Lesepatinnen entführen in die Welt der Märchen

Tholey. Alle zwei Wochen warten die Kinder der katholischen Kindertageseinrichtung St. Mauritius in Tholey gespannt darauf, dass sie Besuch bekommen. "Da kommen die Vorlesedamen", rufen schon die Ersten, wenn Elisabeth Wahl und Rosemarie Wendt-Franz die Tür öffnen. Sie entführen die Kinder in die Welt der Märchen

Tholey. Alle zwei Wochen warten die Kinder der katholischen Kindertageseinrichtung St. Mauritius in Tholey gespannt darauf, dass sie Besuch bekommen. "Da kommen die Vorlesedamen", rufen schon die Ersten, wenn Elisabeth Wahl und Rosemarie Wendt-Franz die Tür öffnen.Sie entführen die Kinder in die Welt der Märchen. Am jüngsten Vorlesetag haben sie das Märchen von der Mäuseprinzessin mitgebracht, in dem eine Maus den anderen erzählt, sie sei eine Mäuseprinzessin, um mehr Nüsse zu bekommen. Die Lesepatinnen sitzen rechts und links neben dem Märchenthron, einem geschmückten Stuhl, vor ihnen sitzen 19 Jungen und Mädchen. Sobald es losgeht, sind alle still. Doch die Lesetanten, wie einige Kinder sie auch nennen, lesen nicht nur vor: Sie zeigen den Kindern Bilder, untermalen das Märchen mit Gesten und verstellen die Stimme. Damit ihren Zuschauern nicht langweilig wird, stellen sie immer wieder Fragen. Zum Beispiel, wie das abgebildete Tier heißt, wer weiß, was ein Labyrinth ist und wer mal zeigen kann, wie eine wühlende Maus aussieht. Ist das Märchen vorbei, darf jeder mal als Märchenprinz oder Märchenprinzessin auf den Märchenthron. Danach gibt es noch Gummibärchen und alle Kinder laufen wieder zurück in ihre Gruppen.

Was bei den beiden so leicht aussieht, braucht einige Übung. Beide besuchen regelmäßig Schulungs- und Informationsveranstaltungen, um sich fortzubilden. Man lerne dort, wie man lebendig vorlesen und den Kindern den Einstieg in die Märchenwelt erleichtere, zum Beispiel über Requisiten, erklären sie. "Daher haben wir auch die Idee mit dem Märchenthron", erzählt Elisabeth Wahl. "Manchmal bringen wir auch passend zur jeweiligen Geschichte andere Requisiten mit", ergänzt ihre Kollegin Rosemarie Wendt-Franz.

Bereits seit rund sechs Jahren besuchen die zwei den Kindergarten und das Seniorenheim in Tholey ehrenamtlich. Den Senioren zeigten sie allerdings Sketche, statt Geschichten vorzulesen. "Damals suchte die Ehrenamtbörse des Landkreises ehrenamtliche Lesepaten", erinnert sich Rosemarie Wendt-Franz. Bei einer Informationsveranstaltung haben sich die zwei Frauen getroffen, die sich vorher schon kannten.

Daraufhin haben sie beschlossen, sich gemeinsam im Seniorenheim und im Kindergarten in Tholey zu engagieren. Zu ihrer Motivation sagt Elisabeth Wahl: "Es macht uns einfach Spaß. Die Kinder und die Senioren sind sehr dankbar, für das, was wir tun. Und die Kinder erkennen uns überall wieder. Im Supermarkt, auf der Straße und auch an der Schule rufen sie: "Da ist die Vorlesedame!", auch wenn ich ihnen schon lange nicht mehr vorgelesen habe.

Im Kindergarten lesen sie immer im Wechsel vor. Wer nicht liest, behält die Kinder im Blick und sorgt für Ruhe. Lachend meint Rosemarie Wendt-Franz: "Ich bin jetzt 72. Bis 80 mach ich es mindestens."

Hintergrund

In der Stadt St. Wendel und in den Gemeinden des Landkreises existieren ähnliche Vorleseinitiativen in Kindergärten, Grundschulen und der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek. Die Ehrenamtsbörse des Landkreises St. Wendel sucht ständig Lesepaten, die mitmachen oder ein neues Projekt ins Leben rufen möchten. Bei ihr sind auch Informationen zu regelmäßigen Treffen unter den Lesepaten und Schulungen für die Ehrenamtlichen erhältlich. Kontakt: Ehrenamtbörse des Landkreises St. Wendel, Mommstraße 21-31, Tel. (0 68 51) 8 01 40 50, E-Mail: ehrenamtboerse@lkwnd.de kab

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