Von ersten Lehrern, tollen Geschenken und hilfreichen Stickern Heute beginnt die Schule: So blicken SZ-Redakteure zurück auf ihren ersten Schultag
Der erste Schultag ist ein ganz besonderer Tag – für manche ist er mit großer Freude verbunden, bei manchen auch mit ein bisschen Angst. Redakteurinnen und Redakteure der SZ erinnern sich daran, wie es bei ihnen war.

Als Hochdeutsch in die Saarpfalz kam
Frühförderung in Englisch gab’s damals noch nicht. Auch Hochdeutsch war größtenteils Fremdsprache. Jedenfalls in der Saarpfalz, wo ich im letzten Jahrhundert eingeschult wurde. Die Kindergarten-Schwester hatte es aber immerhin geschafft, uns so zu erziehen, dass wir am ersten Schultag alle in Reih’ und Glied auf unseren Holzbänken saßen, nicht schwätzten und uns auch nicht heimlich die klebrigen Maoams aus der Schultüte in den Mund schoben, während der Lehrer uns begrüßte. Ich konnte am ersten Schultag gerade mal „Heini und Lene“ schreiben, ein paar Wörter lesen, zum Beispiel „Rama“ oder „Fenner Harz“, aber das war’s schon. Ich war mit unguten Gefühlen in die Schule gekommen, denn ich konnte kein Saarländisch. Darunter hatte ich schon im Kindergarten arg gelitten, denn meine Eltern waren Zugereiste. In der ersten Schulstunde mussten alle Kinder aufstehen und sich vorstellen. Ich plapperte beschämt mein Sprüchlein daher. Der Lehrer lächelte aufmunternd und sagte: „So wie die Christine eben gesprochen hat, so müsst ihr jetzt alle sprechen, das ist Hochdeutsch.“ Nie mehr in meinem Leben wurde ich so unverhofft und grundlegend auf die richtige Seite der Macht katapultiert wie an diesem Tag.
Von Christine Maack

Im Rampenlicht vor der Polit-Prominenz
Vorfreude und ein Gefühl von Erhabenheit, endlich in diese wundervolle Welt voller Buchstaben einzutauchen – erste Lesefähigkeiten hatte ich mir bereits beim „Glücksrad“-Schauen angeeignet – das verbinde ich mit meiner Einschulung. Nun ja, und ein fragwürdiges 90er-Jahre-Outfit. Noch präsenter ist die Erinnerung an den ersten Tag am Gymnasium.
Mir war bewusst, dass dieser Tag bedeutsam ist. Nicht nur für mich und die anderen 30 Kinder, mit denen ich künftig den Klassenraum teilen sollte. Das hier war viel, viel größer. Rundherum Lichter, Luftballons, Feuerwerk, riesengroßes Bohei. Der damalige Kultusminister Jürgen Schreier war da, aber den kannte ich schon von einem Auftritt mit dem Grundschul-Chor. Der Merziger Oberbürgermeister, der saarländische Ministerpräsident, Alt-Bundespräsident Roman Herzog – diese Menschen sagten mir nichts. Sie sprachen von einem bedeutsamen Tag, von einem historischen Ereignis, für das Saarland und Deutschland.
All das nahm ich wahr, ohne es wirklich zu begreifen: Dass hier, im Merziger Kulturzelt, offiziell das saarländische G 8 startete. Und ich, mittendrin, zum letzten Mal mit meinem Grundschul-Chor auf einer großen Bühne stand und sang: „Wir sind unsere Zukunft.“
Von Ruth Hien

Sticker wiesen mir den Weg
Es gibt diese Tage, die einem Angst machen, an die man bereits Wochen zuvor mit Schrecken denkt, die einen nicht schlafen lassen. Und dann sind sie ganz plötzlich auch schon wieder vorüber. Häufig waren sie auch gar nicht schlimm – vielmehr Tage, an die man sich ein Leben lang in nostalgischer Verklärung erinnert. Genau solch ein Tag war der erste Schultag für mich: Anno 1992. Ich vergötterte das Leben in meinem Kindergarten, meine Freunde und Betreuer, wollte mit aller Macht die Zeit zum Stehen bringen. Wochenlang war ich traurig, hatte Respekt vor dem „Großwerden“. Meine Eltern taten alles, um mir meine Ängste zu nehmen. Eine dieser Ängste: Ich hatte nahezu panische Sorge, am ersten Schultag meinen Klassensaal nicht rechtzeitig zu finden. Das Schulgebäude war im Gegensatz zum Kindergarten doch recht groß. Da kam meinem Vater eine zündende Idee. Bereits zwei Tage vor Einschulung begaben wir uns auf dem Fußweg zur Schule, suchten meinen Klassensaal und positionierten einen kleinen Sticker unten neben der Tür. Genial! Was sollte da noch schiefgehen. Und tatsächlich, am ersten Schultag, der in meiner Erinnerung zu den schönsten Tagen meiner Kindheit zählt, hab ich den Saal auf Anhieb gefunden – dank Sticker. Gar nicht so einfach, bei drei Türen auf der Etage.
Von Daniel Bonenberger

Mit Purzelbaum in den Klassensaal
Ich erinnere mich noch zu gut an den ersten Schultag, als sei es gestern gewesen. Mein Kleid, meine Schultüte, die erste Begegnung mit meiner Klassenlehrerin, Fräulein Kruft.
Meinen Schulranzen habe ich aus der Erinnerung gestrichen, ich weiß es wirklich nicht mehr, wie er aussah. Dafür weiß ich aber noch sehr genau, dass ich nie meinen Schulweg vorab erklärt bekommen und auch nicht begleitet werden musste. Auch keinen Bus benutzen musste und Fahrrad schon gar nicht. Sie ahnen es bereits? Ja, ich habe tatsächlich gegenüber der Schule gewohnt, ein Purzelbaum (na ja, es können auch zwanzig gewesen sein) genügte, und ich saß im Klassenraum. Ich rieche förmlich noch die Kreide und den Tafelschwamm und weiß noch genau, wer das Klassenbuch führte. Damals noch eine Ehre.
Und was ich nie vergessen werde, kann aber gut möglich sein, dass es nicht der erste Schultag war: Ein Augenarzt überprüfte die Sehfähigkeit, und es kam wie es kommen musste. Ich brauchte eine Brille, die ich ich bis heute nicht mehr losgeworden bin. Saß von da an in der ersten Reihe.
Allein schon deshalb werde ich den ersten Schultag nicht vergessen, denn eine Brillenschlange wollte ich definitiv nicht sein.
Von Astrid Dörr

Zucht, aber auch viel Spaß in Puebla
Viel Spaß mit den anderen Kindern, Spielen, Toben, auch mancher Streich, vor allem aber auch Freundschaften, die teils noch heute bestehen: All das fällt mir ein, wenn ich an die Kindergartenzeit und Einschulung am Colegio Humboldt, der Deutschen Schule in Puebla, zurückdenke. Klebrige und bunte Finger vom Krepppapier, mit dem wir oft gebastelt haben. Auch meine Schultüte, die meine Mutter entwarf, hatte welches . . , die müsste ich auch noch haben ebenso wie die unzähligen Bilder. Denn wir haben viel gemalt, uns dann die Geschichten dazu erzählt. Oder die Buchstabenkiste, in die mein Freund Diego und ich oft griffen, die Plastikbuchstaben nicht etwa zu Worten formten, nein: Wir hängten alle irgendwie zusammen zu zwei Ketten – in die Mitte hängten wir abwechselnd unsere Teddybären und ließen sie schaukeln . . . Die Klassenlehrerin ließ sich auch schlecht hinters Licht führen – das Alphabet lernten wir durch Ausschneiden von Begriffen und späteres Einkleben zu einem ganzen Heft. Lustig waren auch die Pausen: Dumm dran war nur, wen der Schulpräfekt beim Laufen erwischte, denn das war ebenso verboten wie das Malen mit Kreide. Tja, auch mich hat es mal erwischt, dann hieß es bis zum Pausenende beim Präfekten in seinem Nadelstreifenanzug und stets blitzsauberen Lackschuhen zu stehen, bis die Glocke ertönte und es wieder in den Unterricht ging.
Von Hans-Christian Roestel

Ein großes Geschenk in der Schultüte
Gut fünfeinhalb Jahrzehnte nach dem ersten Tag in der Grundschule kann es schon mal ein wenig Grübeln kosten, ehe sich die Bilder wieder darstellen. Das Schulgebäude, der Klassenraum mit 36 Kindern, klar, aber wie hieß noch mal die Klassenlehrerin?
Aufgeregt war ich schon ein wenig, aber weniger, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommen würde. Drei ältere Geschwister waren Vorbereitung genug. Doch da war dies Stückchen Geburtstag oder Weihnachten, das die Eltern zum ersten Schultag eingeführt hatten. In der Schultüte würde sich neben Nützlichem und ein bisschen Süßem ein vergleichsweise großes Geschenk befinden.
Wie sehnlich hatte ich sie mir gewünscht, die Lego-Eisenbahn. Die Lok, ein, zwei Wagen auf einem Kreis (oder doch einem Oval?) blauer Schienen auf weißen Zehner-Platten als Bohlen: Ein Traum ging in Erfüllung. Und ich weiß auch noch, dass ich die Hausaufgaben nicht vernachlässigt habe, um damit zu spielen.
Mit den Eltern habe ich später nie darüber gesprochen, ob das Geschenk Symbolcharakter haben sollte. Doch heute gefällt mir der Gedanke, dass sie dabei auch an „Bitte einsteigen!“ zum Beginn einer großen Reise gedacht haben.
Von Mathias Winters

Gut vorbereitet mit Felix in die Schule
Auf meinem Foto zur Einschulung halte ich stolz meine „Briefe-von-Felix“-Schultüte im Arm, während ich den passenden rot-schwarzen „Briefe-von-Felix“-Ranzen auf meinen Rücken trage. In dem liegt – natürlich – auch das entsprechende Mäppchen drin. Dass Hasen meine absoluten Lieblingstiere sind, wollte ich an meinem ersten Schultag gleich klarstellen. Ich war bestens vorbereitet.
Und Mensch, was hatte ich mich auf diesen gefreut. Nach einem kurzen Wortgottesdienst ging es auf den Schulhof, wo wir reihum aufgerufen wurden und uns jemand zu unserem Klassenraum brachte. Meiner lag direkt neben der naturwissenschaftlichen Sammlung, in der auch ein Skelett für den Sachkundeunterricht untergebracht war (damals voll gruselig). Auch an meine erste Klassenlehrerin, Frau Brüchle, kann ich mich noch gut erinnern.
Endlich in die Schule gehen, endlich lesen, schreiben und rechnen lernen, wie die Großen! Voller Vorfreude zückte ich meinen roten Lamy-Füller mit Holzgriff, nur um dann zu erfahren, dass wir in der ersten Klasse noch nicht mit Füller schreiben würden. Alle anderen hatten einen ähnlichen Stift – aber als Bleistift. Meine erste Lektion hatte ich gelernt.
Von Tina Leistenschneider

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