Serie Markthändler im Saarland Bergkäse und Kaminwurzn, Heumilch und Schüttelbrot

Homburg · Der Homburger Andreas Ecker bietet in seinem „Tiroler Bauernstandl“ Spezialitäten aus den österreichischen Alpen an. Und erzählt, wie er zum Markthändler wurde.

Andreas Ecker aus Homburg bietet auf dem Markt Tiroler Produkte  an
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Heute gehen wir zum Tiroler

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Foto: Thomas Reinhardt

Homburg Klein, aber fein. Dieses geflügelte Wort trifft auf ihn absolut zu. Auf den Wochenmärkten in der Region könnte man seinen Stand glatt übersehen. Denn der misst nur zwei mal drei Meter, andere Kollegen fahren mit Hängern von 14 oder 16 Meter Länge vor – und mit vier bis fünf Mitarbeitern. Andreas Ecker dagegen steht ganz alleine in seinem Stand. Aber der Alleinkämpfer unter den Markthändlern hat viel zu bieten, mit gut 100 verschiedenen Produkten ist seine kleine Hütte auf Rädern bestückt.  Ecker führt einen „Tiroler Bauernstandl“, so heißt das Unternehmen, das sich als „Die Heimat der Tiroler Schmankerl“ bezeichnet und mobiler Marktführer für Tiroler Spezialitäten ist.

Jeder, der schon mal in Tirol wandern oder Ski fahren war, weiß damit etwas anzufangen. Das Bundesland im Westen von Österreich liegt in den Alpen und ist bei Genussmenschen beliebt. Essen und Trinken genießt hier einen hohen Stellenwert, regionale Produkte wie Käse, Wurstspezialitäten oder Wein werden hochgeschätzt. 

Doch wie kam es dazu, dass der Homburger jetzt schon seit gut elf Jahren einen Tiroler Bauernstandl führt?  Andreas Ecker, im März 1965 geboren, ist Quereinsteiger. „Ich habe Betriebswirtschaft studiert und 20 Jahre im Maschinenbau gearbeitet“, erzählt er. Doch dann sei in der Branche umstrukturiert und abgebaut worden. Da wollte er sich lieber selbstständig machen, hat sich umgeschaut, was es für Möglichkeiten gibt. Er ist auf das Franchisekonzept von Tiroler Bauernstandl gestoßen, hat sich das Ganze angeschaut und dafür entschieden. „Essen und Trinken müssen die Leute immer“, sagt er, und das Konzept biete ihm große unternehmerische Freiheiten. „Es gibt 681 Produkte in der Bestellliste, jeder Händler kann sich heraussuchen, was er verkaufen möchte, kann die Preise festlegen und ausprobieren, was geht und was nicht.“ Elf Jahre ist er nun schon als Markthändler tätig, bereut hat er seine Entscheidung nie. „Die Leute kaufen lieber draußen im Freien ein, gerade auch jetzt in Coronazeiten. Da kann man trotz Kontaktbeschränkungen auch noch ein Schwätzchen halten.“

90 Prozent seiner Produzenten aus Südtirol kenne er persönlich von regelmäßigen Tagungen und Messen, erzählt er bei meinem Besuch auf dem Wochenmarkt in Homburg. „Und zusätzlich fahre ich noch selbst zu Produzenten, zuletzt habe ich bei meinem einwöchigen Urlaub im Tannheimer Tal einen Produzenten besucht, bei dem ich noch nie war.“ 

Ein guter Kunde aus Homburg ist am Stand eingetroffen. Er kauft heute gekochten Schinken vom Kräuterschwein. „Den mag ich besonders gern. Das ist hier einfach eine sehr gute Qualität.“ Und außerdem sei es eine unkomplizierte Sache, „man geht einfach an den Stand und schaut, auf was man Lust hat oder was einem gefällt.“

Wenig später kommt eine Stammkundin aus Kirkel, die von Anfang an bei ihm einkauft. „Der Käse hier, auch der Schinken oder die Salami, das ist eine andere, bessere Qualität als im Supermarkt“, sagt sie. „Das schmeckt man.“  Sie kenne Südtirol, war im Urlaub dort, weiß, dass aus dieser Region hochwertige Produkte kommen.

Andreas Eckers Schwerpunk ist der Käse. Rund 50 Sorten hat er im Verkauf, allen voran traditionell hergestellter Bergkäse: drei, sechs, neun oder zwölf Monate gereift. „Aber ich führe auch saisonale Käse, mit Bärlauch von März bis Mai, von Mai bis August Holunderkäse und im Winter Backofen-Camembert oder Käse mit Zimt.“ Außerdem gibt es bei ihm Ziegen- und Schafskäse, Blauschimmel-Spezialitäten und natürlich die beliebten Heumilchkäse von der Almkuh, zum Beispiel der 24 Monate gereifte Trentin-Grana, der auf der Käsiade mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. . „90 Prozent der Käse sind frei von Laktose, das kommt durch die natürliche Reifung“, so Ecker. Das sei wichtig für viele Kunden, „die vertragen den Käse dann einwandfrei.“  Auch Südtiroler Käse von einem Affiniteur ist beliebt, zum Beispiel der Kloaznkas, ein Camembert, der mit Birnendestillat und Kloaznmehl, das in Tirol früher als Zuckerersatz verwendet wurde.

Neben dem Käse ist die Abteilung „Aus dem Kamin“ das zweite Standbein. Dazu gehören Hirsch-, Reh- und Gamsschinken, Wildschwein- und Chilisalami, Kitzbühler Kaminwurzn  vom Lamm oder vom Rind (eine feste, geräucherte Dauerwurst), dazu Schinken-, Knoblauch-, Schopf- oder Kaiserspeck. Auch hier gibt es einige saisonale Spezialitäten wie den Käse-Krainer zum Grillen oder den St. Johanner, eine Art großer Wiener, aber kräftig gewürzt. Traditionelles Schüttelbrot („Das kann man wunderbar samstags in die Suppe tunken“), Grammelschmalz (köstlich, wir habe es ausprobiert), Weine und Edelbrände, Marmelade und Fruchtsaucen, Fassbutter von der Alm, Heumilch und Hüttensenf runden das Angebot ab. Nicht nur den Schmalz, auch die Kaminwurzen und einige Sorten Käse haben wir eingekauft und zu Hause probiert. Und so werden auch wir jetzt öfters zu denen gehören, die sagen: „Heute gehen wir zum Tiroler.“

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