Hopfen (links unten) und Malz (zwei Sorten rechts unten), dazu Hefe und Wasser – mehr braucht es grundsätzlich nicht, um Bier zu brauen. Aus diesen wenigen Zutaten lässt sich eine beachtliche Vielfalt an Sorten herstellen. Anlässlich des Tages des deutschen Bieres, der am 23. April begangen wurde, geben die SZ-Redakteure aus Merzig und Saarlouis ihre ganz persönlichen Anekdoten und Ansichten rund um den Gerstensaft zum Besten.

Ein tiefer Schluck Hauptstadt Es ist nicht so, dass mir Berliner Weiße mit Schuss nun wesentlich besser schmeckt als all die anderen Biere. Aber es gibt ein Ritual, auf dem mein besonderer Bezug zu dieser etwas speziellen Biervariante beruht. Jedes Mal, wenn ich zu Besuch in der Bundeshauptstadt bin, suche ich nach Möglichkeit zuallererst das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) auf. Dort geht es hoch ins siebte Geschoss, wo oberhalb der (nach wie vor unschlagbaren) Delikatessen-Abteilung das Wintergarten-Restaurant mit Rundumblick auf Besucher wartet. Dann wird eine Berliner Weiße mit Schuss geordert (Waldmeister, Himbeere ist mir zu süß) und der Bier-Sirup-Mix langsam durch den Strohhalm Richtung Gaumen befördert – in dem Moment fühle ich, ich bin angekommen in Berlin. Wie sehr ich das vermisse, ist mir nach über einem Jahr Corona-Pandemie gerade wieder bewusst geworden.

Hauptsache handgemacht Pils, Lagerbier, Weizen – in diese Kategorien unterteile ich mein Bier nur ungern. Ich trinke sie alle gerne, je nach Stimmung, Jahreszeit und Wetterlage. Nur eins müssen sie gemein haben: Sie dürfen nicht aus der Massenabfüllung kommen. Industriebier gibt es in allen möglichen Variationen und von den unterschiedlichsten Herstellern, die sich mit ihren Werbebotschaften sehr tief in das kollektive Gedächtnis gebohrt haben.

Für mich persönlich geht jedoch Klasse vor Masse. So greife ich lieber auf ein Craftbeer zurück – ein Bier, das noch wirklich von Hand gemacht ist. Und das gibt es auch gleich hier aus der Region: Das „Molchi-Bier“ kommt aus dem Beckinger Ortsteil Hargarten und das „Eppels“ – der Name verrät es schon – aus Eppelborn. Über beide Biere haben wir in der SZ schon berichtet und beide kann ich persönlich empfehlen. Man schmeckt einfach, dass das Bier nicht mit Chemikalien gepanscht wurde, nur um es haltbarer zu machen. Und man trinkt auch einfach mal was anderes. Der Schritt in die Craftbeer-Welt kann der erste Schritt in ein großes Abenteuer sein.

Saarland heißt für mich Pilsgenuss Der typische Geschmack eines Pils-Biers, etwas herb, nicht sonderlich süß, süffig erfrischend — daran habe ich nach meinem Umzug ins Saarland vor gut vier Jahren schnell Gefallen gefunden. Davor war ich kein besonders großer Anhänger des gebrauten Hopfengetränks. Irgendwie waren mir die Biere, die ich mit meiner Heimat in Baden-Württemberg verbinde, immer zu süß oder zu fad. Doch einer bekannten saarländischen Brauerei ist es zu verdanken, dass ich wirklich gerne Bier trinke, vor allem deren Pils. Habe ich die Wahl zwischen Bier, Wein oder Cocktail – ich würde inzwischen in den allermeisten Fällen ein Pils bevorzugen, egal zu welchem Anlass. Auch Familie und Freunde, die nicht im Saarland leben, konnte ich schon von meinem Lieblingsbier aus der neuen Heimat überzeugen. Inzwischen schauen sogar manche derer schon in Supermärkten über die ganze Republik verteilt nach, ob diese Sorte Pils im Sortiment ist und denken beim Trinken hoffentlich an das schöne Saarland und vielleicht an mich.

„Et hätt noch emmer joot jejange“ Als gebürtige Saarbrückerin bin ich natürlich am Saarbrücker Staden mit dem Bruchbier Zwickel sozialisiert worden. So konnte ich mich auch gleich sehr gut anfreunden mit dem ähnlich leichten, nicht zu herben und für mich spritzig-frischen Kölsch. Vier Jahre habe ich in der Domstadt gelebt, studiert, gearbeitet und einige Gläser Kölsch geleert. Das muss man auch, denn traditionell serviert der Köbes (Kellner) das Kölsch in 0,2-Liter-Gläsern – äußerst winzig, wenn man die Ein-Liter-Humpen am Staden gewohnt ist.

