Mehrgenerationendorf zeigt seine schönste Seite"Drei Orte - ein Ziel"

Bietzen. Sirrend frisst sich die Säge ins Holz. Unbeeindruckt von dem hohen Besuch arbeitet das Team im Mühlental weiter

Bietzen. Sirrend frisst sich die Säge ins Holz. Unbeeindruckt von dem hohen Besuch arbeitet das Team im Mühlental weiter. Fasziniert von der herrlichen Natur lassen Vorsitzender Gerd Rainer Damm und seine zwölf Juroren von der Landesjury ihre Blicke über die Bäume und die Streuobstwiese schweifen, lauschen den Ausführungen von Tobias Kreiselmeyer, wie die Bietzener die Streuobstwiesen nutzen und pflegen.

Visionen in die Tat umsetzen

"Die Wegeschilder haben sich in den vergangenen drei Jahren rasant vermehrt", sagt Bietzens Ortsvorsteher Manfred Klein und drängt immer wieder zur Eile. Nur zwei Stunden bleiben den Bietzenern gestern Morgen Zeit, der Landesjury des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" ihren knapp 1000 Einwohner zählenden Ort und ihren Weg hin zum Mehrgenerationendorf vorzustellen, den Friedhof mit dem Lichterkreuz ebenso wie ihre Fortschritte zum Geschichtsdorf, die Kirche, die enge Dorfgemeinschaft und die Visionen, die der Merziger Stadtteil noch in die Tat umsetzen will - etwa die Idee eines Lehrgartens, der zwischen der herrlichen Anlage an der Kirche und dem Garten hinter dem Mehrgenerationenhaus, dem umbebauten Pfarrhaus, entstehen soll. "Kinder wissen nicht mehr, wie Zwiebeln aussehen. Das wollen wir ändern", gibt Gärtner Stefan Dollwet die Marschrichtung vor. Die 13 Preisrichter quittieren es mit einem Schmunzeln.

Weit über 10 000 Stunden

Derweil hat Marianne Lorreng ihre Rolle gewechselt - von der Marktfrau, die in Reimen von ihrem Heimatort schwärmt - zum Mundschenk, die mit Helferinnen Alkoholisches und Antialkoholisches aus Früchten der Region kredenzt. "Wir sind die Äppelkeschd", lacht Hubert Kerwer, der die Fortschritte in Sachen Geschichtsdorf vorgestellt hat. "Manfred, ich habe noch ein paar Minuten Zeit", kommentiert er den Blick des Ortsvorstehers und hat die Lacher auf seiner Seite. Klein nimmt's mit Humor, lobt das Engagement der Helfer. Für ihn ein untrügliches Zeichen für das Interesse am Dorf - die weit über 10 000 ehrenamtlichen Stunden, die Vereine und Einzelpersonen in den vergangenen fünf Jahren geleistet haben. "Es geht nur gemeinsam", meint Frank Horf von den Dorffreunden Mühlengrund. "Manches Mal fühlen wir uns wie das berühmte gallische Dorf", lacht er. Nur zu gerne verrät Günther Schmitt, neben Hans-Jürgen Pawlak Vermieter von Ferienunterkünften, die Herkunft der Sandsteine an seinem Haus: "Die sind aus den Vogesen." Die Juroren Bruno Schmitt, Denise Pinetz und Barbara Greweldinger lassen sich ins Gespräch ziehen - vom Kreisbeigeordneten Konrad Pitzius, Merzigs Bürgermeister Fredi Horf oder Berthold Braun vom DRK. Und Bietzens Nachwuchs Lennard und Thairies üben schon mal die Siegerpose: die Arme nach oben - nicht erst nach dem Lob von Damm.

Bietzen. "Ein Dorf, das beim Wettbewerb gewinnen möchte, braucht zunächst Einwohner mit der Bereitschaft, ihre Zukunftsperspektiven selbstständig aufzubauen und zu verbessern", sagt Eberhard Ritsch, Jurymitglied des Landesentscheids Saarland "Unser Dorf hat Zukunft", gegenüber der SZ. "Entscheidend ist dann das Gesamtbild des Dorfes vor dem Hintergrund seiner individuellen Ausgangslage und seiner Möglichkeiten." Das heißt anhand eines konkreten Beispiels: Der Wohnort Bietzen wird für seine Lebensqualität bewertet, jedoch nicht für die Größe seines Gewerbegebietes.

Das Projekt der Bietzener, den gesamten Bietzerberg zum Mehr-Generationen-Dorf zu verwandeln, punktet für Ritsch durch wichtige Eigenschaften: "Mehrere Orte raufen sich für ein gemeinsames Ziel zusammen", sagt das Jurymitglied über das Engagement der Einwohner von Harlingen, Bietzen und Menningen. Weitere Pluspunkte aus seiner Sicht: "Alte Menschen sind wichtiger Bestandteil dieses Projekts, und die ehrenamtlichen Helfer haben durch den Ausbau des alten Pfarrhauses zum Mehrgenerationenhaus neue praktische und soziale Fähigkeiten erlernt."

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