Matsch schlucken statt Gras fressen

Schmelz. Bei der zweiten Saarlandmeisterschaft im Schlammfußball am Wochenende in Schmelz brennt die Sonne vom Himmel. 29 Grad, alles trocken. Keine optimalen Bedingungen für Schlammschlachten. Deshalb haben die Veranstalter die Arena am Witwenhammer selbst unter Wasser gesetzt

 Die "Schlammodris" (grüne Trikots) - hier im Spiel gegen den "Mädgesellinenverein" - sicherten sich in Schmelz den Saarlandmeister-Titel im Schlammfußball. Foto: Thomas Wieck

Die "Schlammodris" (grüne Trikots) - hier im Spiel gegen den "Mädgesellinenverein" - sicherten sich in Schmelz den Saarlandmeister-Titel im Schlammfußball. Foto: Thomas Wieck

Schmelz. Bei der zweiten Saarlandmeisterschaft im Schlammfußball am Wochenende in Schmelz brennt die Sonne vom Himmel. 29 Grad, alles trocken. Keine optimalen Bedingungen für Schlammschlachten. Deshalb haben die Veranstalter die Arena am Witwenhammer selbst unter Wasser gesetzt. Mit drastischen Auswirkungen auf die Erscheinung der zehn jungen Damen, die wadentief durch die sumpfige Brühe stampfen und wie in Zeitlupe versuchen, den Ball aufs Tor zu kicken. Michelle Klaes und Saskia Warken wühlen sich für den "FC Schwenga" durch den Brei. Normalerweise kicken sie beim FC Riegelsberg, mit dem sie in die Verbandsliga aufgestiegen sind. Fußball-Können ist also vorhanden. Im Mat(s)ch gegen den TV Gresaubach reicht es aber nur für ein 1:0. "Du kommst nicht vom Fleck, kannst den Ball nicht kontrollieren und nicht wirklich schießen. Schlammfußball ist brutal anstrengend und echt krass", sagt Michelle. Saskia nickt zustimmend. Dass Haare, Gesichter und Klamotten mit einer braunen Soße überzogen sind, macht ihnen nichts aus. "Nur die Trikots, die müssen wir selbst waschen, sonst bringt uns unser Trainer um", sagt Saskia lachend.Während sich die Amazonen in einem Planschbecken vom gröbsten Dreck befreien, ruft Turnierleiter Stefan Bernarding vom Ausrichter "Wild Bobbyz" die nächsten Mannschaften auf. Jetzt sind die Jungs dran. Schlammfußball sei ohnehin eine Männer-Domäne. "Kerle, Fußball und Matsch, das gehört zusammen", sagt Bernarding. Die Idee hatte übrigens sein Stellvertreter. "Ja, das stammt aus meinem Hirn. Nach unseren Bobby-Car-Rennen wollten wir etwas noch Verrückteres machen und sind im Internet fündig geworden. In Schottland ist Schlammfußball populär - und Käse-Rollen war uns zu gefährlich", sagt Johannes Scherer grinsend, während hinter ihm "Schlammstein" und "Katakombe" durch die lehmige Suppe blubbern. Der Körpereinsatz bei den Herren ist enorm. Knietief, manchmal bis zur Brust und gar kopfunter versinken sie im gurgelnden Sumpf. Matsch schlucken statt Gras fressen: Schlammfußball ist echt krass. Unkontrolliert klatschen massige Männerkörper der Länge nach in die Tunke, Dreck spritzt in meterhohen Fontänen nach allen Seiten, dreckige Fouls sind aber tabu. "Die Gaudi geht vor. Wenn du feststeckst, hilft dir auch mal der Gegner und zieht dich aus der Pampe raus. Oft ist die Kraft alle", erklärt Scherer.

Wenn man die Kicker so gequält durch das schmatzende Moor keuchen sieht, wird klar: Statt Fußball-Können und Taktik zählt vor allem eins: Ausdauer. Die Mannschaften mit vielen Auswechselspielern kommen daher besonders weit. Aber warum tut man(n) sich das an? "Du kannst alles dreckig machen, ohne dass die Mama schimpft", bringt es "Katakombe"-Stürmer Sven Dörrenbecher auf den Punkt und lacht aus seinem mit Schlamm verkrusteten Gesicht: "Ein Kindheitstraum aller Männer wird wahr!" ros

Sieger der Saarlandmeisterschaften im Schlammfußball: Frauen: 1. Schlammodris, 2. Schlammschnekchjer, 3. FC Schwenga. Männer: 1. Hochwälder Wadenbeißer, 2. Sektion Suffassi, 3. Schlammassel.

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