich“: Kreisbauernpräsident Peter Hoffmann zieht Bilanz eines heißen Sommers.

 Bereits Anfang Juli starteten die Mähdrescher auf den Äckern, zwei Wochen früher als sonst.

Bereits Anfang Juli starteten die Mähdrescher auf den Äckern, zwei Wochen früher als sonst.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Es schien, als wollte dem Sommer die Puste nicht ausgehen: Sonne pur, hohe Temperaturen und kaum einen Tropfen Regen – und das von Mitte Juni bis weit in den August hinein. „Viel zu heiß, viel zu trocken“: So beschreibt der Deutsche Wetterdienst den Sommer, der für Landwirte in manchen Regionen in Deutschland – vor allem im Norden und Osten – zu einer Katastrophe wurde. „Wir sind im Saarland noch mit einem blauen Auge davon gekommen“, zieht Peter Hoffmann, Vizepräsident des Bauernverbandes Saar und Kreisvorsitzender im Landkreis Merzig-Wadern, zum Erntedankfest Bilanz. Die Getreideernte nennt er „lediglich durchschnittlich.“

Die Situation in anderen Bundesländern sah dagegen deutlich düsterer aus. Durch das überwiegend heiße und trockene Wetter in den vergangenen Monaten klagen nach seinen Worten viele Berufskollegen aus anderen Regionen über starke Mindererträge im Getreidebau und hohe Engpässe in der Futterversorgung. „Besonders im Nordosten Deutschlands betrug die Erntemenge lediglich 30 Prozent eines normalen Jahres.“

Auf ein recht kaltes Frühjahr folgten laut Hoffmann sommerliche Temperaturen im April und Mai, die der Natur und der Vegetation einen starken Vorsprung verschafften. Deswegen habe früher geerntet werden können. „Wer bei der sommerlichen Fahrt über Land aufmerksam die Umgebung beobachtete, konnte feststellen, dass die Bauern die Ernte deutlich früher einfuhren als sonst.“ So seien bereits Anfang Juli Mähdrescher ausgerückt, um Wintergerste zu ernten. „Waren die Wintergetreide zwei Wochen früher reif, so war der Mais rund vier Wochen früher reif.“

 Landwirt Peter Hoffmann

Landwirt Peter Hoffmann

Foto: Iris Maria Maurer

Fehlt in anderen Regionen tierhaltenden Betrieben das Futter, um die Tiere über den Winter zu bringen, sieht der Kreisbauernpräsident für den überwiegenden Teil der Tierhalter im Saarland keine Engpässe. „Die Hitzephase war für die Entwicklung von Gras und Mais zwar nicht förderlich, es stehen allerdings in vielen Betrieben noch Futtervorräte aus dem Vorjahr zur Verfügung.“ erläutert er.

Nicht nur der künftige Futtervorrat, bedingt durch die Trockenheit der vergangenen Monate, bereitete laut Hoffmann den Milchviehhaltern Kopfzerbrechen. „Die Kühe litten unter der Hitze und gaben weniger Milch. Durch Hitzestress hatte die Milch weniger Inhaltsstoffe.“

Im Obst- und Weinbau herrscht nach den Worten des Bauernpräsidenten dagegen eine gute Stimmung. „Normalerweise werden die letzten Kirschen Ende Juli und Anfang August geerntet – auch diese hat sich um zwei Wochen nach vorne verschoben. Und auch mit dem Geschmack dürften die saarländischen Obstbauern zufrieden sein.“ Als Grund nennt er die Sonne. Durch sie konnten die Früchte sehr viel Zucker bilden. „Allerdings macht es den Obstbauern zu schaffen, dass die zuckerreichen Früchte schnell faulen und es kaum regnete.“ Im Weinbau zeigt sich laut Peter Hoffmann ein differenzierteres Bild. „In neu angelegten Weinbergen sind häufig Trockenschäden zu verzeichnen, während in länger bestehenden Weinbergen hervorragende Qualitäten bei sehr guten Erntemengen erwartet werden. Die Trauben sind zuckersüß und kerngesund – ein Resultat des trockenen Spätsommers.“ Trotz der guten Stimmung in den Weinbaubetrieben gilt für die Winzer aber auch in diesem Jahr der Spruch: „Der neue Jahrgang kann erst dann beurteilt werden, wenn er komplett ausgebaut ist.“

Hoffmann blickt zum Erntedank nach vorne: „Landwirtschaft zu betreiben, heißt stets mit den Launen der Natur zu leben und zu arbeiten. Wir säen und wissen nicht, ob wir ernten werden. Wir kaufen Saatgut und Dünger ein und wissen nicht, ob die Erlöse die Erzeugungskosten decken.“ Ein Herbst mit guten Aussaatbedingungen nennt er dem Grundstein für eine gute Ernte in 2019. Bedingt durch die anhaltende Trockenheit seien die Aussaatbedingungen vielerorts jedoch sehr schwierig gewesen. „Dennoch hoffen die saarländischen Bauern das Beste und feiern Erntedank.“

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