Lothringen schwenkt nach links Elsass bleibt im bürgerlichen Lager verankert

Straßburg. Frankreich wählt mehrheitlich links, doch das Elsass bleibt im bürgerlichen Lager verankert. 13 der 15 Sitze gingen nach dem amtlichen Ergebnis vom Montag an Vertreter der konservativen UMP. Zwei Sitze entfielen auf die Sozialisten: In Straßburg, wo ihnen bisher ein Mandat sicher war, gewann die Linke einen Sitz dazu

Straßburg. Frankreich wählt mehrheitlich links, doch das Elsass bleibt im bürgerlichen Lager verankert. 13 der 15 Sitze gingen nach dem amtlichen Ergebnis vom Montag an Vertreter der konservativen UMP. Zwei Sitze entfielen auf die Sozialisten: In Straßburg, wo ihnen bisher ein Mandat sicher war, gewann die Linke einen Sitz dazu. Das konservative Elsass wird es fortan nach allgemeiner Einschätzung schwerer haben, seine Belange in Paris durchzusetzen. dpaMetz. Lothringen ist bei der Parlamentswahl in Frankreich am vergangenen Sonntag nach links gerückt. Elf der 21 Wahlkreise gingen an sozialistische Kandidaten. Und das, obwohl in der Region eher bürgerlich gewählt wird. Die Sozialisten eroberten dabei vier Wahlkreise, die zuvor von der konservativen UMP gehalten worden waren.

Am Sonntag entschied sich in Lothringen zudem das politische Schicksal von Politikern, die Frankreich geprägt hatten. So auch das des langjährigen Kultur- und Bildungsministers unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand, Jack Lang. Am Sonntag verlor der 1939 geborene Professor für internationales Recht an der Universität Nancy ausgerechnet in seiner Heimatregion sein Mandat gegen einen Kandidaten von der bürgerlichen UMP. Lang rief die "Fête de la Musique" ins Leben, ließ quer durch Frankreich "Kulturhäuser" (maison de la culture) bauen. Unter seiner Leitung wurde der Louvre in Paris umgebaut und die Glaspyramide entworfen. Sein Traum, Präsident der Nationalversammlung zu werden, geht für das politische Urgestein nicht in Erfüllung.

Ihren Parlamentssitz verlor auch Nadine Morano, unter Präsident Nicolas Sarkozy Ministerin für die Berufsausbildung. Sie war in den Tagen vor der Wahl einem Satiriker auf den Leim gegangen, der sich in einem Telefongespräch als Vizepräsident der rechtsradikalen Front National (FN) ausgegeben hatte. Im Telefongespräch hatte Morano die Präsidentin der FN als eine intelligente Frau mit Ideen bezeichnet. Das Telefongespräch ging durch alle Rundfunk- und Fernsehsender Frankreichs und bedeutete das Aus für die Politikerin aus Nancy.

Der neue politische Star Lothringens ist Aurélie Filipetti. Sie war bei der Regierungsbildung zur Kultusministerin ernannt worden. Die Wahl war für Filipetti nicht ohne Risiko. Ihr Wahlbezirk in Metz wählt eher bürgerlich. Hätte sie verloren, hätte sie die Regierung verlassen müssen. Doch sie siegte mit 59 Prozent der Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber François Grosdidier.

Eine Überraschung gab es in Thionville. Anne Grommerch (UMP) gewann ihren Wahlkreis klar gegen den sozialistischen Bürgermeister von Thionville Bertrand Mertz mit 53 Prozent der Stimmen.

Im Gegensatz zur Tendenz in Lothringen bleibt das Moseldépartement bürgerlich. Hier gingen fünf Sitze an die UMP und vier Sitze an die Sozialisten. In Saargemünd gewann Bürgermeister Celeste Lett. Der Bürgermeister von St. Avold André Woijciechowski verlor sein Mandat an seinen sozialistischen Gegenkandidaten. In Forbach gewann Bürgermeister Laurent Kalinowski die Wahl. Er trat in einer der seltenen Dreierkombinationen an, in den der Front National in den zweiten Wahlgang gekommen war. Das ehemalige Kohlebecken Lothringens hatte sich seit den 1990er Jahren und dem sozialen Abstieg nach und nach als Hochburg der Rechtsradikalen entwickelt. Bei den Wahlen zur Assemblée Nationale verhinderten Sozialisten und UMP allerdings gemeinsam den rechtsradikalen Wahlerfolg.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort