Lehrer lernen Schüler als Lehrer kennen

Saarbrücken. Vermutlich jeder Schüler hat sich diesen Rollentausch schon einmal vorgestellt: die eigenen Lehrer selbst zu unterrichten. Schülerinnen erprobten diese Situation gestern an der Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken mit ihrem Projekt "Lehrer up to date"

 Elizaveta Kondratieva (l.) und Nadine Quack bringen ihren Lehrern die typische Lebensweise junger Leute nahe. Sie erklären soziale Netzwerke und die Geheimnisse der Jugendsprache. Foto: Iris Maurer

Elizaveta Kondratieva (l.) und Nadine Quack bringen ihren Lehrern die typische Lebensweise junger Leute nahe. Sie erklären soziale Netzwerke und die Geheimnisse der Jugendsprache. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Vermutlich jeder Schüler hat sich diesen Rollentausch schon einmal vorgestellt: die eigenen Lehrer selbst zu unterrichten. Schülerinnen erprobten diese Situation gestern an der Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken mit ihrem Projekt "Lehrer up to date". Zuvor hatten die Schülerinnen an einem Workshop des Programms "Think big" (wir berichteten) teilgenommen und danach das Projekt, unterstützt vom Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung Juz United, entwickelt. Die beiden Schülerinnen Nadine Quack und Elizaveta Kondratieva brachten gestern Lehrer, Schulsozialarbeiter und in der Nachmittagsbetreuuung Beschäftigte in Sachen Facebook, Jugendsprache, Musik, Jugendgruppen und PC-Spielen auf den neuesten Stand. Wohl aus aktuellen Anlass gaben die beiden Jugendlichen zu Beginn ihren erwachsenen Zuhörern einen Überblick über die Möglichkeiten des sozialen Netzwerks Facebook und der Videoplattform Youtube und stellten sich den kritischen Fragen. Dabei hinterfragte Schülerin Elizaveta Kondratieva auch das so genannte Posten (Einstellen von Meldungen auf Facebook) im Zusammenhang mit den jüngsten Amoklauf-Drohungen an der Burbacher Gesamtschule Rastbachtal. "Das wurde ja auch auf Facebook gepostet. Irgendjemand, der etwas von der Rastbachtal-Schule gehört hat, war der Meinung das wäre an anderen Schulen genauso", sagte Kondratieva.Auffallend positiv an der Präsentation der beiden 14-Jährigen war, dass sie ihre Zuhörer durch häufiges Fragen, einen simulierten Vokabeltest zur Jugendsprache und gespielte lehrerhafte Ermahnungen miteinbezogen. Mit dem Projekt "Lehrer up to date", gefördert von Telefónica Germany und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, wollen die jungen Projektemacher dazu beitragen, die Verständigung zwischen Schülern und Lehrern zu verbessern. "Ich denke das Projekt kommt ziemlich gut an, weil relativ viele gekommen sind. Das haben wir nicht erwartet", so Kondratieva. Etwa zehn Lehrer hörten sich an, in welcher Welt Schüler sich heute bewegen. Lob für das Projekt kam von Schulleiter Roman Wallrich. "Das Projekt wurde von den Schülern an uns herangetragen und ist von uns begrüßt worden", so Wallrich. Denkbar sei, dass es in weiteren Klassenstufen "Schule" macht.

Meinung

Vertauschte Rollen

Von SZ-RedakteurDietmar Klostermann

Das macht Schülern Mut: Sie können ihre Kompetenzen in den Bereichen der Jugendkultur, die für manchen Lehrer ein Buch mit sieben Siegeln ist, im Unterricht an die Pädagogen weitergeben. Und das ist enorm wichtig, damit die Kluft zwischen Schülern und Lehrern nicht zu groß wird. Facebook, die Geheimnisse der Jugendsprache, angesagte Musik und Klamotten: Da können die Lehrer auf der Bellevue jetzt besser mitreden. Das Konzept sollte Schule machen. Bildungsminister Klaus Kessler ist gut beraten, sich dieses Projekt selbst einmal anzuschauen. Um danach diese Unterrichtsform in den Stundenplan der saarländischen Schulen aufzunehmen. Schüler und Lehrer werden es ihm danken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort