Marpinger Rat fürchtet zu viele Windräder
Marpingen. "Keine weiteren Kompromisse!" Auf diesen simplen Nenner brachte es Peter Keßler. Der CDU-Fraktionschef im Marpinger Gemeinderat befürchtete nämlich wie seine Parteikollegen, dass die saarländische Landesregierung Tür und Tore für weitere Windkraftanlagen öffnet. Und zwar, wenn sie den Landesentwicklungsplan Umwelt ändert
Marpingen. "Keine weiteren Kompromisse!" Auf diesen simplen Nenner brachte es Peter Keßler. Der CDU-Fraktionschef im Marpinger Gemeinderat befürchtete nämlich wie seine Parteikollegen, dass die saarländische Landesregierung Tür und Tore für weitere Windkraftanlagen öffnet. Und zwar, wenn sie den Landesentwicklungsplan Umwelt ändert. Der zieht bislang enge Grenzen um die Gebiete, wo die Türme mit den mächtigen Rotoren stehen dürfen. Diese Handhabe soll gelockert werden. Keßler dazu während der Gemeinderatssitzung: "Wir wollen nicht wieder in Frage stellen, wo geeignetes Gebiet für Windkraft ist." Demnach will er es bei den so genannten Vorranggebieten belassen, die es zurzeit landesweit gibt. Seine Partei lasse es nicht zu, dass die Natur weiter belastet werde. Völlig undramatisch sah das Werner Laub (SPD). Der Bürgermeister gelassen: "Die geplante Änderung des Landesplans ändert an unserer Position nichts." Der Rat habe vor Jahren beschlossen, wo in der Gemeinde Windräder aufgestellt werden dürfen und wo nicht. Auch wenn die Saar-Regierung demnächst mit geändertem Landesentwicklungsplan zusätzliche Flächen für den Bau frei gebe, liege es an den Kommunen, dies zuzulassen oder die bisher strengen Kriterien über Flächennutzungspläne aufrecht zu erhalten.Wenig überzeugend für CDU-Mann Keßler, der erneut seine Bedenken klar machte: "Ich befürchte, dass mehr Windkraftanlagen hingestellt werden und dass es keine 1000-Meter-Grenze mehr gibt." Dieser Abstand soll bisweilen Anwohner beispielsweise vor störenden Windgeräuschen der Rotorblätter oder Autofahrer vor irritierendem Schattenwurf auf Straßen schützen. Laub auf ein Neues zur Verteidigung der Landespläne aus Saarbrücken: "Die Regierung will den Kommunen die Möglichkeit geben, mehr Windkraftanlagen aufstellen zu lassen." Bislang habe die landesweite Regel die Selbstbestimmung der Städte und Gemeinden im Saarland eingeschränkt. "Das Land macht jetzt diese Einschränkungen rückgängig." Und da der Gemeinderat schon längst über die Standorte entschieden habe, werde sich nichts ändern. So lange der Rat nichts anderes im Sinn habe. Um die Angst vor Windräder-Wildwuchs zu nehmen, machte Keßler einen Vorschlag: Ein Fachmann soll im Gemeinderatsausschuss über Details informieren. Volker Weber, Vorsitzender der SPD-Fraktion, war Keßlers Meinung: "Das ist auch mein Vorschlag, dass wir uns fachkundigen Rat suchen." Allerdings befürchte Weber nicht, dass sich durch einen geänderten Landesentwicklungsplan etwas für die Gemeinde Marpingen ändert. "Wir haben unsere eigenen Vorranggebiete für Windkraft ausgewiesen. Dabei soll es auch bleiben."Trotz des Widerstands der Christdemokraten gegen die Landespläne über weite Strecken der Sitzung, einigte sich der Gemeinderat einstimmig auf diese Gangart: Ja zum geänderten Landesentwicklungsplan, gleichzeitig baldige Beratung des Gremiums durch Experten zu Windpark-Bestimmungen. Meinung
Entscheiden, was wir wollen
Von SZ-Redakteur Matthias Zimmermann Strom aus Windkraft - ja oder nein? Auf alle Fälle! Uns bleibt gar nichts anderes mehr übrig. Denn Ressourcen wie Öl, Gas und Kohle sind endlich und versauen zudem die Umwelt. Zugegeben; eine Binsenweisheit. Atomkraft ist gefährlich, die Abfälle strahlen Jahrmillionen. Jetzt aber heißt es: Windräder verschandeln die Landschaft. Sie nerven Anwohner durchs summende Geräusch des Flügelschlags. Schattenwurf gefährdet Autofahrer. Allmählich müssen wir uns entscheiden, ob wir zurück in die Steinzeit oder auf technische Errungenschaften nicht verzichten wollen. Auf der Suche nach sauberen Energiebringern haben wir neben Solartechnik Windkraft entdeckt. Da wir nicht überall in der Nähe ein Meer haben, wohin wir Großanlagen aus unserem Wohnumfeld verbannen können, müssen wir uns eben damit arrangieren, auch vor der eigenen Tür solche Anlagen zu haben. Übrigens: Sollte es technisch überhaupt möglich sein, die gesamte benötigte Windkraftenergie über im Meer stationierte Anlagen zu gewinnen, müsste diese zu uns gelangen. Das geht nur über Leitungen. Und da nicht alle unter der Erdoberfläche verlegt werden können, müssten sie zusätzlich über Hochspannungsmasten verlaufen. Das würde weiteren Protest hervorrufen. HintergrundWindräder stehen auf Marpinger Gemeindegebiet bereits im Ortsteil Berschweiler. Drei solcher Anlagen sind dort aufgebaut. hgn