"Liebesdienst" erregt die Gemüter

Besch. "Perl Privat ist Deine neue, brandheiße Adresse in Perl im Industriegebiet Wieser Weg", werben die Ladys aus der ersten Etage des Hauses in der Moselaue 6. Ob Vera, Pamela oder Nella: Höchste Diskretion, versprechen sie, ebenso "perfekten Service und Hygiene, die dem Hotelstandard in nichts nachsteht", heißt es auf der Internetseite der leicht bekleideten Damen

Besch. "Perl Privat ist Deine neue, brandheiße Adresse in Perl im Industriegebiet Wieser Weg", werben die Ladys aus der ersten Etage des Hauses in der Moselaue 6. Ob Vera, Pamela oder Nella: Höchste Diskretion, versprechen sie, ebenso "perfekten Service und Hygiene, die dem Hotelstandard in nichts nachsteht", heißt es auf der Internetseite der leicht bekleideten Damen.Nicht nur die Brünetten und Blondinen erregen die Gemüter der Bescher und Perler, sondern die Art und Weise, wie die Arbeitsstätte der Damen durch die Hausbesitzerin vermietet worden sei. Diese soll das Gebäude als Handwerksbetrieb deklariert haben. Gleichzeitig dürfen Damen im oberen Stockwerk auf ihrer Website "den kürzesten Weg zum Glück" versprechen. Dieser Vorwurf ist aus dem Perler Gemeinderat durchgesickert. Das Pikante daran: Das Haus gehört der Frau von SPD-Gemeindeverbandschef Alexander Schirrah, der auch im Gemeinderat sitzt - ein Umstand, der die CDU-Fraktion im Perler Gemeinderat auf den Plan gerufen hat. "Seit Tagen mehren sich die Gerüchte über einen neuen 'Liebesbetrieb' in der Gemeinde", lässt CDU-Fraktions-Chef Ernst-Rudolf Ollinger die SZ wissen. Er verlangt von Bürgermeister Bruno Schmitt Aufklärung. "Wieso konnte dieser 'Liebesdienst' seinen Betrieb überhaupt aufnehmen, obwohl die Satzung über die Nutzung des Industriegebietes dies nicht hergibt?", will der Christdemokrat vom Verwaltungschef wissen.

Dabei gebe es doch für diese Vorgänge eine ganz klare Regelung. Und die lautet: "Die Eröffnung eines solchen 'Liebesbetriebes' erfordert vom Eigentümer des Gebäudes den Antrag auf eine entsprechende Nutzungsänderung. Hierfür ist die Gemeinde beziehungsweise die Untere Bauaufsichtsbehörde zuständig", sagt Ollinger. Erst wenn eine solche Erlaubnis vorliege, dürften die Betreiber eines solchen Etablissements ihr Gewerbe aufnehmen. "Es wäre nicht hinnehmbar, wenn für Gemeinderatsmitglieder andere Regeln gelten würden, als für andere Bürger, bei denen entsprechende Anträge abgelehnt wurden", empört sich der Christdemokrat.

Perls Bürgermeister Bruno Schmitt (SPD) kennt diese neue Anlaufstelle am Moselufer nach eigenen Angaben noch nicht. Vom Computer auf seinem Schreibtisch im Rathaus könne er solche Seiten nicht besuchen, gestand er auf SZ-Anfrage. "Ich hatte diese nach den Vorfällen in Schiffweiler sperren lassen", sagte Schmitt. (Anm. d. Red.: 2009 war der ehemalige Rathauschef von Schiffweiler, Wolfgang Stengel, wegen Besitzes von Kinderporno-Bildern veruteilt worden.) Die Nutzungsänderung ist nach Schmitts Worten keine Sache für die Gemeindeverwaltung, sondern obliegt der Unteren Bauaufsicht (UBA). "Falls ein Antrag vorliegt, wird die UBA uns das mitteilen." Anrufe in dieser delikaten Angelegenheit hat Beschs Ortsvorsteherin Jutta Weber (Freie Wähler Besch) gleich mehrfach erhalten, wie sie der SZ erzählt. Für sie steht fest: "Alexander Schirrah muss sich in der nächsten Gmeinderatssitzung zu dieser Sache erklären." Und CDU-Fraktionschef Ollinger ergänzt: "Ich gehe davon aus, dass auch Schirrah zur Aufklärung des Sachverhaltes beitragen kann."

Kann er. Auf SZ-Anfrage sagte Schirrah am Freitag: "Wir haben die Gewerberäume in der oberen Etage an einen Herrn vermietet - nicht ahnend, welch ein Gewerbe dort entstehen soll." Als die Schirrahs davon Wind bekamen, haben sie nach ihrer Darstellung sofort die Reißleine gezogen. "Wir haben unmittelbar fristlos gekündigt" - eine Aufforderung, der die Damen auch prompt Folge geleistet hätten. "Nur noch ein paar Schränke sind im Obergeschoss", sagt Schirrah. Auch hätten die Schirrahs den Betreibern untersagt, weiter unter der Adresse Moselaue um Freier zu werben - ein Verbot, das im Internet allerdings nicht so leicht umzusetzen ist. Foto: ags

" "Seit Tagen mehren sich die Gerüchte über einen neuen 'Liebes- betrieb' in der Gemeinde."

Ernst-Rudolf Ollinger, CDU

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