Gewöhnungsbedürftig war auch der erste Brauhaus-Besuch mit meinen aus sämtlichen Erdteilen stammenden Kommilitonen, die teils keinen Alkohol trinken. Und den Fehler machten, Wasser zu bestellen. Der Köbes war empört: „Soll isch och noch e’ Handtuch unn Seife bringen?“

Köln, meine zweite Heimat, habe ich wirklich lieben gelernt, jeden Tag geschaut, ob der Dom noch steht und Düsseldorf ist total blöd. Vor allem die wunderbare Kiosk-Kultur ist einzigartig. Man ist immer draußen, wandert mit dem Kölsch in der Hand von Kiosk zu Kiosk und lernt jeden Tag neue, rheinische Frohnaturen kennen. Auch wenn hier das öffentliche Leben grade brach liegt, der Kölner Optimismus bleibt. Wie Artikel 3 des kölschen Grundgesetzes besagt: „Et hätt noch emmer joot jejange.“

Ein Altbier geht immer. Vor allem in Köln! Es war zu fortgeschrittener Stunde in einer Kölsch-Kneipe mitten in der Kölner Altstadt. Die Runde war groß, der Abend lang, die Stimmung gelöst – und irgendwann kam da die Idee, getränketechnisch doch umzusteigen. Zur Abwechslung was anderes. Nicht mehr nur das Zeug, das sie da in Reagenz-Gläsern ausschenkten. Und so stellte ich in damals jugendlichem Leichtsinn und  – ich schwöre! – ohne böse Absicht die fatale Frage: „Haben Sie auch ein Altbier?“ Vermutlich war der Impuls ans Sprachzentrum zu schnell oder das Großhirn doch schon zu sehr benebelt. Jedenfalls mussten die Kölner in unserer Runde den rot angelaufenen Wirt mit allem Möglichen besänftigen, dass wir nicht sofort rausflogen. Dann holte er tief Luft und sagte: „Pass op, du Blötschkopp. Ich erklär dir wat: Mir trinke he Kölsch - und pinkeln in de Rhing (Rhein). Dat Wasser fließt no Düsseldorf – und dort mache die Altbier drus. Dat gibt et he net.“  Die Situation schien sich gerade wieder zu entspannen, als einer aus unserer Gruppe fand, es sei gerade der richtige Moment für etwas Erdkunde. „Und wir fünf hier sind aus dem Saarland“, erklärte er stolz und nicht ganz nüchtern. „Wir trinken Ur-Pils. Wir pinkeln in die Saar, die fließt in die Mosel und die...“ Weiter kam er nicht mehr.  Dafür musste er wenig später die nächste Runde zahlen – an einer Tankstelle. Denn im Brauhaus bekamen wir nichts mehr. Immerhin: Die Tankstelle hatte Altbier.

Radler passt nicht nur für Radfahrer Es gibt für mich nichts Schöneres, als nach einem anstrengenden Tennismatch ein Radler (oder Panasch, wie es im Saarland heißt) gegen den Durst zu trinken. Frisch gezapft muss es aber schon sein und gekühlt natürlich. Das Bier, das einst für Radfahrer entstand, ist mit weißer Limonade nicht so stark wie ein reines Pils, und besonders bei Frauen sehr beliebt, weil es mit der Limo auch nicht so bitter schmeckt.

Übrigens, was für die Radfahrer gut war, sie sollten damals nicht zu viel Alkohol trinken, weshalb das Bier wohl mit etwas Unalkoholischem gemischt wurde, hat sich auch bei anderen Sportlern durchgesetzt. Im Norden bestellt man übrigens ein Alster. Böse Zungen behaupten, dass das Getränk entstanden ist, weil damals durstige Radfahrer alle versorgt werden mussten und der Biervorrat nicht ausreichte. So mischte der Wirt das damals noch dunkle Bier zur Hälfte mit Zitronenlimonade und behauptete, er habe es exra für die Radfahrer gemixt, damit diese nicht betrunken nach Hause fahren müssen.

Irischer Gaumenschmeichler Sämig, samtig, sehr dunkel und vor allem weich – so ein Guinness ist wie eine sehr gemütliche Couch nach Feierabend. Geschmacklich stark (obwohl es nur 4,2 Prozent Alkoholgehalt  hat) und ein wenig süßlich, vor allem aber hat es kaum Kohlensäure. Ich genieße gern mal eine Pint in einem der beiden Irish Pubs in der Saarlouiser Altstadt. Wie jedes Bier schmeckt auch dieses Stout am besten frisch vom Fass. Gezapft wird es, im Vergleich zum Sieben-Minuten-Pils, zügig in zwei Schritten: Erst das Glas schräg zu etwa drei Vierteln befüllen, kurz abstehen lassen, bis sich Schaum bildet, dann folgt der Rest. Der geübte Theker malt dann noch mit einer mühelosen Handbewegung das berühmte Kleeblatt ins Schaumdeckchen. Cheers. Auch im anhaltenden Gastro-Lockdown muss man auf ein Guinness nicht verzichten, denn es kommt annähernd frisch aus der Dose, dank des patentierten „Widget“, einer kleinen Stickstoff-Kapsel, die auch zu Hause im richtigen Glas für den typisch cremigen Schaum sorgt.

