Lichtverhältnisse im Stollen geben Rätsel auf

St Barbara · Bäuchlings in die Vergangenheit kriechen derzeit Archäologen des Bochumer Bergbau-Museums im Sandstein unter St. Barbara. Im dortigen Stollen Bruss sind sie auf den Spuren römischen Azurit-Abbaus.

 Grabungsleiterin Gabriele Körlin vor dem niedrigen Zugang zum rund 20 Meter langen und acht Meter breiten römischen Abbauraum im Stollen Bruss. Foto: Johannes A. Bodwing

Grabungsleiterin Gabriele Körlin vor dem niedrigen Zugang zum rund 20 Meter langen und acht Meter breiten römischen Abbauraum im Stollen Bruss. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Vom Tageslicht ist hier nichts mehr zu sehen. Das liegt etwa 45 Meter entfernt am schmalen Ausgang des Stollen Bruss. Rund 20 Meter über uns befinden sich Gärten und Häuser von St. Barbara, um uns herum ist massiver Sandstein. In den haben sich vor fast 2000 Jahren römische Bergleute auf der Suche nach linsengroßen Azuritkügelchen hineingegraben.

"Das sind die Spuren von Spitzhacken", erklärte Gabriele Körlin vor gut eineinhalb Wochen die von Einkerbungen übersäten Seitenwände. Körlin ist Grabungsleiterin des Bergbaumuseums Bochum und seit 22. Juli mit einem Team vor Ort. Über mehrere Wochen hinweg legen sie wieder Spuren des römischen Bergbaus frei.

Der Stollen Bruss liegt im festen Voltziensandstein. Dieser bildet die Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk. Er wurde wegen seiner Härte auch als Baumaterial für Häuser und Stadtmauern verwendet. Das erklärt die vielen Steinbrüche in dieser Höhenlage zwischen Teufelsburg und St. Barbara sowie am Limberg entlang. Diese Steinbrüche haben aber nicht nur die Hänge verändert, vielfach sind durch sie Spuren früheren Bergbaus verschwunden.

Rußspuren sind zu sehen

Anders beim Stollen Bruss. Dort weist der hintere Bereich eindeutig römischen Abbau auf. Sogar originale Rußspuren von Lampen finden sich noch an Wänden und Decken. Ob damals Sklaven oder bezahlte Arbeiter eingesetzt waren, ist derzeit noch unklar.

Ursprünglich waren die Bergbau-Archäologen von einem langen Stollen ausgegangen, der an den Seiten vergleichsweise schmale Abbaunischen aufweist. Doch in den vergangenen Jahren hat sich Körlin mit ihren Helferinnen immer tiefer in den Berg hineingearbeitet. Etwa 45 Meter vom Eingang entfernt, endet der Stollen Bruss an einem Verbruch. Gestein versperrt dort den Durchgang zu einem Bereich, der im Mittelalter genutzt wurde. Ein paar Meter vorher öffnet sich rechts in Kniehöhe ein niedriger Hohlraum. Durch den müssen Körlin und ihr Team bäuchlings robben, dann erreichen sie den Abbauraum dahinter.

Bis zu 20 Meter geht es derzeit in diesen Abbauraum hinein. Acht Meter ist er breit. "Unter welchen Lichtverhältnissen die dort gearbeitet haben, können wir nicht so ganz nachvollziehen", sagte Körlin. Denn bei Versuchen mit nicht rußenden Öllampen sei es äußerst trübe gewesen.

Noch rund drei Wochen ist das Bochumer Team bei St. Barbara im Einsatz. Vielleicht wird es eine der letzten Grabungen dort, denn die Finanzierung erweist sich zunehmend als Problem.

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