Mehr Platz für Fünftklässler

Homburg/Bexbach/Kirkel. Kaum hat die neue Regierung im Saarland ihren Koalitionsvertrag geschmiedet, schon schießen die Vermutungen ins Kraut. Besonders die Kommunen sind wachsam, denn sie wissen, dass im Saarland die Wege zwischen Saarbrücken und der "Provinz" kurz sind

Homburg/Bexbach/Kirkel. Kaum hat die neue Regierung im Saarland ihren Koalitionsvertrag geschmiedet, schon schießen die Vermutungen ins Kraut. Besonders die Kommunen sind wachsam, denn sie wissen, dass im Saarland die Wege zwischen Saarbrücken und der "Provinz" kurz sind. Das bedeutet, dass Beschlüsse in einem kleinen Bundesland wie dem unserem mit der Umsetzung nicht lange auf sich warten lassen. Es sind die Grundschul-Pläne, die die Bürgermeister und ihre Schulfachleute nun auf den Plan gerufen haben: "Der Unterricht in der 5. Klassenstufe erfolgt am Grundschulstandort, oder, wenn die räumlichen Voraussetzungen dies nicht erlauben, an einem wohnortnahen Standort einer weiterführenden Schule", heißt es im Kapitel "Grundschule" auf Seite 9 des Koaltionsvertrages. Was bedeutet dies nun im Einzelfall für Homburg, Bexbach und Kirkel? Zunächst einmal haben alle drei Schulstandorte neben den jeweiligen Grundschulen auch mindestens eine weiterführende Schule am Ort, das heißt, zur Not wären auch dort Räume frei. Aber so weit will Frank John, Bürgermeister von Kirkel, gar nicht gehen: "Ich sehe für Kirkel-Neuhäusel kein allzu großes Platzproblem", sagte er gegenüber unserer Zeitung, "die Grundschule ist ja für dreizügige Klassenstufen ausgelegt. Da müsste sich eine zusätzliche fünfte Klasse einrichten lassen." In Limbach könnte es hingegen Probleme geben: "Wenn die Limbacher Schule von bisher zweizügig auf dreizügig umstellen müsste - und das liegt bei der geschätzten Kinderzahl nahe - , dann wird es dort sehr eng." Da müsse man sich etwas einfallen lassen, wobei John eine Wiederbelebung der Altstadter Schule ausschloss, die als Kindergarten benötigt wird. Klaus Eckert vom Bexbacher Bürgerservice, zu dem auch die Schulen gehören, sieht in Frankenholz Probleme auf die Stadt zukommen: "In Oberbexbach kriegen wir das räumlich hin, in der Goetheschule in Bexbach-Mitte auch, wenn da alle etwas enger zusammenrücken. Aber das Frankenholzer Schulhaus scheint mir für weitere Klassenräume nicht groß genug zu sein." Eckert will erst einmal abwarten: "Noch ist ja nichts definitiv. Ich denke, grundsätzlich lässt sich diese Vorgabe mit der fünften Klasse innerhalb Bexbachs lösen. Außerdem haben wir ja noch die Gesamtschule am Ort, an der dann diese Klassenstufe wegfiele. Da wären zwangsläufig Räume frei." Der Homburger Bürgermeister Klaus Roth, in dessen Verantwortungsbereich die Grundschulen fallen, sieht die Situation ähnlich wie in Bexbach: "Das kriegen wir auf alle Fälle geregelt. Wir haben neben den Grundschulen genügend weiterführende Schulen in Homburg, in denen Platz wäre, wenn dort die fünften Klassen wegfallen." Er glaubt außerdem nicht daran, dass eine geschlossene Grundschule wieder aufgemacht wird: "Das ist Quatsch. Es werden keine geschlossenen Grundschulen reaktiviert." Auch angesichts der demografischen Entwicklung sei es wirtschaftlich nicht vertretbar, wegen der Neuregelung im Koalitionsvertrag Schulen wieder zu öffnen oder umzubauen. Nach Bekanntwerden der Regierungspläne forderte die SPD Jägersburg in unserer Zeitung, die örtliche Grundschule wiederzueröffnen (wir berichteten). Klaus Roth: "Wir müssen uns nichts vormachen, die Schülerzahlen sind weiterhin rückläufig, also werden wir in den kommenden Jahren eher zu viel als zu wenig Platz haben." "Geschlossene Grundschulen werden nicht reaktiviert." Klaus RothMeinung

Große Sprünge nicht machbar

Von SZ-RedakteurPeter Neuheisel Es war klar, dass die geplanten Änderungen der neuen Landesregierung in der Schullandschaft schnell für heftige Diskussionen sorgen würden. Noch sind die Narben der Grundschulschließungen der Vorgängerregierung nicht verheilt, schon folgt der nächste Schritt: Die Grundschulen sollen auf einmal eine zusätzliche Klassenstufe fünf erhalten. Die erste Frage lautet dementsprechend: Was soll das? Zuerst schließt man Einrichtungen, dann sollen zusätzliche Klassen in den zum Teil schon zum Bersten gefüllten verbliebenen Schulen hinzukommen. Wie soll das gehen, wo soll der zusätzlich benötigte Platz denn herkommen? Bei der angespannten Finanzlage des Landes sind große bauliche Sprünge nicht machbar. Und nur im Traum daran zu denken, die Kosten den Schulträgern, also den Kommunen, aufs Auge zu drücken, wäre abenteuerlich. In Homburg, Bexbach und Kirkel wurde und wird ohnehin schon viel Geld in die Grundschulzentren gesteckt.Zusätzliche Anbauten oder gar die Wiederöffung von bereits geschlossenen Einrichtungen würden den Kostenrahmen sprengen. Außerdem werden einige frühere Schulen bereits anderweitig genutzt. Bei aller Aufgeregtheit ist den Verantwortlichen der Kommunen zu raten, erst einmal Ruhe zu bewahren. Denn das letzte Wort ist hier sicherlich noch nicht gesprochen. Zunächst müssen die genauen pädagogischen Pläne auf den Tisch, bevor man dafür Räume schafft. HintergrundIm ersten Kapitel "Bildung und Betreuung" im Koalitionsvertrag wird ein neues Konzept für den Übergang auf weiterführende Schulen vorgestellt. "Neben der Verankerung des gemeinsamen Lernens bereits im vorschulischen Bereich wird das gemeinsame Lernen aller Kinder eines Jahrgangs über die bisherige Grundschulzeit hinaus um ein weiteres Jahr verlängert", heißt es dort. "So wird künftig in der neuenJahrgangsstufe 5, aber auch in der Jahrgangsstufe 4 der Unterricht sowohl von Grundschullehrern als auch von Kollegen aus allen weiterführenden Schulformen durchgeführt. Durch Differenzierung des Lernens soll sichergestellt werden, dass alle Kinder nach ihrem Lern- und Leistungsvermögen gefördert werden. Die Klassenstufen 4 und 5 werden als pädagogische Einheit gesehen. Der Klassenverband bleibt beim Übergang von der 4. in die 5. Klasse erhalten."

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