Meinung aus dem Wäschekorb

Völklingen. "Wir sollten schon eine Mehrheit finden", meinte SPD-Fraktionschef Erik Kuhn. Und Linken-Pressesprecher Patric Bies orakelte von einer "fest zugesagten 26. Stimme". Doch wenn sie vor der Stadtratssitzung am Donnerstagabend in der Kulturhalle Wehrden genauer hingehört hätten, wären ihnen wohl noch Zweifel gekommen

Völklingen. "Wir sollten schon eine Mehrheit finden", meinte SPD-Fraktionschef Erik Kuhn. Und Linken-Pressesprecher Patric Bies orakelte von einer "fest zugesagten 26. Stimme". Doch wenn sie vor der Stadtratssitzung am Donnerstagabend in der Kulturhalle Wehrden genauer hingehört hätten, wären ihnen wohl noch Zweifel gekommen.Da verneinten Ratsmitglieder von Grünen und Freien Wählern vor der Tür übereinstimmend, dass sie bereits endgültig festgelegt seien. Und Berthold Annel (Freie Wähler) deutete an, dass es aus seiner Sicht einen "Spagat", sprich "Röchling-Höhe" ohne "Hermann", geben könne. Eine Richtung, mit der auch FDP-Fraktionschefin Denise Baldauf sympathisiert.

Doch zunächst bestimmten in der Kulturhalle die Vertreter der Bürgerinitiativen die Szene. Die Röchling-Gegner besetzten mit Protestschildern mit Aufschriften wie "Hitlers Mann an der Saar" oder "Sie starben für Röchling" (gemeint: die Zwangsarbeiter) ihre Ecke im Zuhörerraum. Die Röchling-Freunde verteilten sich im wahrsten Sinne des Wortes saalfüllend, besetzten schließlich sogar die Bühne, schwenkten Transparente mit Aufschriften wie "Hermann-Röchling-Höhe soll bleiben" und "Wir wollen entscheiden". Viele von ihnen zogen sich Trikots des SV Röchling-Höhe über. Auch Harry Kirsch, ehemaliger Oberbürgermeisterkandidat der NPD, bediente sich aus dem von Vereinsleuten mitgebrachten großen Wäschekorb.

Umringt von Bürgerinitiavlern, die je nach Lage Beifall spendeten oder murrten und pfiffen, begannen dann die Stadtratsmitlieder ihre Sitzung. Wo dann auch der aktuelle Völklinger NPD-Chef, Frank Franz, die Vorlage aufgriff, "die Entscheidung den Bürgern zu übergeben". Und die Hermann-Röchling-Freunde an diesem Abend zumindest erreichten, dass der Stadtrat nicht gegen sie entschied.

Den Anstoß dazu gab die CDU mit ihrem Fraktionschef Stefan Rabel. Der stellte den Antrag, die Umbenennung von der Tagesordnung abzusetzen. Und gleichzeitig den Antrag, über diesen Antrag geheim abzustimmen. "Weil", so Rabel, "ich weiß, dass in den letzten Tagen massiver Druck auf Stadtratsmitglieder ausgeübt wurde". Weit mehr als das nötige Drittel der Stadtratsmitglieder wollte dann geheime Abstimmung. Mit dem bereits bekannten Resultat von 27 zu 22 Stimmen für eine Vertagung. Was bedeutet, dass es auf unabsehbare Zeit beim Namen Hermann-Röchling-Höhe bleibt.

Neben SPD und Linken hätten auch andere im Stadtrat gerne an diesem Abend beraten und beschlossen. So Karl-Heinz Remark (IG Pro Völklingen), "damit dieses Thema endlich zu Ende kommt". Und Manfred Jost (Grüne) auch, aber unter einem anderen Gesichtspunkt: "Welchen Stellenwert hat ein rechtskräftig veruteilter Kriegsverbrecher in unserer Stadt?"

Wegen der geheimen Abstimmmung lässt sich allenfalls spekulieren, welches Ratsmitglied wie abgestimmt hat. Die Sitzverhältnisse im Rat: CDU 17, SPD 16, LInke 7, FDP 3, Grüne, Freie Wähler, IG Pro Völklingen und NPD jeweils zwei Sitze. Jeweils ein Ratsmitglied von CDU und SPD fehlte am Donnerstagabend. Ansonsten war der Rat komplett.

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