Losheim zieht Ratssitzung vorGrüne unterstützen Windpark

Losheim. Die Gemeinde Losheim drückt beim umstrittenen Windpark Britten, der auf dem Judenkopf geplant ist, aufs Tempo: Die entscheidende Sitzung des Gemeinderates, in der der Satzungsbeschluss zu dem Projekt gefasst werden soll, wird nach Mitteilung der Verwaltung um eine Woche vorgezogen: Statt wie ursprünglich geplant am 28. Februar wird sich der Gemeinderat nun am Donnerstag, 21

 Losheim will neue Windkraftanlagen auf seinem Gemeindegebiet errichten lassen. Foto: dpa

Losheim will neue Windkraftanlagen auf seinem Gemeindegebiet errichten lassen. Foto: dpa

Losheim. Die Gemeinde Losheim drückt beim umstrittenen Windpark Britten, der auf dem Judenkopf geplant ist, aufs Tempo: Die entscheidende Sitzung des Gemeinderates, in der der Satzungsbeschluss zu dem Projekt gefasst werden soll, wird nach Mitteilung der Verwaltung um eine Woche vorgezogen: Statt wie ursprünglich geplant am 28. Februar wird sich der Gemeinderat nun am Donnerstag, 21. Februar, mit dem Windpark befassen.

Rodungen nur bis Ende Februar

Die Vorverlegung ist nach Auskunft von Bürgermeister Lothar Christ erforderlich, "um die Vorgaben des saarländischen Naturschutzgesetzes, nämlich, dass Rodungsmaßnahmen bis Ende Februar eines Jahres durchgeführt sein sollen", zu erfüllen. Eine Vorabgenehmigung zur Holzernte und Rodung der für den Bau der Windräder benötigten Flächen wurde durch das Umwelt-Ministerium bis zum Vorliegen des Satzungsbeschlusses durch die Gemeinde widerrufen. Christ: "Erst nach Abschluss des Bauleitplanverfahrens mit Satzungsbeschluss darf mit der Holzernte und den Rodungsmaßnahmen begonnen werden." Sollte der Rat dem Projekt zustimmen, ist demnach mit einem umgehenden Beginn der Arbeiten zu rechnen.

Gegen den geplanten Windpark auf dem Judenkopf (siehe Infobox) regt sich massiver Widerstand im benachbarten Greimerath auf der rheinland-pfälzischen Seite des Judenkopfes. Dort hat sich am vergangenen Donnerstag eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben gegründet, die am gestrigen Montagabend auf einer Informationsveranstaltung in der Grundschule des Ortes ihre Ziele vorgestellt hat (Bericht hierzu folgt).

Anhörung in zwei Stufen

Aus Sicht der Gemeinde Losheim ist das Planungsverfahren aber ordnungsgemäß abgelaufen: Es gab vom 29. Oktober bis 16. November 2012 ein vorgezogenes Anhörungs- und Auslegungsverfahren, bei dem Träger öffentlicher Belange und Bürger ihre Einwände einreichen konnten. Ebenso war dies im Rahmen der der offiziellen Auslegung und Anhörung in der Zeit vom 19. Dezember 2012 bis zum 23. Januar 2013 möglich. Insbesondere für Einwände aus Greimerath und Umgebung wurde die Frist zur Einreichung bis 8. Februar verlängert. Die im Rahmen dieser Anhörungsschritte eingegangenen Einwände von Bürgern und Institutionen "sind durch das beauftragte Büro Argus Concept bearbeitet und die Abwägungsvorschläge liegen den Gemeinderatsmitgliedern schriftlich vor", teilt Bürgermeister Lothar Christ mit. Insbesondere würden diese auch das Ergebnis von naturrechtlichen Untersuchungen der beiden letzten Jahre enthalten. Am 18. Februar findet nach Auskunft der Gemeinde nochmalig ein Abstimmungsgespräch mit dem Ministerium für Umwelt statt.

Die Gemeinderatssitzung am 21. Februar wird, wie die Gemeinde mitteilt, "aufgrund des zu erwartenden Zuschauerinteresses im Saalbau" stattfinden. Beginn ist um 18.00 Uhr. Für interessierte Bürger bestehen Parkmöglichkeiten im Umfeld des Schulzentrums und auf dem Carl-Dewes-Platz hinter dem Rathaus, von wo aus der Saalbau fußläufig in wenigen Minuten erreichbar ist. Merzig-Wadern. Der Kreisverband der Grünen hat sich für den Windpark auf dem Judenkopf ausgesprochen und das Projekt gegen Kritik, insbesondere aus dem benachbarten Greimerath, verteidigt. "Angesichts der aktuellen, nicht unerheblichen Störfälle im nahen Kernkraftwerk Cattenom ist diese rigorose Verweigerungshaltung einiger Bürger zu den zukunftsfähigen alternativen Energieformen unerträglich", heißt es in einer Erklärung des Grünen-Kreisvorsitzenden Karl Raczek. Und weiter: "Die Nuklear-Katastrophe in Fukushima ist noch nicht einmal zwei Jahre her und schon kommen aus einem einzigen Ort mehr Menschen zu einer Windkraftverhinderungsveranstaltung, als zu manch einer grenzüberschreitenden Demo gegen Cattenom." Im Gegensatz zu anderen Gemeinden im Kreis, die derzeit mit ihren aktuellen Beschlüssen erneuerbare Energien eher verhindern wollen, gebe es in Losheim eine Verwaltungsspitze, eine Mehrheit im Rat, engagierte Unternehmer und viele Bürger, die nicht nur über erneuerbare Energien reden, sondern deren Ausbau aktiv fördern. Wer, wie mancher Kritiker aus Greimerath, absolut gegen dieses Projekt sei, müsse sich fragen lassen, "was bitte die Alternative für die Zukunft ist?", findet Raczek. Hier agiere man nach dem Sankt-Florians-Prinzip.

Chance zur Energiewende

Dass es auch anders gehe, zeige sich in Gemeinden und Orten, in denen die Bürger nicht ohne Stolz Bestrebungen unterstützen, energieautark zu werden. "Die Chance zur Energiewende haben wir alle jetzt und hier in der Hand, indem wir uns klar für die erneuerbaren Energien aussprechen und den Betreibern von Cattenom, Tihange und Fessenheim vehement weiter die Rote Karte zeigen", schließt Raczek. cbe

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Auf dem Judenkopf, über den die Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz verläuft, sollen insgesamt fünf Windräder mit jeweils fast 200 Metern Gesamthöhe errichtet werden. Für den Windpark hat sich eine Betreibergemeinschaft gegründet, der die Familie Wendelin von Boch, die Technischen Werke Losheim (TWL) und der Energieversorger VSE angehören. Vier der fünf Windräder wird nach den vorliegenden Planungen auf Gelände der W. von-Boch'schen Forstverwaltung stehen, das fünfte auf einer Fläche, die der Gemeinde Losheim gehört. cbe

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