Die Guinness Brauerei gibt es seit 1759. Seine Farbe hat das irische Bier übrigens der gemälzten und gerösteten Gerste zu verdanken, eigentlich ist es auch rubinrot und nicht schwarz – falls Ihnen am Tresen mal die Themen ausgehen. Gern geschehen.

Mit Weizen sollst du nicht geizen Wenn ich von einer Sache mehr als genug besitze, dann sind es wohl Gläser. Große Gläser, kleine Gläser, mittlere Gläser. Gläser speziell für Weiß- und Rotwein, dazu Schnaps- und Likör-Gläser, Cognac-Gläser, Sekt-Gläser sowie diverse Cocktail- und Longdrink-Gläser. Dann natürlich Wasser-Gläser, teils mit Motiven und teils ohne, Cola-Gläser, sogar Gläser extra für Fassbrause, Latte-Macchiato-Gläser und Gläser mit besonders festem Boden. Und für Notfälle hab ich noch wiederverwertbare Plastik-Becher in allen möglichen Farben.

Das Einzige, was in der Sammlung fehlt, sind designierte Biergläser. Erstens wird in meinem Haushalt eher wenig Bier getrunken. Zweitens kann man Bier meiner Meinung nach auch ganz gut aus der Flasche trinken. Doch natürlich gibt es eine Ausnahme, für welche ich Gläser vorhalte: das gute alte Weizenbier, das natürlich nur aus einem hochgewachsenen Halbliter-Glas getrunken wird.

Denn Weizenbier schmeckt (zumindest mir) nicht nur in allen Varianten gut, sondern es braucht einfach eine gewisse Grundbehandlung. Das feine Getränk, egal ob sanft-malzig in seiner dunklen oder erfrischend in seiner goldgelben Variante, verlangt einfach, gut gekühlt aus einem passenden Glas getrunken zu werden.

Nur wenn man der Meinung ist, es mit Bananensaft mischen zu müssen, kann man meiner Ansicht nach auf ein Glas verzichten – und es einfach direkt in den Ausguss kippen.

Alkoholfrei mit Geschmack - lecker! „Mädchenbier“: So bezeichnen wir zuhause liebevoll und ganz undespektierlich bestimmte Biergebräue. Getränke, bei denen wohl jeder echte Bierkenner mutmaßlich verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Aber ich gestehe, ich mag sie, sehr sogar. Und viele andere auch. Die Rede ist von alkoholfreien Bieren mit Geschmack. Zum Beispiel mit Grapefruit.

Gut, das angenehme Säuseln im Kopf danach bleibt natürlich aus. Genau deswegen ist dieses Bier aber auch so in meiner Gunst. Die Abendsonne im Gesicht, den Feierabend vor sich, ist so eine Flasche des leicht süßlich-herb-prickelnden Getränks in der Hand ganz etwas Feines. Und zudem kann man  nach der Genuss- und Verschnaufpause wieder mit klarem Kopf weiter im Programm machen.

Für mich gilt: In vino veritas Die Faszination, die Bier auf manche Menschen ausübt, konnte ich noch nie wirklich nachvollziehen. Dass der Gerstensaft, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot von vielen als Kulturgut angesehen wird, noch weniger. In meinem Freundeskreis, auf Partys oder Familienfesten kann es durchaus vorkommen, dass ich mich fast verlegen rechtfertigen muss, warum ich denn lieber kein Bier möchte. Das soll an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden, ich lehne Bier nicht kategorisch ab. Ein kühles Pils bei sengender Sommerhitze hat durchaus etwas Erfrischendes.

So komme ich doch gut und gerne auf meine zwei bis drei Flaschen Bier im Jahr. Bier wäre aber niemals meine erste Wahl: Um einen feierlichen Anlass zu würdigen, finde ich ein Glas trockenen Sekt einfach passender als ein Bier. Ansonsten würde  meine Wahl eigentlich immer auf einen trockenen Rotwein fallen, der passt meiner Meinung nach zu jeder Gelegenheit – mit einer Ausnahme: Ist es draußen richtig heiß, ist der Wein doch eher kalt und weiß.