Maß nehmen bei den Mümmelmännern

Kreis Neunkirchen. Unser Redaktionsgast hat vier Pfoten, dichtes weißes Fell mit ein wenig Grau und Schwarz, dazu schöne Schlappohren. Ein Jahr alt ist der Zwergwidder. Rhönfarbig, wie es in der Fachsprache der Kaninchenzüchter heißt. Mächtig aufgeregt bei seinem Fototermin zeigt sich der kleine Rammler ebenfalls. Und erleichtert, als er wieder in die Transportkiste darf. Die kennt er

 Die Preisrichter Walter Fehrenz und Stefan Simon vom SR53 Wiebelskirchen brachten einen rhönfarbenen Zwergwidder in einem "Hasenkasten" mit zur SZ-Redaktion. Foto: Willi Hiegel

Die Preisrichter Walter Fehrenz und Stefan Simon vom SR53 Wiebelskirchen brachten einen rhönfarbenen Zwergwidder in einem "Hasenkasten" mit zur SZ-Redaktion. Foto: Willi Hiegel

Kreis Neunkirchen. Unser Redaktionsgast hat vier Pfoten, dichtes weißes Fell mit ein wenig Grau und Schwarz, dazu schöne Schlappohren. Ein Jahr alt ist der Zwergwidder. Rhönfarbig, wie es in der Fachsprache der Kaninchenzüchter heißt. Mächtig aufgeregt bei seinem Fototermin zeigt sich der kleine Rammler ebenfalls. Und erleichtert, als er wieder in die Transportkiste darf. Die kennt er. Darin reist er zu Schönheitswettbewerben. Das Kaninchen besucht die SZ mit seinem Besitzer Walter Fehrenz (59) vom Kaninchenzuchtverein SR 53 Wiebelskirchen und dessen Vereinskamerad Stefan Simon (40), beide aus Ottweiler. Die Zwei sind erfahrene Preisrichter: Starkstromelektriker Fehrenz seit 1989 und inzwischen auch Schulungsleiter beim Landesverband, Krankenpfleger Simon seit 2004.Was macht das Schönheitsideal bei Kaninchen aus? Und wird Schönheit bewertet? Zunächst einmal muss ein Kandidat fürs Preisrichteramt fünf Jahre Züchter sein und mindestens 20, höchstens aber 50 Jahre zählen. Dann kann er sich zur "Aufnahmeprüfung" anmelden. Dort muss er auch im Diktat, mit einem Aufsatz und beim Rechnen beweisen, dass der Umgang mit Buchstaben und Zahlen klappt: "Wir müssen ja später Punkte verrechnen, Prozentrechnung beherrschen, protokollieren", erklären Fehrenz und Simon. Dazu kommen ein Fragenkatalog und Rassenkunde: "Da sitzen dann zehn Kaninchen. Der Prüfling muss die Rasse erkennen und die Tiere nach vorgegebenen sieben Positionen untersuchen."

Ein Jahr besucht der Kandidat nun Schulungen und geht zehn Mal mit einem Preisrichter als Assistent mit. Nun kann er sich zu so genannten "Hilfsrichterprüfung" anmelden. Dabei sieht er keine Tiere. Muss wieder einen Aufsatz und ein Diktat schreiben, erneut einen Fragebogen ausfüllen und eine Preisverteilungsliste für fiktive 32 Kaninchen erstellen. Die ist später ganz wichtig: "Die Züchter schauen genau, wie man Preise verteilt."

Nun folgen zwei Lehrjahre mit Schulungen und 20 Mal Mitwerten an der Seite eines Preisrichters. "Jetzt darf man auch schon mal selbst was machen, zum Beispiel den Behang, also die Ohren, messen." Die letzte Hürde ist die so genannte "Preisrichterprüfung". Wieder ein Aufsatz, eine Preisverteilungsliste für 72 fiktive Kaninchen, eine Bewertung von 20 Kaninchen und zudem von Erzeugnissen der traditionellen H(andarbeit)&K(reativgruppen)-Gruppen in den Vereinen. Neu: ein zehnminütiger Vortrag. Simon weiß sein Thema noch: "Die Verdauung des Kaninchens". Fehrenz muss passen: "Zu lange her".

Auf 25 bis 30 Ausstellung im Jahr kommt Fehrenz. Bei der letzten Bundesschau in Karlsruhe sahen er und seine Kollegen sich 31 500 Kaninchen gegenüber. Derzeit hat Fehrenz zu Hause 50 Kaninchen im Stall. Simon schafft 15 bis 20 Ausstellungen, kümmert sich daheim um 70 Kaninchen.

Hintergrund

Der Kreisverband Neunkirchen zählt aktuell 320 Züchter und vier H&K-Gruppen in 17 Vereinen. Und er stellt derzeit sechs Preisrichter. Termine im Kreis: 3./4. Dezember, Lindenhalle Stennweiler: Kreis-Kaninchenschau. 7./8. Januar 2012, Alte Werkstatt Reden: Landes-Kaninchenschau. cle

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