"Da kommt doch keiner zu Ihnen"

Saarbrücken. "Wir sind ein Stromanbieter, in echt", stellt Pablo Wendel, Künstler und Geschäftsführer des von ihm gegründeten Kunststromanbieters "Performance Electrics" klar. Seit November hat dessen Saarbrücker Niederlassung in der Stadtgalerie eröffnet

 Pablo Wendel in seiner "Firma". Foto: Iris Maurer

Pablo Wendel in seiner "Firma". Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. "Wir sind ein Stromanbieter, in echt", stellt Pablo Wendel, Künstler und Geschäftsführer des von ihm gegründeten Kunststromanbieters "Performance Electrics" klar. Seit November hat dessen Saarbrücker Niederlassung in der Stadtgalerie eröffnet. Jetzt wurde mit einem Publikumsgespräch mit ihm eine "Plattform für alle Fragen, die sich in dem Namen des Unternehmens ergeben" geboten, so Projektkoordinatorin Katharina Ritter.Erstaunlich, welches Unverständnis dabei der Kunststrom, also Strom, der in Aktionen aus Steckdosen im öffentlichen Raum abgezapft und in eine Power-Station im Hof der Stadtgalerie eingespeist wird, unter den anwesenden Kunststudierenden, Künstlern und Kunstinteressierten hervorrief. Denn der von Pablo Wendel und "Performance Electrics" zum Verkauf angebotene Kunststrom ist mit acht Euro pro Kilowattstunde teuer, so dass 3000 bis 4000 Euro im Jahr mehr anfallen. 23 Cent beträgt hingegen der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde, der Rest der Summe finanziere künstlerische Prozesse, so Wendel.

"Da kommt doch keiner zu Ihnen", meint eine besorgte Stimme aus dem Publikum. Deshalb ging Pablo Wendel in seiner noch jungen Künstlerlaufbahn stets in den öffentlichen Raum, weil ihn interessierte, sagt er, was der Raum über die Ausstellung von Skulpturen hinaus noch zu bieten hat: Mehr Kommunikation mit Menschen, auch in Saarbrücken, wo er ein "positives Feedback" bekam.

Wenn seine Kunst zu 95 Prozent der Arbeit Organisation ist, was hat das noch mit Kunst zu tun?, fragte er sich selbst einmal: Viel, wie Pablo Wendel erfuhr, weil sein Ansatz gerade dabei die politische, gesellschaftliche Dimension der Kunst hervorhebt. Denn von Performance Electrics "wird kein Strom produziert, sondern umverteilt". Dahinter steckt eine klare Haltung: Kunst als Energieleistung ist ein Produktivfaktor. Kunst ist Arbeit, die bezahlt werden muss. Ein Ansatz, dem gerade das aus angehenden Künstlern und Kunstfreunden bestehende Publikum zustimmen müsste. Doch es biss sich lieber am hohen Kunststrompreis und der Frage fest, ob Kunststrom nur im geschlossenen Kreislauf der Kunstinstitutionen zum Einsatz komme. Dass Kunst nichts kosten darf, scheint hier tadellos verinnerlicht, während der Künstler "lebt und verhungert", bemerkte Wendel. sg

Am 13. Januar, 11 Uhr, gibt es einen Kindersonntag in der Stadtgalerie mit Workshop "Kinder zur Kunst in der Küche" und Kuratorenführung für Erwachsene.

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