Zu wenig oder ausreichend? Streit im Saarland um Lehrermangel an Grundschulen

Saabrücken · Während der Lehrerverband auf mehr Stellen pocht, winkt das Bildungsministerium ab.

 Der Lehrerverband und das Bildungsministerium im Saarland streiten über den Bedarf an Grundschullehrern.

Der Lehrerverband und das Bildungsministerium im Saarland streiten über den Bedarf an Grundschullehrern.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Im Saarland herrscht Streit über den Bedarf an Grundschullehrern. Während der saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) einen Mangel an Grundschullehrern beklagt, sehen Bildungsministerium und Staatskanzlei keinen Handlungsbedarf. Hintergrund der Diskussion ist eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung, wonach deutschlandweit bis 2025 voraussichtlich mindestens 26 300 Grundschullehrer fehlen werden. Im vergangenen Oktober sei die Kultusministerkonferenz noch von lediglich 15 300 fehlenden Lehrkräften ausgegangen. Nötig wären rund 10 000 Absolventen mehr als bislang geschätzt, erklärte die Stiftung am Montag in Gütersloh. Die Bertelsmann-Stiftung und die Lehrergewerkschaft GEW forderten deshalb eine Aufstockung der Studienplätze.

Aktuell besuchen im Saarland 31 400 Kinder die Grundschule. Deren Zahl ist seit dem Jahr 2015 um 1500 gestiegen. Der SLLV geht davon aus, dass mehr als 100 Lehrer für ihre Betreuung fehlen. Dagegen heißt es auf Anfrage aus dem Bildungsministerium: „Einen Lehrkräftemangel an Grundschulen gibt es – im Unterschied zu anderen Bundesländern – nicht.“ Alle Stellen seien besetzt. Auf eine Lehrkraft in der Grundschule kämen hierzulande im Schnitt 13,3 Schüler (Stand 2017), während der Bundesdurchschnitt mit 16,2 Schülern pro Lehrer schlechter sei. Nach „zähen Verhandlungen“ mit dem Finanzministerium stünden außerdem schulformübergreifend 152 Vollzeitlehrkräfte mehr zur Verfügung als ursprünglich vorgesehen. Wie viele davon den Grundschulen zugute kommen, teilt das Ministerium nicht mit. Und es ergänzt: Gemäß Koalitionsvertrag müssten 49 weitere Lehrer eingestellt werden.

Ministerium und Landesregierung gehen nicht davon aus, dass es nötig ist, dafür die Zahl der Studienplätze aufzustocken. Seit dem Wintersemester 2012/2013 können sich Studenten an der Saar-Universität zu Grundschullehrern ausbilden lassen. Gestartet war das „Lehramt für die Primarstufe und Sekundarstufe 1“ mit 60 Plätzen. Später wurde die Sekundarstufe gestrichen. Der gestraffte Studiengang „Lehramt für Primarstufe“ bietet aktuell 48 Studienanfängern einen Platz.

Die Saar-Grünen fordern, die Zahl der Studienanfänger fürs Grundschullehramt auf mindestens 90, übergangsweise sogar auf 120 Plätze zu erhöhen. Die Staatskanzlei winkt ab mit dem Hinweis darauf, dass allein das Bildungsministerium für die Bedarfsplanung verantwortlich sei. „Haushaltspolitische Erwägungen“ spielten dabei aber keine Rolle. Man orientiere sich lediglich an der „prognostizierten Entwicklung der Schülerzahl“. Das Bildungsministerium ist optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass in Zukunft ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung stehen werden.“

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