Luxemburg/Saarbrücken Magazin will „Lust auf Großregion“ machen

Luxemburg/Saarbrücken · Die Broschüre enthält facettenreiche Beschreibungen. Das Saarland wird darin jedoch vernachlässigt.

Das an Banken und Kultur reiche Luxemburg als „Schmelztiegel der Großregion“, Lothringen für „Leben wie Gott in Frankreich“, die belgische Wallonie mit „Pommes frites, Bier und Pralinen“, Rheinland-Pfalz für „Römer und Preußen, Dichter und Denker“ und das Saarland mit dem „Lebensmotto Hauptsach‘ gudd gess“. Mit solchen facettenreichen Beschreibungen will ein vom luxemburgischen Gipfelsekretariat der Großregion in Esch-sur-Alzette erstelltes 84-seitiges neues Magazin Lust zum Besuch der vielfältigen europäischen Großregion mit „vier Ländern, fünf Regionen und einer Sprache: Musik“ machen. Auch Saar-Europaminister Peter Strobel (CDU) verschickt die Broschüre derzeit mit Lobesworten an Interessenten, obwohl gerade das Saarland darin nur sehr lückenhaft dargestellt wird.

So enthält die farbige auf Recyclingpapier gedruckte Broschüre „Willkommen in der Großregion – Unsere Gemeinsamkeiten und der Reichtum unserer Unterschiede“ zwar recht übersichtliche Karten mit Sehenswürdigkeiten und Highlights, aber weder Saarlouis als „heimliche Hauptstadt“ des Saarlandes noch das als  Musicalstadt bekanntgewordene Neunkirchen sind darin aufgelistet. Erwähnt werden dagegen in der Karte neben dem Unesco-Weltkulturerbe Völklinger Hütte, der Saarschleife mit Baumwipfelpfad und der Porzellanfabrik Villeroy und Boch auch die deutsch-französische Freundschaftsbrücke Kleinblittersdorf und der Dollberg als mit 695 Metern höchste Erhebung im Saarland. In der Themenrubrik Wein heißt es: „Weit mehr als für seine Traubenweine ist das Saarland für seinen Viez, den Apfelwein bekannt“. Und zum Thema Bier erklärt die Broschüre: „Sind in Deutschland mal Hopfen und Malz verloren, dann ist der Schlamassel nicht mehr zu beheben“. Ob Europaminister Strobel das mit seinem Grußwort-Satz im Anschreiben zu der Broschüre meint: „Kreativ und oft mit einem Augenzwinkern werden die einzelnen Teilregionen mit ihren Vorzügen vorgestellt“?

Vier eigene Seiten im Magazin widmen sich den Großregion-Metropolen Luxemburg („Corniche – der schönste Balkon Europas“, Mudam-Museum), Trier (Porta Nigra, Dom, Karl-Marx-Haus, Spielzeugmuseum), Metz (Kathedrale, Markthalle und Konzerthalle Arsenal), Saarbrücken (Altstadt,  Schloss, Ludwigskirche, Europagalerie, Saarlandmuseum, Theater, Deutsch-Französischer Garten) und Lüttich (Marktplatz, Kathedrale St. Paul, Zitadelle und Bimmelbähnchen auf den Spuren von Kommissar Maigret). Eine andere Rubrik stellt die Großregion als „Wiege prominenter Persönlichkeiten“ dar. Neben Jeanne d‘Arc (Domremy/Lothringen), Johannes Gutenberg (Mainz), Valery Giscard d‘Estaing (geboren in Koblenz) und Fernsehmoderator Ranga Yogeshwar (Luxemburg) wird dabei aus dem Saarland nur die „Sängerin Nicole Hohloch“ genannt, die mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ 1982 als erste Deutsche den Eurovision Song Contest gewann. Da müssen die Broschüren-Macher besonders kräftig gezwinkert haben.

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