Menschen suchen in der Fremde eine neue Zukunft

Neunkirchen · Von Oktober 2013 bis Januar 2014 sind dem Landkreis Neunkirchen 30 Asylbewerber aus Syrien und 23 aus Eritrea zugewiesen worden. Ehrenamtlich Engagierte bieten auch unterm Dach der Kirche Hilfe an.

 Helga Veit (links) traf im Kirchenladen „Momentum“ auch Sarah Meserret aus Eritrea. Foto: Bischöfliche Pressestelle

Helga Veit (links) traf im Kirchenladen „Momentum“ auch Sarah Meserret aus Eritrea. Foto: Bischöfliche Pressestelle

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Sie denkt, fühlt und lebt "franziskanisch". Das ist ihr Verständnis von christlicher Kirche. "Ich möchte da sein, wo Menschen in Not sind", sagt Helga Veit (60). Helfen, nicht Schäfchen zählen. Im Herbst ging die frühere Gemeindereferentin der katholischen Pfarrei St. Marien Neunkirchen mit Schwerpunkt interkulturelle Arbeit in den Vorruhestand. Und engagiert sich jetzt ehrenamtlich, etwa für Flüchtlinge, die es zunehmend aus dem Nahen Osten und aus Afrika auch in unsere Region verschlägt. Seit Oktober 2013 sind dem Landkreis Neunkirchen 30 Asylbewerber aus Syrien und 23 aus Eritrea zugewiesen worden, wie die Kreispolizeibehörde auf SZ-Anfrage mitteilte (Stand 9. Januar 2014).

Vergangene Woche waren Flüchtlinge zu einem ersten Treffen in den Neunkircher Kirchenladen "Momentum" an der Bliespromenade eingeladen, initiiert von Helga Veit und Dechant Olaf Harig. Beweggrund: Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und sich im Gastland fremd fühlen, können praktische Hilfe, Kontakte, einen Treffpunkt und vielleicht auch eine spirituelle Heimat brauchen. Dabei, so Helga Veit, können sich im "Momentum" Flüchtlinge christlichen und muslimischen Glaubens begegnen. Mit Namenslisten, persönlichen Verbindungen und dem bewährten "Schneeball"-System ging die Einladung rund. Unterstützt auch von Haura "Rabab" Dheine aus Ottweiler, wie Helga Veit betont, gebürtig im Libanon, heute Deutsche. Sie helfe auch als Dolmetscherin bei der Stadt Neunkirchen aus, kenne die Menschen und ihre Geschichten.

"An die 25 Frauen, Männer und Kinder waren da" berichtet Helga Veit vom Treffen im "Momentum". Familien, Paare, Einzelpersonen, von Student bis Facharzt. Untergebracht in Neunkirchen, seinen Stadtteilen und umliegenden Kommunen wie etwa Merchweiler, Schiffweiler, Spiesen-Elversberg. Die Menschen suchten ihre Zukunft, sagt Helga Veit: "Können wir nochmal zurück in unsere Heimat? Wenn nicht, welche Zukunft haben wir dann hier?" Gesprochen wurde in der Runde meist Englisch: "Aber diese Menschen sind unheimlich motiviert, schnell Deutsch zu lernen." Helga Veit spricht perfekt Englisch. Sie weiß, wie es ist, als Fremde im Ausland zu leben. Auch wenn sie im Alter von 26 den Schritt freiwillig wagte. Sie packte ihren Koffer und flog in den USA. Die Primstalerin traf auf hilfsbereite Menschen, fand Arbeit in ihrem Beruf als Friseurin und baute sich eine Existenz auf. Zwanzig Jahre lebte sie nahe Boston/Massachusettes. Berufsbegleitend studierte sie Theologie. 1998 kam Helga Veit nach Deutschland zurück, das Bistum Trier hatte ihre Bewerbung angenommen: "Man hat mir nach dem Vorstellungsgespräch gesagt: Sie haben den richtigen Missionsgeist." Und inzwischen hat die "Franziskanerin" Helga Veit mit Franziskus nach eigenem Bekunden auch genau den richtigen Papst.

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