Mega-Maschine mäht und drischt in Bliesransbach

Bliesransbach. Der 350-PS-Motor bewegt den zehn Meter langen und 3,50 Meter breiten Mähdrescher über Felder in Kleinblittersdorf und im Bliesgau. 7,50 Meter breit ist das Schneidwerk des Claas 550. Mit einem GPS-Navigationssystem ist die Maschine so eingestellt, dass sie keinen Weizenhalm vergisst. Sensoren halten das Schneidwerk immer in der gleichen Höhe, wie uneben der Boden auch ist

Bliesransbach. Der 350-PS-Motor bewegt den zehn Meter langen und 3,50 Meter breiten Mähdrescher über Felder in Kleinblittersdorf und im Bliesgau. 7,50 Meter breit ist das Schneidwerk des Claas 550. Mit einem GPS-Navigationssystem ist die Maschine so eingestellt, dass sie keinen Weizenhalm vergisst. Sensoren halten das Schneidwerk immer in der gleichen Höhe, wie uneben der Boden auch ist. Eine große Trommel saugt riesige Weizenmengen in die Dreschtrommel. Die trennt mit 1200 Umdrehungen pro Minute die Körner von den Ähren. Dann gelangt die Frucht über eine Wendetrommel und einen Schüttler auf ein Sieb, das die Spreu vom Weizen trennt. Ein "Elevator" befördert den Weizen in einen 10 000-Liter-Tank im Mähdrescher. Ist der voll, wird der Weizen in voller Fahrt in riesige traktorengezogene Hänger gepumpt. Bei Ormesheim ist Wolfgang Kessler vom Bliesransbacher Gut Hartungshof mit diesem Giganten und drei Erntehelfern unterwegs. "Vor dem Zweiten Weltkrieg machten 300 Menschen die gleiche Arbeit. Dank moderner Technik reicht heute eine Handvoll Helfer", sagt Kessler. Er spricht von einer "durchschnittlichen Ernte". Grund? "Wegen der Hitze bildeten sich die Ähren nicht richtig aus." "Mindestens zehn Prozent des Weizens stehen saarlandweit noch. Jeder weitere Regentag mindert die Qualität", sagt Kesslers Kollege Karsten Schmeer vom Hof in den Birken in Bischmisheim. Er zählt mit Kessler zu den größten Landwirten im Saarland. Schmeer spricht von einer schlechten Ernte und einer extrem verschlechterten Ertragslage. "In den 80er Jahren gab es für 100 Kilo Weizen umgerechnet 28 Euro, heute sind es gerade noch 15 Euro. Und was der Euro noch wert ist, wissen wir alle", sagt Schmeer, der noch 130 Rinder und 50 Milchkühe hält. "Durch das schlechte Wetter im Sommer herrscht Futterknappheit. Der jüngste Regen lässt die Wiesen wieder wachsen, trotzdem bleibt die Futtersituation dramatisch", erzählt Schmeer, der sich wie Kessler neben der klassischen Landwirtschaft eine Reitanlage als weitere Erwerbsquelle aufgebaut hat. Schmeer blickt besorgt auf die Branche. "Klassische Nebenerwerbslandwirte haben es immer schwerer, die Familie zu ernähren. Ich kenne Landwirte, die trotz 100 Hektar Anbaufläche noch zusätzlich arbeiten gehen müssen." Wer 20 bis 30 Hektar bestelle, müsse mittlerweile sogar für die Landwirtschaft drauflegen. Ortswechsel: "Die Arbeit rentiert sich längst nicht mehr. Es ist Hobby, und in Auersmacher wollen wir so die Kulturlandschaft erhalten", erzählt Manfred Brandstetter, der mit Gleichgesinnten eine Kulturinitiative gegründet hat. "Wir sorgen dafür, dass alle Felder gemäht werden und sich auf Obstwiesen kein Gestrüpp breitmacht. Der klassische Landwirt stirbt aus. Wir springen ein, wo Familien ihre Felder nicht mehr pflegen können", erzählt Brandstetter vom Versuch, das landwirtschaftliche Erbe zu bewahren. Und vom Versuch, Techniken aus der Zeit vor den Mega-Mähdreschern vor dem Vergessen zu retten.

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