Serie Markthändler im Saarland, Teil 1: Michael Weyand aus Heiligenwald Fische und Meeresfrüchte sind seine Welt

Schiffweiler-Heiligenwald · Wochenmärkte sind bei Verbrauchern beliebt. In Coronazeiten ganz besonders, da man unter freiem Himmel einkaufen kann. Die Waren kommen aus der Region, sind frisch und die Händler können Auskunft geben, wo Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse und Salate herkommen. In einer kleinen Serie stellen wir einige alteingessene Markthändler und Markthändlerinnen aus dem Saarland vor. Zum Auftakt: Michael Weyand aus Heiligenwald.

Markthändler Weyand und die Liebe zu Fischen und Meersfrüchten
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Fische und Meeresfrüchte sind seine Welt

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Foto: Thomas Reinhardt

Er ist ein Original. Bei seinen vielen treuen Stammkunden beliebt wegen seiner charmanten Art und seinem Fachwissen. „Keiner weiß mehr über Fisch als unser Markthändler Weyand“, sagt ein älterer Kunde. Mittwochvormittag. Wir stehen auf dem Wochenmarkt in Neunkirchen. Gegen 7.30 Uhr ist Michael Weyand mit seinem Wagen auf den Platz am Oberen Markt eingebogen und schwungvoll wie immer auf seinen Platz zugesteuert.  In den nächsten fünf Minuten folgt ein sicherer Handgriff dem nächsten. Türen auf, Stromleitung anschließen, den Verkaufswagen per Hydraulik eben ausrichten. Klappen hoch. Kisten ausladen, Ware in die Theken und die Auslagen einräumen, Glasverkleidung an den Theken abwaschen.

Michael Weyand und sein Mitarbeiter Mahmoud Shook sind ein eingespieltes Team, nach wenigen Minuten steht der Laden und es kann losgehen. Die ersten Kunden sind auch schon da. Eine ältere Frau interessiert sich für Lachs. Michael Weyand zeigt ihr zwei Stücke. „Ist das derselbe?“ – „Nein, das ist beides Lachs, aber die Sorten stammen aus verschiedenen Meeren.“ Über 20 Sorten Fisch bietet der Mann aus Heiligenwald an, darunter drei bis vier Sorten Lachs, auch in Bio-Qualität.  Dazu Meeresfrüchte wie Austern, Garnelen und Muscheln, Räucherfisch, Salate, Salicornes (Meeresalgen),   Fischsuppen, selbstgemachte Soßen, Salz und Gewürze. Die Auswahl und die Präsentation sind überwältigend. Und Michael Weyand geht auf in seinem Beruf, erklärt, erzählt, witzelt – das kommt bei den Kunden an.  „Den schwarzen Heilbutt würde ich panieren und kräftig anbraten, damit er eine schöne Kruste bekommt“, erklärt der Meister gerade einem Kunden. „Probieren Sie zu den geräucherten Makrelen mal unsere Senfsoße, ein Gedicht!“

So geht das bis mittags gegen 14 Uhr. Nicht nur in Neunkirchen. Michael Weyand ist auch auf den Wochenmärkten in Dirmingen, St. Ingbert, Wadern und Zweibrücken vertreten und freitags in seiner Heimatgemeinde Heiligenwald. Dort wurde er im Dezember 1953 geboren – „im Schlafzimmer meiner Eltern“, setzt er hinzu. Seit über 40 Jahren ist er mit seiner Frau Karin verheiratet, ist stolz auf zwei Söhne und glücklich über zwei Enkel.  „Zum Fisch kam ich schon als Kind“, erzählt der  67-Jährige, „da war ich so zehn, elf Jahre alt und habe zum ersten Mal Steinbutt in Butter gebraten gegessen – ich weiß heute noch, wie fein das geschmeckt hat.“ Nach der Schule folgte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, mit regelmäßigen Schulungen und Fortbildungen, auch in Rhetorik. Mit 23 Jahre war Weyand schon Marktleiter 1979 stieg er bei Familie Mamok in Stennweiler in den Fischhandel ein, 1995 machte er sich selbstständig, kaufte sich seinen ersten Lieferwagen.

 Von Anfang an hat der Fischspezialist großen Wert auf bestmögliche Qualität gelegt. „Wir bieten qualitativ hochwertigsten Fisch und Meeresfrüchte aus bestandserhaltender Fischerei (z.B. Leinen-Tagesfänge aus Island), aus ökologischer Aquakultur oder bester traditioneller, regionaler Aufzucht“, heißt es auf seiner Homepage.  Die heißt „fisch-natuerlich“, klar, wie auch sonst. Michael Weyand ist es wichtig, dass die Ware aus bestandserhaltender Fischerei kommt, am besten direkt von Auktionen, ohne Zwischenhandel. „Ich versuche, möglichst große Ware zu kaufen, ganze Fische, die gelaicht haben, die schmecken am besten.“ Und da komme man ohne viel Konservierung aus. „Die meisten Fischsorten beziehe ich aus Island“, berichtet Weyand. 2002 war er mit dem Fischhandelsverband dort hat Kontakte geknüpft. Dann war er viel auf Messen, hat sich nach guter Ware umgesehen und viel gelesen, Fachliteratur, Nachschlagewerke. Und heute im Internet. Das Reich der Fische und Meeresfrüchte ist seine Welt, eine riesige – und da kennt er sich richtig gut aus. „Es gibt alleine 3000 Sorten Garnelen, Wahnsinn“, meint er.

Wer seinen Kunden regelmäßig beste Qualität anbieten möchte, muss ständig auf der Höhe der Zeit sein und investieren. Seit 2014 besitzt Weyand einen neuen Transporter, 9,50 Meter lang, eine Spezialanfertigung nach seinen eigenen Vorgaben. „ich war dreimal zum Werk nach Hamburg gefahren, um alles zu kontrollieren.“   Die Mühe hat sich gelohnt, es ist ein Schmuckstück geworden, mit Kühlung, Wasserversorgung, Ausstelltheke, kleinem Bistro, ausgeklügelt bis zur stimmungsvollen LED-Beleuchtung.  Und ganz wichtig: Das Eis zur Kühlung. „Ich benutze kein normales, sondern Crescent-Eis,  Klar-Eis, das  verletzt und verfärbt die Fische nicht und ist abwaschbar. Erst vor kurzem hat er eine neue Eismaschine gakauft, für rund 3.500 Euro. „Die kann innerhalb von 24 Stunden 240 Kilo Eis produzieren.“

Zurück auf dem Markt in Neunkirchen. Es ist Mittag geworden. Jetzt brummt es an der Bistro-Theke, gebratener Fisch und Salate zum Mitnehmen sind gefragt, der Verzehr vor Ort ist ja derzeit noch nicht möglich. „Was gibt es denn heute an Backfisch?“ fragt eine Kundin.  „Rotbarsch, Kabeljau, Seelachs, Scholle…“ Dazu zwei Sorten Kartoffelsalat, warm oder kalt.  Und was ist Michael Weyand am liebsten? „Das kommt auf die Stimmung an“, meint er, „Kabeljau auf der Haut gebraten, mit Butter und Kräuter, aber knibbelfrisch muss er sein.“ Heilbutt-Lasagne ist auch ein Favorit, oder Scholle mit Blattspinat und Dinkel-Spaghetti – ich liebe Spaghetti!“ Sagt der Fischhändler und wendet sich wieder seinen Kunden zu. „Haben Sie mal unsere Bachforellen und Saiblinge probiert? Die kommen aus dem Trauntal im Hochwald, die schmecken Spitze…“

www.fisch-natuerlich.de

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