Loblied auf die „Wilde Ehe“

Völklingen · Die CDU-Stadtratsfraktion hatte am Freitagabend zu ihrem 20. Neujahrsempfang in die Kulturhalle Wehrden eingeladen. Es gab keine großen Ankündigungen und Visionen. Wohl aber – mit Blick auf die Kommunalwahl im Mai – einen Hauch von Wahlkampf.

 Aufmerksam verfolgen die Gäste des Neujahrsempfangs in der Kulturhalle die Ansprachen vorne am Rednerpult.Fotos: Becker & Bredel

Aufmerksam verfolgen die Gäste des Neujahrsempfangs in der Kulturhalle die Ansprachen vorne am Rednerpult.Fotos: Becker & Bredel

 Stefan Rabel

Stefan Rabel

 Hans Agostini vom Wirtschaftskreis mit Hans-Werner Sander, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Saarbrücken (von li.).

Hans Agostini vom Wirtschaftskreis mit Hans-Werner Sander, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Saarbrücken (von li.).

 Der Sparhaushalt, aber auch das City-Center spielten in der Rede von Rathauschef Klaus Lorig eine zentrale Rolle.

Der Sparhaushalt, aber auch das City-Center spielten in der Rede von Rathauschef Klaus Lorig eine zentrale Rolle.

 Gut gelaunt: Monika Roth, Ortsvorsteherin von Völklingen, mit Herbert Broy und Kai Forster von der Feuerwehr Völklingen.

Gut gelaunt: Monika Roth, Ortsvorsteherin von Völklingen, mit Herbert Broy und Kai Forster von der Feuerwehr Völklingen.

Die CDU im Völklinger Stadtrat macht traditionell den Anfang bei den politischen Neujahrsempfängen in der Region. Zwar stellen die Christdemokraten seit 2009 nicht mehr die Ratsmehrheit, sind aber nach wie vor stärkste Fraktion. So wird ihr Empfang stets mit Spannung erwartet: Gibt es Neuigkeiten? Am Freitagabend, beim 20. Fraktions-Empfang ("wir feiern dann beim Fünfundzwanzigsten", sagte Fraktionschef Stefan Rabel zu seinem Vorgänger Gerhard Scherschel), hielten sich die Akteure freilich mit Ankündigungen und Visionen zurück. Was damit zu tun hat, dass 2013 für Völklingens Stadtpolitik "nicht das beste Jahr" war, wie Oberbürgermeister Klaus Lorig es - untertreibend - formulierte.

Rabel schlug in seiner Rede einen eigenwilligen Bogen von der Bundes- und Landes- zur Stadtpolitik. Im Vorjahr, sagte er, sei die große Koalition im Land neu gewesen. Nun sei sie es auf Bundesebene. Im Völklinger Stadtrat gebe es zwar keine Koalition, wohl aber eine "hervorragende Zusammenarbeit" zwischen CDU und SPD; ohne Vertrag, "eher so etwas wie eine wilde Ehe". Das sorge für "geordnete und stabile Verhältnisse" im Rat. Etwa bei der Verabschiedung des Sparhaushalts Ende 2013. Die dort beschlossenen Kürzungen, Steuererhöhungen und Gebühren seien "schmerzhafte Einschnitte", jedoch nötig: "Die Zeiten, in denen wir Wahlversprechen machen und Schulden erhöhen konnten, sind leider vorbei." Aber Zukunftsinvestitionen müssten möglich bleiben. In die Schulen. Für Sicherheit und Sauberkeit. Und fürs City-Center.

Dann teilte er aus in Richtung der - übrigens nicht anwesenden - Linken: Im Rat gebe es "mindestens eine Fraktion, die meint, durch Negativschlagzeilen und Katastrophenmeldungen Politik machen zu müssen". Das aber schrecke Investoren ab. Dagegen beschwor er die Gemeinsamkeit - Beifall. Applaus erntete er auch für die Ankündigung, es werde nach der Umbenennung der einstigen Hermann-Röchling-Höhe zur Röchlinghöhe "mit der CDU keine weiteren Umbenennungen" mehr geben, "weder von Straßen noch von Plätzen und schon gar nicht von Stadtteilen".

Der Sparhaushalt spielte auch in der Rede von Rathauschef Lorig eine zentrale Rolle. Und natürlich das City-Center-Projekt. Dabei blieb Lorig allgemein: Der Investor passe jetzt die Pläne an die Lage an, in Sachen Städtebau und in Sachen Kosten. Dem Rat will Lorig das Thema erst vorlegen, "wenn die Zeit gekommen ist", sprich "wenn der 31. März vor Augen steht", der Termin, an dem die Frist für den Baubeginn abläuft. Zwei weitere private Projekte, sagte Lorig, könnten vielleicht 2014 starten: ein Senioren-Wohnheim auf dem früheren Ostrolenk-Parkplatz und ein Orthopädiezentrum in der Poststraße. Für diese Straße forderte er ein neues Konzept; "so, wie sie ist, kann sie nicht bleiben".

Ehrengast Klaus Meiser, CDU-Fraktionschef im Landtag, lobte das Ehrenamt. Und mahnte zur Behutsamkeit bei der Debatte übers Sparen: Dabei dürfe nicht "das Gefühl aufkommen, hier geht nichts mehr", denn das stimme nicht. So, mit gedämpftem Optimismus, ging's ans Büffet. Sparsam: Es gab Fleischkäse und Kartoffelsalat. Die CDU-Stadtratsfraktion hat bei ihrem Neujahrsempfang erneut Völklinger ausgezeichnet, die sich im Sport oder bei der Jugendarbeit hervorgetan haben. "Sie sind Vorbilder", erklärte Fraktionschef Stefan Rabel.

Als Vorbild ehrte die CDU eine junge Weltmeisterin aus der Hüttenstadt: Die Studentin Claudia Nicoleitzik stand 2013 bei den internationalen Leichtathletik-Titelkämpfen für Menschen mit Behinderungen ganz oben auf dem Treppchen. Sie siegte über die 100-Meter-Distanz und holte Silber über 200 Meter. Uwe Halfmann engagiert sich ehrenamtlich als Jugend-Fußballtrainer bei den Sportfreunden Heidstock. In den vergangenen Jahren hat er die B-Junioren des Vereins mehrfach zu Erfolgen geführt. Elke Schneider, Gabi Schäfer, Christine Jungblut, Gisela Wolf (urlaubshalber bei der Ehrung nicht dabei) und Gernot Richter kümmern sich beim Völklinger Ortsverein des Kinderschutzbundes um Kinder mit Zuwanderungshintergrund, betreuen zweimal wöchentlich deren Hausaufgaben, lesen mit ihnen - ehrenamtlich. Auch das, so hieß es, habe Vorbildcharakter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort