Mehr Hilfe für Kranke und Angehörige

Ottweiler/Kreis Neunkirchen · Vertreter von Krankenhäusern, Reha-Kliniken und Trägern verschiedener Betreuungsangebote, außerdem ehrenamtlich Engagierte und pflegende Angehörige hatten sich im Landratsamt Ottweiler eingefunden. Sie alle wollten am Runden Tisch zum Thema „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“, veranstaltet vom Landkreis Neunkirchen zusammen mit dem Demenzverein im Landkreis, mitdiskutieren.

 Demenzkranke brauchen vor allem Zuwendung. Foto: Fotolia

Demenzkranke brauchen vor allem Zuwendung. Foto: Fotolia

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. "Ich bin überrascht von der großen Resonanz. Das zeigt, wie viele Menschen das Thema Demenz beschäftigt", sagte die Landrätin und Vorsitzende des Demenz-Vereins, Cornelia Hoffmann-Bethscheider. Der Runde Tisch solle als Auftaktveranstaltung für den gemeinsamen Aufbau eines Demenz-Netzwerkes dienen: "Die Betreuungsangebote im Kreis sind relativ vielfältig. Sie sollen nun besser verknüpft und sichtbar gemacht werden. Klare Strukturen sollen die Qualität der Versorgung sicherstellen und, wo nötig, verbessern."

Vor allem im Bereich zeitlich begrenzter Betreuung, die den Angehörigen Entlastung und Erholung zwischendurch biete, seien mehr Angebote und eine bessere Übersicht über diese notwendig, wie Volker Schwarz von der Leitstelle "Älter werden" erklärte. So sei die Verwaltung im Rahmen einer Bedarfsanalyse zu dem Ergebnis gekommen, dass weitere 44 Tagespflegeplätze, davon 14 separierte für Menschen mit Demenz, eingerichtet und gefördert werden sollten.

Die Anwesenden beteiligten sich an der Diskussion um Angebote und Angebotsverknüpfungen im Kreis. Andreas Sauder von der Landesfachstelle Demenz berichtete dabei von vergleichbaren Projekten im Saarland.

Aus der Arbeit des Nachmittages ging eine Arbeitsgruppe "Netzwerk Demenz" hervor, die die zukünftige Verknüpfungsarbeit anleiten soll. Außerdem wurden drei Arbeitsgruppen für Teilbereiche gebildet: Eine Gruppe will sich mit ambulanter und teilstationärer Pflege beschäftigen, wobei auch ehrenamtliche Arbeit in diesen Bereich fällt.

Eine zweite Gruppe widmet sich der Vollzeit- und stationären Pflege, eine dritte Gruppe der Versorgung Demenzkranker in Krankenhäusern und Reha-Kliniken wegen Zweiterkrankungen, beispielsweise Knochenbrüchen. "Demenz erfordert in diesem Fall eine besondere Versorgung, da die Patienten oft weglaufen wollen oder nachts aufstehen. Außerdem können manche Behandlungen, beispielsweise mit einem Narkotikum, eine Verschlechterung des Zustandes hervorrufen", erklärte Volker Schwarz.

Die Arbeitsgruppen werden die Situation analysieren, Angebots- und vor allem Verknüpfungslücken aufdecken, sowie Lösungsvorschläge erarbeiten. Diese werden bei einem erneuten Treffen im kommenden Januar vorgestellt. Den Aufbau des Demenz-Netzwerkes begleiten wird Felicitas Zumpf vom Demenzverein.

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HintergrundIm Vergleich mit dem restlichen Bundesgebiet ist das Saarland, vor allem durch Wegzug in den jüngeren Altersgruppen, besonders stark vom demografischen Wandel betroffen. Gerechnet wird hier mit einer Demenz-Anfälligkeit von neun Prozent der über 65-Jährigen. Im Kreis Neunkirchen sind demzufolge rund 3000 Menschen an Demenz erkrankt, wobei eine jährliche Steigerung um 1,85 Prozent erwartet wird. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, arbeitet der Landkreis eng mit dem Demenzverein des Landkreises zusammen. Erklärte Ziele sind die Stärkung und Entwicklung von Versorgungsangeboten für Demenzkranke und ihre Angehörigen, ein Ausbau der zeitlich begrenzten Betreuungsangebote und die Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiter. ani

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