Als "Klein-Woodstock" noch neu war

Saarbrücken. "Sonntags ans Schloss" - das Motto darf man getrost wörtlich nehmen. Mit Kind und Kegel lässt sich bei Saarbrückens wohl beliebtestem Open-air ebenso kurzweilig wie entspannend ein kompletter Sommersonntag genießen. Ein richtiges Familienprogramm

Saarbrücken. "Sonntags ans Schloss" - das Motto darf man getrost wörtlich nehmen. Mit Kind und Kegel lässt sich bei Saarbrückens wohl beliebtestem Open-air ebenso kurzweilig wie entspannend ein kompletter Sommersonntag genießen. Ein richtiges Familienprogramm. Während am späten Vormittag draußen der Matineen-Blues tobt, darf der Nachwuchs mit dem Schlossgespenst durchs betagte Gemäuer ziehen. Um nachmittags mit Kindertheater und Clownereien weiter bei der Stange und bei Laune gehalten - und mit Live-Kleinkunst jenseits von TV und Computer vertraut gemacht zu werden. Spielerisches und kindgerechtes Lernen und Erleben. Die Pausen, so auch zwischen "Kids" und Soireen, können bequem vor Ort in schönster Kulisse überbrückt werden. Ob nun auf der Wiese ("Klein-Woodstock") oder auf den größtenteils vor Regen geschützten Bänken gerastet wird - beim Schlossgastronomen Peter Kinzer findet man Speis' und Trank. Längst ist das alles selbstverständlich, doch waren die Anfänge am "Bürgerschloss" vor zwei Jahrzehnten bescheiden. Keine Spur etwa von der heutigen Bühne mit dem eleganten Segel. Damals weigerte sich sogar einmal eine Band, ihre Ausrüstung auf dem blanken Schotter aufzubauen. Welche Musiker Station machten, wirkte ohnehin ziemlich wahllos - meist allgegenwärtige Lokalmatadoren bis hin zum Blasorchester. Als Claude Adam-Brettar dann mit dem überregional besetzten morgendlichen Blues kam, herrschte zunächst Skepsis. Doch sein Konzept zündete und bescherte manche unvergessenen Glanzlichter. Etwa den großartigen Memo Gonzalez und seine Bluescasters, die live stets stärker waren als im Studio. Und natürlich die Könige des Swinging Blues B.B. & the Blues Shacks. Wenn deren Gitarrist Andreas Arlt bei seinen Soli ein um's andere Brikett zulegte, schwoll die Begeisterung im Schlossgarten auf Orkanstärke. Selbst wenn das breite Publikum intime kleine Besetzungen nicht immer liebte: Ein Original wie Abi Wallenstein, Hamburger Blueslegende mit Reibeisenstimme und Leukoplast-geschmückten Klampfen, grub sich nachdrücklich ins Gedächtnis. Ein ganz besonderes Fest auch für die Augen waren jene Sonntage, an denen sich zum Blues das Oldtimer-Treffen auf dem Schlossplatz gesellte. Mit allerlei Entdeckungen und zeitlosen Beiträgen konnten last but not least auch die vorwiegend auf jüngere Hörer zielenden Soireen aufwarten: Man denke nur an die immerfrische Rockröhre Inga Rumpf oder die Kapelle Velvetone mit ihrem Echo-geschwängertem Düster-Rockabilly. Auf die nächsten 20 Jahre der Reihe "Sonntags ans Schloss!"uhr

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