Lüsterne Zwerge, verratene Frauen

Saarbrücken. "Leider regnet es gerade in Konstantinopel", stellte Spielleiter Bernd Reutler mit Bedauern fest. Daher loderten eben die Flammen der Schlacht im Chor der Stiftskirche anstatt wie geplant im Portal, und der Einzug im Büßergewand samt Versöhnung fand im Sitzen statt

Saarbrücken. "Leider regnet es gerade in Konstantinopel", stellte Spielleiter Bernd Reutler mit Bedauern fest. Daher loderten eben die Flammen der Schlacht im Chor der Stiftskirche anstatt wie geplant im Portal, und der Einzug im Büßergewand samt Versöhnung fand im Sitzen statt. Ein Umstand, welcher der Premiere der Ton-Licht-Installation "Sibille" ein wenig die Dramatik nahm, aber dem Spiel mit Wort, Musik und Licht um den von Elisabeth von Lothringen ins Deutsche übertragenen Ritterroman "Sibille" nichts von seinem Unterhaltungswert.Bernd Reutler hatte dafür die von ihm geschriebene und produzierte Hörspielfassung nach der freien Übertragung von Yvonne Rech am Ort der Grablege Elisabeths in Szene gesetzt. Dafür war Elisabeth an zwei Abenden für kurzweilige 90 Minuten zurückgekehrt, um -verkörpert von der Schauspielerin Barbara Scheck - die schön-schaurige Geschichte der zu Unrecht des Ehebruchs verdächtigten Konstantinopler Königstochter Sibille zu erzählen. Die Stiftskirche bot dafür die ideale Kulisse, wenn Barbara Scheck als Sibille hinter deren Grab auftauchte und am Ende dort im gleißenden Licht wieder verschwand.

Einen historischen Ort zu nutzen und ihn mittels Licht in Schloss, Schlachtfeld oder Königsdom zu verwandeln, dieser Ansatz sorgt zusammen mit den Ausschnitten aus dem Hörspiel, live gesprochenem Text und Musik für Unterhaltung im besten Sinn. Zwar wirkt heutzutage die Geschichte um Kaiser Karl, den lüsternen Zwerg Süweron, den wackeren Bauern Warakir in ihrer Überzeichnung komisch. Zugleich ist sie kurzweilig und spannend, gerade weil die Akteure um Bernd Reutler die Geschichte ernst nehmen und sich der Figuren mit Leidenschaft widmen. Mögen auch die Lichtspiele (Licht und Ton: Jürgen Wendel) im Kirchenraum noch ausbaufähig sein: Zusammen mit der Musik der Spielleute Christian Balser, Miriam Grapp, Tomaso Iacolino um Bernhard Stilz, vorgetragen auf Lauten, Flöten und Schalmeien, und der schönen Stimme von Laura Demjan im Kreuzgang der Stiftskirche sowie den Gesängen der Schola Gregoriana Saarbrücken (Leitung: Werner Spaniol) fügte sich das Ganze zu einem Stimmungsbild. "Sibille" war daher ein respektabler Anfang einer Musik, Text und Szene verschmelzenden Inszenierung, die Lust auf das nächste Projekt von Bernd Reutler und seinen Mitstreitern macht. sg

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