Mehr als die Hälfte aller Patienten bleiben dauerhaft abstinent

Dudweiler. "Als ich die Therapie hier begonnen hatte, wollte ich wieder so werden wie früher", gesteht eine 45-Jährige, die wie ihre Schicksalsgenossinnen anonym bleiben möchte. "Heute kann ich sagen, dass ich viel mehr bin, als ich war, und mehr, als ich jemals geglaubt habe, sein zu können

Dudweiler. "Als ich die Therapie hier begonnen hatte, wollte ich wieder so werden wie früher", gesteht eine 45-Jährige, die wie ihre Schicksalsgenossinnen anonym bleiben möchte. "Heute kann ich sagen, dass ich viel mehr bin, als ich war, und mehr, als ich jemals geglaubt habe, sein zu können." Das alles, so sagt die ehemalige Patientin der SHG-Tagesklinik Saarbrücken-Dudweiler, verdanke sie der Klinik und dem Therapeutenteam. Rund 100 frühere Patienten waren einer Einladung der auf Suchterkrankungen spezialisierten Tagesklinik zum Ehemaligentreffen gefolgt. Für die "Ehemaligen" ein Wiedersehen, Rückblick und Erfahrungsaustausch, für das Therapeutenteam Bestätigung erfolgreicher Arbeit und Motivation für die Zukunft. Bekräftigung für alle steuerte Dr. Anne Ulrich, leitende Psychologin der Klinik Tiefental, mit ihrem Vortrag: "Die innere Stimme - Überzeugungen, die mich im Leben begleiten", bei.Stück Normalität bewahrt Die Tagesklinik - eine Außenstelle der SHG-Fachklinik Tiefental, angebunden an das Dudweiler cts-Krankenhaus St. Josef - wurde 2000 als dritte Tagesklinik für Suchtrehabilitation in Deutschland eröffnet. Das Modellprojekt hat sich schnell als erfolgreich erwiesen: Mehr als die Hälfte aller Patienten bleiben dauerhaft abstinent. Das Vorbild hat bundesweit zahlreiche Nachahmer gefunden. Der große Vorteil einer Therapie in der Tagesklinik: "Die enge Verbindung mit dem privaten Umfeld bewahrt ein Stück Normalität im Leben unserer Patienten. Ihre Erfahrungen zu Hause können sie unmittelbar in der Therapie verarbeiten und umgekehrt auch Ergebnisse aus der Therapie zu Hause umsetzen", erklärt Chefarzt Dr. Hans Neustädter. Das Angebot einer Tagesklinik ermögliche es auch, die in der Öffentlichkeit immer noch vorhandene Stigmatisierung von Suchtkranken zu reduzieren. Alkoholkranke Patienten würden zu Unrecht schief angesehen. Neustädter: "Sie sind krank wie andere Kranke auch". Die Tagesklinik helfe, Vorurteile abzubauen. Getreu der Idee der wohnortnahen Versorgung hat die Saarland-Heilstätten GmbH (SHG) in St. Wendel eine zweite auf Suchterkrankungen spezialisierte Tagesklinik eröffnet. Die Klinik Tiefental ist übrigens bislang die einzige Rehaklinik im Saarland, die KTQ-Reha zertifiziert ist.Hilfe in Selbsthilfegruppen Mit der Entlassung sind die Ehemaligen noch lange nicht auf sich alleine gestellt. Seit mehreren Jahren trifft sich fünf Mal wöchentlich eine Selbsthilfegruppe in den Räumen der Klinik - eine Weiterführung des Rundum-Betreuungskonzepts der SHG. Eine besondere Erfolgsgeschichte ist eine spezielle Gruppe nur für Frauen. Diese wird so stark nachgefragt, dass die ehemaligen Patientinnen jetzt eine weitere Gruppe gegründet haben. Die Arbeit mit Frauen zeichne sich durch besondere Themen aus, so die Initiatorinnen. "Frauen haben spezielle Probleme, die sie sich oft nicht anzusprechen trauen, wenn Männer dabei sind". Dazu gehörten unter anderem auch Gewalterfahrungen oder sexuelle Grenzüberschreitung. Die Gruppe biete den Frauen eine Kontrollfunktion, Gelegenheit zur wöchentlichen Zwischenbilanz und gleichzeitig Gedankenanstöße für die Zukunft. Auch andere Frauen seien in der Gruppe willkommen, nicht nur Ehemalige, sondern auch solche, die am Anfang ihres Weges ständen. Die Frauengruppen treffen sich dienstags von 15.30 Uhr bis 17 Uhr und donnerstags von 9.30 Uhr bis 11 Uhr, die gemischte Gruppe montags, dienstags und donnerstags von 19 bis 20.30 Uhr. Eine Angehörigengruppe trifft sich dienstags ebenfalls von 19 Uhr bis 20.30 Uhr. redWeitere Infos: SHG-Tagesklinik Dudweiler am Krankenhaus St. Josef, Klosterstraße 16, Tel. (068 97) 799 10 74.

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