Ludweiler kommt noch nicht zur Ruhe

Ludweiler. Die zuständigen Mitarbeiter der RAG arbeiten derzeit vor Ort an Abschlussregulierungen. Auch zwölf Jahre nach Ende des Bergbaus ist in Ludweiler (6500 Einwohner) noch keine Ruhe an der Schadensfront eingekehrt

 Lückig: die Ludweiler Ringstraße gestern - viele Häuser der dortigen Grubensiedlung, "Kolonie", genannt, sind bereits abgebrochen, Unkraut sprießt auf den Brachen. Den übrigen Bauten sind Bergschäden anzusehen, beispielsweise dicke Risse im Mauerwerk. Foto: Jenal

Lückig: die Ludweiler Ringstraße gestern - viele Häuser der dortigen Grubensiedlung, "Kolonie", genannt, sind bereits abgebrochen, Unkraut sprießt auf den Brachen. Den übrigen Bauten sind Bergschäden anzusehen, beispielsweise dicke Risse im Mauerwerk. Foto: Jenal

Ludweiler. Die zuständigen Mitarbeiter der RAG arbeiten derzeit vor Ort an Abschlussregulierungen. Auch zwölf Jahre nach Ende des Bergbaus ist in Ludweiler (6500 Einwohner) noch keine Ruhe an der Schadensfront eingekehrt. Auf Einladung von Ortsvorsteherin Christiane Blatt hat Gangolf Hontheim (Foto: hj), Leiter der Stabsstelle Bergschäden beim saarländischen Wirtschaftsministerium, am Montag in einer Ortsratssitzung über den Stand der Dinge berichtet.Hontheim warnte hier Eigentümer davor, als Laie vorschnell eine Abmachung zur Schlussregulierung mit der RAG zu unterschreiben, wenn sie Schäden einbegreife, die derzeit noch nicht bekannt seien. Hontheim: "Es gibt zwar einen finanziellen Zuschlag, aber dann ist es im Prinzip vorbei." Schäden könnten beispelsweise noch hinter Eternit-Verkleidungen auftauchen, hinter Schränken, die ein halbes Jahrhundert an Ort und Stelle gestanden hätten. Auch Nachsetzungen seien denkbar. Bei Abmachungen zur Schlussregulierung könne man daher auch andere Formen wählen. Die Stabsstelle berate hier gerne.

47 Eigentümer aus Ludweiler haben im laufenden Jahr die (neutralen) Vermittler rund um Hontheim bemüht. In 32 Fällen sei hier inzwischen eine Einigung erzielt worden. In drei Fällen sei eine Schädigung durch den Bergbau klar ausgeschieden. Offene Fragen drehen sich nach Schilderung Hontheims um eventuelle Baumängel, bereits reparierte Dinge, die dann doch wieder kaputt gehen, unklare Eigentumsverhältnisse oder die Tatsache, dass ein so genannter Bergschadensersatzverzicht ins Grundbuch eingetragen worden sei. Hontheim: "Hier kann es sich im Einzelfall lohnen, einige 1000 Euro für die Löschung hinzulegen, wenn es letztlich um einige 10 000 Euro Entschädigung geht."

Hontheim bekräftigte in Ludweiler, seine Stabsstelle arbeite nach Einstellung des Bergbaus im Saarland (Mitte 2012) weiter). Auch Mitarbeiter der RAG blieben vor Ort. Die Finanzierung der Regulierungen sei auch über Rückstellungen weiterhin gesichert. Das Unternehmen und letztlich als Garant auch der Staat stünden prinzipiell bis 30 Jahre nach Abbauende, in Ludweiler also bis 2029, in der Pflicht.

Und die gesetzlichen Verjährungsfristen? Hontheim: "Wenn Sie erst mal Schäden angemeldet haben, steht die Zeit still." Erben, so Hontheim auf eine weitere Frage, erben automatisch auch die Schadensersatzansprüche mit. Anders sei es bei Verkauf oder Schenkung. Da müsse die Übertragung der Ansprüche eigens festgehalten werden - am besten bereits beim Notar.

Die Stabsstelle Bergschäden ist zu erreichen unter Tel. (0 68 81) 92 81 28.

Rückschau

 So sah die Ludweiler Ringstraße noch vor knapp drei Jahren aus, eine geschlossene Reihe kleiner, fröhlich bunt gestrichener Häuser. Zur Siedlung gehören auch Gruben- und Mittelstraße. Foto: Dietze

So sah die Ludweiler Ringstraße noch vor knapp drei Jahren aus, eine geschlossene Reihe kleiner, fröhlich bunt gestrichener Häuser. Zur Siedlung gehören auch Gruben- und Mittelstraße. Foto: Dietze

 1999 wurde der Turm der alten Herz-Jesu-Kirche in Ludweiler gesprengt. Foto: Becker & Bredel

1999 wurde der Turm der alten Herz-Jesu-Kirche in Ludweiler gesprengt. Foto: Becker & Bredel

1283 Gebäude lagen im Einwirkungsbereich des Kohleabbaus im Feld Geislautern. Rund 1100 Bergbau-Schäden wurden schon bis Abbauende 1999 in Ludweiler gemeldet. Von den 141 Häusern mit Totalschäden wurden mittlerweile so gut wie alle abgerissen. Spektakulärster Fall: 1999 wurde der Turm der Herz-Jesu-Kirche gesprengt. Die Kirche wurde inzwischen durch einen Neubau ersetzt. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort