Zwei Rückrufaktionen binnen weniger Wochen Listerien-Alarm im Saarland

Berlin/Saarbrücken · Zweimal innerhalb weniger Wochen mussten aus anderen Bundesländern gelieferte Fleischwaren zurückgerufen werden, die möglicherweise mit den Bakterien belastet waren. Auch im Saarland sind die Lebensmittelkontrolleure wachsam.

 Listerien, hier eine Aufnahme mit Hilfe eines Elektronenmikroskops, sind Bakterien, die in der Natur oft vorkommen. Treten sie in Lebensmitteln in hoher Konzentration auf, können sie Gesundheitsschäden hervorrufen, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.

Listerien, hier eine Aufnahme mit Hilfe eines Elektronenmikroskops, sind Bakterien, die in der Natur oft vorkommen. Treten sie in Lebensmitteln in hoher Konzentration auf, können sie Gesundheitsschäden hervorrufen, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.

Foto: dpa/Manfred Rohde

Zuerst der Lebensmittelskandal um mit Listerien infizierte Wurst der hessischen Firma Wilke Anfang Oktober, die nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums unter anderem an Restaurants, Dönerläden und Altenheime im Saarland geliefert wurde. Und jetzt, etwa einen Monat später, gelangten mit den Bakterien belastete Fertigfrikadellen des niedersächsischen Fleischproduzenten Fleisch-Krone Feinkost möglicherweise in saarländische Rewe- und Normamärkte. Die betroffenen Chargen wurden mittlerweile aus den Regalen genommen, sagt Sabine Schorr, Sprecherin des saarländischen Verbraucherschutzministeriums, das als zentrale Stelle im Saarland mit seiner untergeordneten Behörde, dem Landesamt für Verbraucherschutz, für Lebensmittelkontrollen zuständig ist. Am Mittwoch hätten das Fachleute des Landesamts nochmals kontrolliert.

Listerien sind in der Natur häufig vorkommende Bakterien. Nur sehr wenige Menschen erkranken aber an Listeriose, die bis zu acht Wochen nach Aufnahme der Bakterien ausbrechen kann und oft mit Erbrechen, Durchfall und Fieber einhergeht. Gefährlich ist die Infektion für abwehrgeschwächte Menschen, Diabetiker, Schwangere, Ältere und Kleinkinder. Sie können an durch die Bakterien hervorgerufener Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung erkranken, die zwar mit Antibiotika behandelt werden können. Doch die Zahl der Todesfälle ist hoch und wird auf 30 Prozent der Erkrankten geschätzt.

Doch wie kann man sich vor Listerien schützen? „Abkochen beziehungsweise durcherhitzen“, rät Theresia Weimar-Ehl, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Saarland. So könnten die Bakterien in Lebensmitteln sicher und einfach abgetötet werden – etwa: indem man Salami auf eine Pizza legt und dann mit der Pizza bäckt oder wenn man rohes Fleisch gut durchgart.

So seien denn auch die gerade von Rewe und Norma zurückgerufenen Fertigfrikadellen an sich nicht das Problem gewesen, erklärt Ministeriumssprecherin Schorr. Die Listerien seien vielmehr über die Verpackung in die Ware gekommen. Im Saarland selbst seien in diesem Jahr noch keine überschrittenen Grenzwerte in Proben festgestellt worden. „Wir hatten keine Rückrufe in diesem Jahr wegen positiver Befunde.“

Doch die Lebensmittelkontrolleure sind wachsam. So sind nach Schorrs Worten Anfang des Jahres in Stichproben in saarländischen Metzgereien einzelne Rohwürste entdeckt worden, die mit Listerien belastet waren. Allerdings habe es sich dabei um eine verschwindend kleine Menge an Würsten gehandelt und eine Gesundheitsgefahr habe wegen der geringen Menge an Bakterien auch nicht bestanden.

Solche unangemeldeten Stichproben finden das ganze Jahr über statt. Dabei nehmen die Lebensmittelkontrolleure auch eine Risikobewertung vor, wie die Ministeriumssprecherin erklärt – will heißen: Auffällige Betriebe werden öfter kontrolliert. Aber die Metzgereien sind auch selbst verpflichtet, regelmäßig ihr Fleisch und ihre Wurst zu kontrollieren.

Verbraucherschützerin Theresa Ehl lobt das saarländische System der Lebensmittelkontrollen. „Wir haben das Glück, dass alles zentral bei der Landesregierung ist“, sagt sie. In vielen anderen Bundesländern liegen die Kontrollen dagegen in der Hand von Städten und Gemeinden. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sieht das problematisch. Die kommunalen Behörden seien sowohl der Förderung der regionalen Wirtschaft und dem Erhalt von Arbeitsplätzen verpflichtet als auch der Kontrolle der Unternehmen. Dadurch entstehe ein „permanenter Interessenskonflikt“, findet Oliver Huizinga von Foodwatch. Er fordert deshalb unabhängige Landesanstalten für die Überwachung, die für alle Betriebe eines Bundeslandes zuständig sind.

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