Wort zum Alltag Anna und Joachim und die Sache mit den Großeltern

Ich erinnere mich noch heute gerne an meine wöchentlichen Ausflüge als Zwölfjähriger zu meiner Oma. Sie war Witwe und lebte im Nachbarort. Einen Nachmittag in der Woche spielten wir zusammen, erzählten, hatten Zeit füreinander. Heute im Rückblick sind dies für mich kostbare Erinnerungen - meine Oma hatte Zeit, sie hat zugehört, sie war einfach die ganze Zeit nur für mich da! Super! Nicht dass sich meine Eltern um mich nicht gekümmert hätten... Aber mein Vater war den ganzen Tag auf Arbeit, und in der restlichen Zeit stand vieles rund ums Haus an. Und meine Mutter hatte einen siebenköpfigen Haushalt mit einer pflegebedürftigen Tante zu führen. Halt schon ausgefüllter Alltag!

Und bei meiner Oma war ich raus aus diesem „Betrieb“. Sie hörte mir zu, gab mir Tipps und die ein oder andere Ermunterung für so manche schulische oder private Klippe. Eigenartigerweise erlebte ich das bei meinen eigenen Kindern auch. Die machten und machen mit ihren Großeltern ähnliche Erfahrungen. Das, was der Opa sagt – auch wenn es inhaltlich dasselbe ist wie bei uns – hat einen anderen Stellenwert – und wird erstaunlicherweise schnell umgesetzt. Manchmal stand ich staunend daneben, wenn mein Schwiegervater bei unseren Kids etwas schaffte, was meine Frau und ich nicht erreichten.

Die Großelterngeneration spielt bei der Weitergabe von Lebenserfahrungen eine nicht zu unterschätzende Rolle, erzählen mir pädagogische Fachleute. Recht haben sie. Heute feiern wir in der katholischen Kirche den Gedenktag von Anna und Joachim. Es sind die Großeltern von Jesus. Sie haben’s nicht in die Bibel geschafft. Nur in so genannten außerbiblischen (apokryphen) Schriften wird von ihnen erzählt. Für mich spannend zu sehen, dass sie von den Christen nach einigen Jahrhunderten in den Fokus gerückt werden.

Die Erfahrung, die Weitergabe von Lebens- und Glaubenserfahrungen, von Werten und praktischen Weisheiten, geschieht durch die Großelterngeneration. Und ist enorm wichtig. Also werden Anna und Joachim auch für die Christen wichtig. Nicht nur Maria und Josef!

Vielleicht konnten Anna und Joachim ja tatsächlich mit einer anderen Weitsicht, einer anderen Lebenserfahrung und Gelassenheit und Weisheit den kleinen Jesus auf seinem Lebensweg mitprägen? Und wenn ich glaube, dass unsere Heiligen auch heute mithelfen, dann habe ich an Anna und Joachim an ihrem Gedenktag eine Bitte: Sorgt mit dafür, dass auch heute Omas und Opas mit Freude ihre Glaubens- und Lebenserfahrung weitergeben! Mit Übersicht und Gelassenheit, mit Weitsicht und mit Zeit zuzuhören. Vor allem aber mit eurem Vertrauen: Gott geht unseren Lebensweg mit!

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