"Madame Butterfly" sorgte für Begeisterungsstürme

Homburg. So verschieden auch der ältere Gerald Fauth als "Hauspianist" des Vogler-Quartetts und sein jugendlicher Kollege Caspar Frantz sich Werken nähern. In den acht ausgewählten Liebesliederwalzern aus op. 52a für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms (1833-1897) waren sie perfekt aufeinander eingespielt

Homburg. So verschieden auch der ältere Gerald Fauth als "Hauspianist" des Vogler-Quartetts und sein jugendlicher Kollege Caspar Frantz sich Werken nähern. In den acht ausgewählten Liebesliederwalzern aus op. 52a für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms (1833-1897) waren sie perfekt aufeinander eingespielt. Sie gestalteten die kostbaren Miniaturen so delikat, dass man die ursprüngliche Daumer-Lyrik hindurch zu hören glaubte.Das Streichsextett von Dimitri Terzakis (geboren 1938) auf der Basis altgriechischer Tongeschlechter wurde sechs Tage zuvor in Berlin uraufgeführt. Für die noch tintenfrische Zweitaufführung in Homburg bat das Vogler-Quartett die Ausnahmebratscherin Tatjana Masurenko und den jungen Cellisten Julian Arp hinzu. Das verblüffte Publikum staunte nur so über die eruptive Fantasie, die das altgriechisch-phrygische Tongeschlecht - dem kirchentonalen Dorisch ähnlich - mit seinen Modifikationen freisetzte.

Noch komplizierter ging es im Concertino für Posaune und Streichquartett des Schweizers Daniel Schnyder (geboren 1961) zu. Was der Posaunist Henning Wiegräbe in dem ihm zugeschriebenen Auftragswerk mit seinen komplexen rhythmischen Schichtungen an Klangfarben mit und ohne Dämpfer sowie in hoch virtuosen Soli hervorzauberte, war unglaublich. Ebenso beeindruckend war der mitreißende Background des Vogler-Quartetts mit geschärften Harmonien und swingenden Vorschlagsrhythmen aus dem Modern-Jazz-Arsenal, was zu Recht in tosendem Beifall endete. Das Finalwerk war das 1842 entstandene Klavierquartett Es-Dur op. 47 von Robert Schumann (1810-1856). Es wurde begeisternd interpretiert von Frank Reinecke (Violine), Tatjana Masurenko (Viola), Julian Arp (Cello) und dem auch in schwierigsten Läufen und Terzenraketen unbestechlichen Gerald Fauth im Klavierpart.

Eine Entrückung in andere Welten wie im "Andante cantabile" gelang auch einem Schumann nicht jeden Tag, und die absolute Übereinstimmung der Musici klang wie ein Ohrwurm noch lange nach.

Stehende Ovationen

Am Samstagabend dann die lang erwartete Premiere von Giacomo Puccinis (1858-1924) "Madame Butterfly" in der Reduktion als "Bonsai-Oper". Die meisten Besucher wussten wohl nicht so recht, was auf sie zukam. Aber nach eineinhalb Stunden applaudierten alle stehend, und der Saalbau tobte vor Begeisterung. Die zierliche Koreanerin Moon Suk hatte in einer der schwierigsten Opernrollen als Geisha Cho-Cho-San oder Madame Butterfly mit ihrer großen und doch in allen Registern biegsamen Stimme, mit ihrer intensiven Darstellung bis in kleinste mimische und gestische Nuancen hinein, aber auch mit ihrer dezenten, nur auf Andeutungen basierenden Regieführung auch letzte Zweifler voll überzeugt. Vor allem der emphatische Abschiedgesang vor Cho-Cho-Sans Selbstmord über der emotionsgeladenen Begleitung des kleinen Ensembles ging schon unter die Haut.

Getragen wurde ihre zumeist in höchsten Lagen geforderte Stimme, ohne größere Pausen und das über die ganze Zeitdistanz (!), von der einfühlsamen Begleitung des Vogler-Quartetts und des jungen Pianisten Caspar Frantz. "Chrysanthemen" nannte Puccini einen 1890 entstandenen Quartettsatz, den das Quartett nach der ersten Trennung von Butterfly und Pinkerton spielte, sozusagen als Folie für die von Moon Suk fiktiv verfassten "Letters Of Butterfly", Briefe einer sehnsüchtig Wartenden auf die Rückkehr ihres Mannes.

Unglaublich: In der Premierenfeier im Anschluss an die Aufführung spürte man allenthalben die Bewunderung für ein großartiges Opernerlebnis der besonderen Art und für eine junge Darstellerin, die ein Gesamtkunstwerk zu sein scheint, das zwischen Gesang und Regie, zwischen Lyrik und Filmdarstellung vor Kreativität und Fantasie nur so sprüht.

Hintergrund

Mit einer bunten Werkfolge des Vogler-Quartetts und seiner künstlerischen Gäste endeten gestern die 16. Homburger Kammermusiktage. Im Rahmen der Konzertmatinee zeichneten Direktor Scharf von der Volksbank Saarpfalz und Balthasar Weinheimer von den Kammermusikfreunden Saarpfalz die Gesamtschule Bexbach für ihr musikalisches Engagement aus. Schulleiterin Gaby Schwartz sowie Schülerinnen und Schüler ihrer Schule freuten sich über den von der Volksbank gestifteten Förderpreis von 250 Euro. < Ausführlicher Bericht folgt ic

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