Maya, Mails und Massaker

Nun ist der 21. Dezember 2012 also doch ohne Weltuntergang vorübergegangen. Die Vorhersagen eines heute kaum noch durchschaubaren Maya-Kalenders erwiesen sich als Mumpitz. Für die eine oder andere esoterisch angehauchte Weltuntergangsfete - auch bei uns im Kreis - taugte die apokalyptische Überlieferung aber allemal

Nun ist der 21. Dezember 2012 also doch ohne Weltuntergang vorübergegangen. Die Vorhersagen eines heute kaum noch durchschaubaren Maya-Kalenders erwiesen sich als Mumpitz. Für die eine oder andere esoterisch angehauchte Weltuntergangsfete - auch bei uns im Kreis - taugte die apokalyptische Überlieferung aber allemal. Denn anscheinend gibt es Zeitgenossen, die einen gewissen Bedarf an Angstzuständen haben.Doch während die meisten Mitbürger die uralten Prophezeihungen der Maya-Stämme gar nicht erst ernst nahmen, lösten aktuelle Gerüchte am Neunkircher Steinwald-Gymnasium kaum für möglich gehaltene Reaktionen aus. Irgend jemand hatte sich nach 14 Tagen an den unbedachten Spruch eines Zehntklässlers erinnert, der im Ärger gesagt haben soll: "Ich lauf' hier noch Amok". Natürlich ist es richtig, dass derartige Hinweise selbst mit solcher Verspätung noch an die Schulleitung und auch an die Polizei gegeben werden. Das ist geschehen, und die Reaktion war professionell. Was dann aber passierte, ist nur noch schwer zu verstehen. Obwohl die Polizei die näheren Umstände längst gecheckt und Entwarnung gegeben hatte, schürte schließlich sogar die übereifrige Elternsprecherin Ängste. In einer wenig durchdachten Mail posaunte sie sinnfrei die komplette Identität des vermeintlichen Amokläufers in die digitale Welt hinaus. Und befeuerte - das mag man ihr zugute halten - wohl unter dem Eindruck des schrecklichen Massakers an einer Grundschule in den USA munter die Gerüchteküche. So geriet der Informationsfluss völlig aus dem Ruder. Es herrschte breite Verunsicherung. Und das hatte Folgen: Am Montag blieben zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler vorsichtshalber zu Hause.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort