Lohe machen: Aufschlitzen und abschälen

Eiweiler. "In den 50er Jahren habe ich selbst noch mit einem Kuhgespann die Lohe in die Gerberei Jochum nach Primstal gefahren." Der das sagt, ist der 79 Jahre alte Josef Finkler, einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen, die das Gewinnen der Lohe und ihren Abtransport noch selbst miterlebt haben. Nun ist dieser typische Eiweiler Wirtschaftszweig schon bald 50 Jahre Geschichte

 So wird Lohe gemacht: Ist die junge Eiche umgehauen, wird mit dem Schleißer die Rinde aufgeritzt und anschließend abgeschält.

So wird Lohe gemacht: Ist die junge Eiche umgehauen, wird mit dem Schleißer die Rinde aufgeritzt und anschließend abgeschält.

Eiweiler. "In den 50er Jahren habe ich selbst noch mit einem Kuhgespann die Lohe in die Gerberei Jochum nach Primstal gefahren." Der das sagt, ist der 79 Jahre alte Josef Finkler, einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen, die das Gewinnen der Lohe und ihren Abtransport noch selbst miterlebt haben. Nun ist dieser typische Eiweiler Wirtschaftszweig schon bald 50 Jahre Geschichte. Viele Jahrzehnte gehörte er zum Dorfgeschehen, weil die Menschen die Einnahmen aus dem Verkauf der Lohe für ihren Lebensunterhalt benötigten. So brachte um das Jahr 1890 ein Zentner Lohe zehn Mark ein. Ein Bergmann verdiente damals an einem Zwölf-Stunden-Tag vier Mark. Mit seinen Lohheckentagen, die seit 1987 regelmäßig organisiert werden, will Eiweiler die Erinnerung an diese Zeit wach halten. Vom Samstag, 7. Juni, bis Montag, 9. Juni, finden sie wieder statt.Rückblende: Die im 19. Jahrhundert auf der Gemarkung registrierten rund 18 Areale wurden in einer bestimmten Reihenfolge jährlich abgeholzt. Meistens im Mai, wenn der Saft voll in den Bäumen stand, gingen die Bewohner in den Niederwald. Die noch dünnen Eichenstämme wurden bis in eine Höhe von zwei Metern von Ästen befreit und mit dem Lohschleißer aufgeschlitzt. Anschließend lösten die Bauern die Rinde mit einem Löffel ab. Dann wurde der Stamm gefällt und weiter bearbeitet. Die Kinder nahmen sich der dünnen Äste an und klopften sie mit dem hölzernen Lohhammer so lange, bis sich die Rinde schälte. Aus den Holzstämmchen wurde ein Lohbett angefertigt, auf dem die Rindenteile zwei bis drei Wochen lang zum trocknen aufgeschichtet wurden. Die ganze Familie war in die Arbeit im Wald eingebunden. Nach drei Wochen wurde die Lohe mit Fuhren in die Gerbereien gebracht, die daraus Gerbstoff zur Ledergewinnung herstellten. "Das Holz, das im Wald gewonnen wurde, war für die Bauern zum Heizen über Winter ebenfalls sehr wichtig", weiß Josef Finkler. "Außerdem wurde der geschälte Eichenstamm mit Vorliebe zum Heizen des Backofens genutzt, weil das Feuer sauberer brannte und der Ofen kaum Ruß ansetzte." Die Nutzungsgemeinschaft Niederwald, eine lockere Gruppierung, ist zurzeit mit den Vorbereitungen für die Lohheckentage im Juni beschäftigt. Herbert Backes, eines ihrer Mitglieder, hob im Gespräch mit der SZ die geschichtliche Seite hervor: "Vor 100 und mehr Jahren war die Lohegewinnung für die Eiweiler Bürger sowohl eine Notwendigkeit als auch eine Selbstverständlichkeit. Es war aber kein Spaß, sondern eine schwere Arbeit. Die Lohheckentage sollen nicht nur die Erinnerung daran wachhalten, sondern auch die Menschen wieder näher an die Natur heranbringen." Ortsvorsteher Hans-Peter Haupenthal ergänzte: "Dieser Blick in die Geschichte des Ortes ist gleichzeitig die beste Möglichkeit, das harmonische Miteinander der Dorfgemeinschaft zu präsentieren." Noch einmal ergreift Josef Finkler das Wort: "Normalerweise gab es für eine Lohelieferung früher bares Geld. Als ich einmal als Gegenleistung nur ein Stück Leder vom Gerbermeister bekam, habe ich mit der Lohe aufgehört."

 Das Lohbett (rechts) ist fertig. Die Lohe, also die Eichenrinde, wird darauf zum Trocknen aufgeschichtet. Ein Junge klopft mit dem Lohhammer die Rinde an den jungen Ästen los. Fotos: SZ

Das Lohbett (rechts) ist fertig. Die Lohe, also die Eichenrinde, wird darauf zum Trocknen aufgeschichtet. Ein Junge klopft mit dem Lohhammer die Rinde an den jungen Ästen los. Fotos: SZ

Auf einen BlickDas Programm der Lohheckentage in Eiweiler: Samstag, 7. Juni: 15 Uhr Eröffnung, anschließend Führung und Demonstration der Lohheckengewinnung, 18 Uhr Feierabend in der Hecke mit Singen am Lagerfeuer. Sonntag, 8. Juni: Ab zehn Uhr ganztägig Vorführungen in der Lohhecke, Oldtimer-Traktorentreffen, mobiles Sägewerk, Schnitzen mit der Motorsäge, mobile Waldbauernschule, Ponyreiten. Montag, 9. Juni: Tag der Schulen mit Natur- und Heimatkundeunterricht in der Hecke. Infos: Telefon (06875) 508. gtr

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