Lehrer beklagen Mängel bei Schulbuchausleihe

Saarbrücken/Saarlouis. Thomas Gräff, Deutsch- und Musiklehrer am Ludwigsgymnasium in Saarbrücken und Landesvorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes, findet die Idee der Schulbuchausleihe prinzipiell gut. Seiner Meinung nach gibt es aber "viele Aspekte, die das System nicht reibungslos laufen lassen"

Saarbrücken/Saarlouis. Thomas Gräff, Deutsch- und Musiklehrer am Ludwigsgymnasium in Saarbrücken und Landesvorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes, findet die Idee der Schulbuchausleihe prinzipiell gut. Seiner Meinung nach gibt es aber "viele Aspekte, die das System nicht reibungslos laufen lassen". Auch Herbert Möser, neben seiner Lehrertätigkeit Vorsitzender des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands und Direktor der Erweiterten Realschule Saarlouis "In den Fliesen", sieht Verbesserungsmöglichkeiten. Beide kritisieren vor allem, dass in jedem Schuljahr mehrere Wochen verstreichen, bis die Schüler ihre Bücher überhaupt beisammen haben. Gräff dazu: "Die Bücher müssen am Ende des Schuljahres von den Schulbuchkoordinatoren eingesammelt, eingebucht und kontrolliert werden. Aufgrund dieses Arbeitsaufwands müssen die Schüler die Bücher schon zwei bis drei Wochen vor Ende des Schuljahres abgeben, da wird es als Lehrer schwierig, ohne Lehrmittel den Unterricht zu gestalten." Des Weiteren sei die Benutzung der Lehrbücher erheblich eingeschränkt, da zum Beispiel nicht mehr unterstrichen werden dürfe.Außerdem bemängeln beide Lehrer, dass viele Lehrmittel über das Schuljahr hinaus gebraucht würden. Möser dazu: "Vor allem der Fremdsprachenunterricht ist darauf ausgelegt, dass die Schüler ihre Lehrbücher behalten können. Das Abgeben der Bücher hat somit Einfluss auf die didaktische Organisation."

Ein weiterer Kritikpunkt sind die Sparzwänge, die zu Einschränkungen im Bereich der Lehrmittel führen würden. Gräff: "Aus Kostengründen wird beispielsweise bei Deutschlektüren gespart: Die billigere Ausgabe ohne Materialien wird angeschafft, obwohl eine Ausgabe mit Lektürehilfen viel schülerfreundlicher ist." Herbert Möser sieht darin aber auch einen Vorteil: "Im neuen System ist die Auswahl der Lehrbücher transparenter. Nicht jeder kann nach Gutdünken Materialien anschaffen."

Trotz aller Kritik wird das Ausleihsystem also angenommen. Das Bildungsministerium gibt an, dass 77 Prozent der saarländischen Schüler an der freiwilligen Schulbuchausleihe teilnehmen. Die hohe Akzeptanz erklärt sich für Möser dadurch, dass das Ausleihsystem für Eltern eine finanzielle und vor allem organisatorische Erleichterung darstelle. Thomas Gräff zu Folge gibt es sowohl bei den Schülern als auch innerhalb der Lehrerschaft nach anfänglichen Befürchtungen "eigentlich keine große Diskussion mehr um das Thema". Laut Herbert Möser handele es sich bei den Problemen mit der Schulbuchausleihe eher um Startschwierigkeiten, die in den folgenden Jahren abnehmen werden. Dennoch steht für ihn fest: "Eine kostenfreie Abgabe der Bücher ohne Rückgabe wäre angesichts zurückgehender Schülerzahlen die bessere Lösung. Dies würde weniger organisatorischen Aufwand bedeuten und die Kosten wären für die Ministerien absehbarer."

Ulrike Lang, Referentin im Bildungsministerium in Saarbrücken, sieht das allerdings anders: "Die Kosten des jetzigen Systems belaufen sich für das Land auf zirka vier Millionen Euro pro Schuljahr. Bei Lehrmittelkostenfreiheit müssten wir mit 23 bis 24 Millionen Euro rechnen. Angesichts der Haushaltslage und der Tatsache, dass die Länder ab 2020 keine neuen Schulden mehr machen dürfen, sind diese Kosten nicht tragbar."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort