„Mach das Kreuz ja richtig“

Regionalverband · In 128 Wahllokalen im Regionalverband konnten bei der Bundestagswahl gestern 131 860 Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben. In den Wahllokalen war viel los. Ein Rundgang durch Saarbrücken.

 Das Wahllokal 1111 im Ludwigsgymnasium war gut besucht. Foto: Becker & Bredel

Das Wahllokal 1111 im Ludwigsgymnasium war gut besucht. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel
 Wahlhelfer Heidi Dimmig und William Dimmig. Foto: Becker & Bredel

Wahlhelfer Heidi Dimmig und William Dimmig. Foto: Becker & Bredel

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Mit Wunschkandidaten und -parteien im Kopf wandern die Saarbrücker Wahlberechtigten in das Wahllokal im Ludwigsgymnasium, eines der 128 Lokale in Saarbrücken. Das Wetter ist bestens für einen so entscheidenen Sonntagsspaziergang. Vor den Türen mit den Nummern 1131, 1132 und 1111 kämpfen viele Wähler zunächst mit der Orientierung, Pfeile weisen den Weg ins richtige Wahllokal. In dem Klassensaal, in dem sonst Schüler einer 8. Klasse sitzen, ist heute Durchgangsverkehr. Eine Vietnamesin tritt in den Vorraum. 1995 habe sie ihr Heimatland aus politischen Gründen verlassen, sagt sie. Soziale Gerechtigkeit ist ihr besonders wichtig. Ein jüngerer Mann bekennt sich offen zur SPD. Mindestlohn sei ein großes Thema, denn es betrifft ihn persönlich: erst Zeitarbeitsfirma, dann Festanstellung mit acht Euro Stundenlohn, jetzt Hartz IV. Der gelernte Einzelhandelskaufmann ist frustriert. Seine Prognose: eine große Koalition.

William Dimmig, stellvertretender Wahlvorsteher im Lokal 1111, sitzt nicht zum ersten Mal an den Wahlurnen. Er und seine Helfer seien ein "eingespieltes Team". Sporadisch überprüft Dimmig die Wahlkabinen. Die Luft ist rein: Kein Wähler hat an die Holzabblendung gekritzelt, niemand hat Parteiwerbung hinterlassen. "Heute Morgen hat eine Frau laut gesagt, dass sie Angela Merkel wählt. Wir mussten sie bitten, ruhig zu sein", so Dimmig. Selbst bei vertrauter Zusammenkunft mit Kaffee und Kuchen wird Diskretion gewahrt.

Reger Verkehr herrscht auch im Finanzamt in der Mainzer Straße. Stimmzettel und Stift warten hier auf etwa 1300 Wahlberechtigte. Wahlleiterin Kristine Marschall würde gerne einen Kaffee trinken, ein Stück Kuchen essen, aber der Andrang lässt es nicht zu.

Im Vorraum treffen sich Nachbarn. Sie sagen: "Mach das Kreuz ja an der richtigen Stelle". "Wir brauchen die FDP", sagt ein junger Herr, "die FDP schwächelt zurzeit und ich finde es wichtig, unterschiedliche Richtungen einzubringen", sagt er. Seine Partnerin ist politisch anderer Meinung, sie will die Grünen wählen. "Energiethemen werden immer wichtiger", sagt sie, aber in mancher Hinsicht seien die Grünen dann doch "zu extrem", deshalb bekomme auch die SPD eines ihrer Kreuze.

51,1 Prozent der 131 860 Wahlberechtigten im Regionalverband hatten bis 16 Uhr in ihre Stimme abgegeben, sagt Angelika Eilts vom Wahlamt. Auch vor vier Jahren waren es um 16 Uhr 51 Prozent. Bis Redaktionsschluss lagen keine aktuelleren Zahlen zur Wahlbeteiligung vor. Elke Ferner (SPD) lag für das Direktmandat im Wahlkreis Saarbrücken knapp vor Anette Hübinger (CDU).

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