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Völklingen. Zunächst hatte sich die Piratenpartei die Farbe Orange nur deshalb ausgesucht, weil dies im politischen Mosaik die einzige freie Farbe war - wenn man von Lila oder Rosa absieht

 Jasmin Maurer und Michael Hilberer von der Piratenpartei im Gespräch mit Moderator Roland Helm (links). Foto: Becker & Bredel

Jasmin Maurer und Michael Hilberer von der Piratenpartei im Gespräch mit Moderator Roland Helm (links). Foto: Becker & Bredel

Völklingen. Zunächst hatte sich die Piratenpartei die Farbe Orange nur deshalb ausgesucht, weil dies im politischen Mosaik die einzige freie Farbe war - wenn man von Lila oder Rosa absieht. Das erklärte die Vorsitzende der Saarpiraten, Jasmin Maurer, am Donnerstagabend im Alten Bahnhof Völklingen, wo sie mit dem Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Michael Hilberer, Gast in der Diskuthek des Vereines Kulturgut war.Als die Partei dann die ehemaligen Räume der FDP im Landtagsgebäude übernahm, zeigte sich ein praktikabler Vorzug der gewählten Farbe. "Orange deckt ganz gut", beantwortete Maurer die entsprechende Frage von Moderator Roland Helm.

Die "Netzkompetenz", also die Fähigkeit, sich mit den politischen Themen des Internets zu befassen, hatte die junge Frau mit der ruhenden Ausbildung zur IT-Systemkauffrau und den SAP-Spezialisten dazu bewogen, Piraten zu werden. Hilberer gab außerdem an, schon immer politisch interessiert gewesen zu sein. Politisch engagieren wollte er sich aber erst, als er in den Piraten eine Partei mit einer ausgeprägten Basis-Demokratie gefunden habe. Wie Maurer gab er zu: "Ich bin in den Landtag gestolpert."

Koalitionen seien für die Piraten noch kein Thema. "Man kann noch nicht Regierungspartei sein, wenn man noch wie wir mir sich selbst beschäftigt ist", so Hilberer. Moderator Helm zeigte sich überrascht, als er einen Blick auf das Parteiprogramm der Piraten warf. Mit Staunen bemerkte er: "Wenn ich mit das angucke, ist das ja ein komplettes Programm." Bisher hatte sich in der Bevölkerung die Meinung breitgemacht, die Piraten hätten kein echtes Programm. Die kokettieren dann auch humorvoll mit diesem Vorurteil, wie sich im Hinweis von Hilberer zeigte: "Das können Sie alles auf www.kein-programm.de nachlesen." Mit Freibeutern und räuberischen Helden haben die Piraten übrigens nichts zu tun.

"Wir verstoßen manchmal gegen Konventionen und hinterfragen den Sinn von Regeln, damit hat es sich dann auch schon mit dem Piratenvergleich", erklärte Hilgerer. Im Landtagsgebäude haben die Piraten schon für Chaos gesorgt. "Wir meldeten an der Wache Besucher an, wussten aber weder, wie die heißen noch wie alt sie sind oder welches Geschlecht sie haben", berichtete Maurer. Denn bei der Stellenausschreibung für die Fraktionsgeschäftsführung hatten sie auf anonyme Bewerbungen gesetzt und dies konsequent bis zum Vorstellungsgespräch durchgezogen. Auch wenn das dem Landtagspförtner nicht gepasst haben mag.

Auch zu Sachthemen wussten sich die beiden zu äußern, so fragte die Leiterin der Haydnschule, Edeltraud Bennoit, nach den Piratenplänen in der Bildungspolitik. Hilgerer zählte einige Punkte auf, unter anderem: "Wir sollten eine Lehrerfeuerwehr aufstellen, damit die Ausfallstunden reduziert werden." Das sei nichts Neues, entgegnete Bennoit und stellte die Frage nach der Finanzierung. Hilgerer überzeugte mit einer Antwort, die Bennoit anschließend als gut befand. "Das Kooperationsverbot ist ein übler Auswuchs des Föderalismus." Soll heißen: Auch wenn die Bildung Ländersache ist, sollte sich der Bund in wichtigen Dingen beteiligen.

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