Mehr Karikatur als eine Hommage
Heusweiler · Chansons gab es schon, nun sollten es Soundtracks aus 80 Jahren Filmgeschichte sein: Daniela Roessler hat ihre Sammlung in der Kulturhalle Heusweiler vorgestellt. Die Premiere allerdings lief noch ein wenig stockend.
Wenn Daniela Roessler in ihre Filmsammlung blicken lässt, geht sie dabei kein Risiko ein. Vormals gab sie Chansons, in ihrem neuen Programm "As time goes by" behandelt sie gute 80 Jahre Soundtrack-Geschichte: "What a wonderful World", "Good morning, Vietnam", "Fly me to the moon", "Space Cowboys". Marlene Dietrich in "Der blaue Engel", "Que sera, sera" zu Hitchcock. Von den 20ern bis 2004 ("Open up your heart" - "A dirty shame"). Große Filme, große Hits.
Daniela Roessler ist "fesche Lola" und Grande Dame, Soul Diva und James-Brown-Imitatorin. Ihr persönlicher Lieblingsfilm? "Blues Brothers, weil 56 Polizeiautos kaputtgehen." "Hit the road, Jack!" von Ray Charles sei "einer der größten Hits neben ,Georgia'", sagt sie.
Die Moderation liest Roessler von Karten auf dem Notenständer stockend ab. Im Laufe des Abends fliegen dazu an die hundert Filmsequenzen auf großer Leinwand am Zuschauer vorbei. Roesslers Performance bleibt die Hocke am Rand der Bühne. Sonst zeigt sie dem Publikum im fast ausverkauften Konzert die wörtlich kalte Schulter.
Stich ins Filmliebhaber-Herz
Ihren Fächer schwingt sie am Takt vorbei, missversteht sich mit ihren Musikern von "Triple Five" Edgar Johann Bach, Peter Wirbel (Schlagzeug) und Christian Weber (Bass). Letzterer singt stehend am Bass "Mona Lisa" von Ray Evans, die "Femme fatale" setzt sich in die erste Reihe und plaudert mit der Nachbarin, die 15 Euro Eintritt bezahlt hat. Knappe 20 Minuten Verspätung? Nun gut. 30 Minuten Pause, nach der Pause Hose statt Rock. Knapp zwei Stunden Programm, mehr Karikatur als Hommage.
Klaus Riefer ist tatsächlich Karikaturist, beweist es in der Pause mit Zeichenkreide und Malblock. Als Charlie-Chaplin-Double eröffnet und beschließt er das Programm der Roessler. Ein Chaplin-Imitator mit singender Säge, das klang hoffnungsvoll. Was kam enttäuschte, das Singen der Säge ein Wimmern. Im Ganzen: Schöne Songs hat Daniela Roessler ausgesucht, mag aber mit ihrer Interpretation einem Hobbycineasten einen kleinen Stich ins Filmliebhaber-Herz versetzt haben.