Männerchor für immer verstummt

Reitscheid. "Wir haben den bitteren Weg der Auflösung gehen müssen. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Ich habe den Verein über Jahrzehnte mitgetragen, deshalb tut es mir ganz besonders Leid." Der das sagte war der Kassierer des Reitscheider Kulturvereins Männergesangverein, Alois Gierend

 Das 35-jährige Bestehen mit Fahnenweihe war für Reitscheid ein großes Ereignis. Fotos: Verein

Das 35-jährige Bestehen mit Fahnenweihe war für Reitscheid ein großes Ereignis. Fotos: Verein

 Der Kulturverein Männergesangverein Reitscheid im Jahr 1959.

Der Kulturverein Männergesangverein Reitscheid im Jahr 1959.

Reitscheid. "Wir haben den bitteren Weg der Auflösung gehen müssen. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Ich habe den Verein über Jahrzehnte mitgetragen, deshalb tut es mir ganz besonders Leid." Der das sagte war der Kassierer des Reitscheider Kulturvereins Männergesangverein, Alois Gierend. Die wenigen Mitglieder, die zur Versammlung gekommen waren, beschlossen unter Leitung des Vorsitzenden Arno Jung einstimmig, den im Jahre 1924 gegründeten Verein aufzulösen. Vor acht Jahren war die Sängertätigkeit eingestellt worden, weil der Chor nicht mehr genügend Männer hatte, um die einzelnen Stimmen zu besetzen und öffentlich aufzutreten. Während der Zeit der Ruhe ist immer wieder versucht worden, neue Stimmen hinzuzugewinnen. Aber es wurde nichts daraus. Das vorhandene Barvermögen hat der Verein für neue Kissen für die Stühle der Mehrzweckhalle und für den dortigen Küchenbedarf zur Verfügung gestellt. Der Schrank mit dem Liedbestand und die Vereinsfahne sind der Gemeinde Freisen übereignet worden.Der Kulturverein war im Jahre 1924 von 42 Männern gegründet worden, nannte sich "Männergesangverein Edelweiß" und wurde von dem Lehrer Peter Kerber dirigiert. Bevor der Zweite Weltkrieg die Vereinstätigkeit lahmlegte, existierte neben dem Chor sogar eine Theatergruppe und ein Jugendstreichorchester.Neubeginn nach dem KriegIm Jahre 1947 wagte der Verein einen Neubeginn. Und wieder war es der Lehrer Kerber, der den Dirigentenstab in die Hand nahm und außer dem Chor eine Theatergruppe leitete. Ihm folgte 1956 Rudolf Alles aus Gehweiler. Bei vielen Reitscheidern ist noch das dreitägige Sängerfest mit Fahnenweihe im Jahre 1959 in Erinnerung. Damals lautete das Motto "Von der Arbeit müde war noch Zeit zu einem Liede." Von 1970 bis 1996 dirigierte Karl Biewer aus Gehweiler den Männergesangverein. Groß wurde 1974 das 50-jährige Bestehen gefeiert. Nach dem Jahrtausendwechsel zeigten sich ernste Probleme mit der Zahl der Sänger. Die Proben waren nicht mehr gut besucht. Suche nach ErsatzstimmenDer Paragraf 13 der Vereinssatzung war nicht mehr das Papier wert, auf dem er stand. Dort hieß es: "Die Mitglieder sind verpflichtet, an den Übungsstunden pünktlich und regelmäßig teilzunehmen und im Falle dringender Verhinderung den Vorstand zu benachrichtigen." Mehr und mehr musste auf Ersatzstimmen aus anderen Vereinen zurückgegriffen werden. Alle Bemühungen des damals gewählten Vorsitzenden Arno Jung, das "sinkende Schiff" zu retten, waren vergeblich. Auch eine Verbindung mit dem Singkreis Eitzweiler kam nicht zustande. So war es unausweichlich geworden, den Kulturverein aufzulösen.

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