Lebacher Arzt und Finanzbeamte unter Betrugsverdacht

Saarbrücken. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat ihre Ermittlungen gegen einen bereits inhaftierten 64 Jahre alten Arzt aus Lebach ausgeweitet. Nach Informationen unserer Zeitung wurde gegen den niedergelassenen Mediziner bislang wegen Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt. Jetzt soll es auch um Abrechnungsbetrug in der Preisklasse von mindestens 100 000 Euro gehen

Saarbrücken. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat ihre Ermittlungen gegen einen bereits inhaftierten 64 Jahre alten Arzt aus Lebach ausgeweitet. Nach Informationen unserer Zeitung wurde gegen den niedergelassenen Mediziner bislang wegen Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt. Jetzt soll es auch um Abrechnungsbetrug in der Preisklasse von mindestens 100 000 Euro gehen. Der Vorwurf: Er soll mit Privatpatienten gemeinsame Sache gemacht haben. Der Mediziner soll seinen Patienten hohe Rechnungen über zumindest teilweise nicht erbrachte ärztliche Leistungen ausgestellt haben, welche diese mit ihren Krankenversicherungen und auch mit der Beihilfestelle für Beamte abgerechnet haben. Das erschlichene Geld hätten sich Arzt und Patient geteilt.Erik Schweitzer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft in Saarbrücken, bestätigte auf Anfrage, dass es zumindest 20 Verdachtsfälle gibt. Unter den Privatpatienten sind, so SZ-Informationen, auch ein 67 Jahre alter pensionierter Finanzbeamter und ein 63-jähriger aktiver Beamter des Saarlouiser Finanzamtes. Letzterer hat zwischenzeitlich bei den Ermittlern sein Gewissen erleichtert und ein Teilgeständnis abgelegt. Rund 20 000 Euro soll er mit seiner Krankenkasse und der Beamtenbeihilfe mit den Arzt-Rechnungen über nie erbrachte Leistungen abgerechnet haben. Für Beamte übernimmt der Steuerzahler über die Beihilfe 50 Prozent der Behandlungskosten, bei pensionierten Beamten sogar 70 Prozent.

Egon Fischer, Sprecher des Finanzministeriums, teilte gestern auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass gegen den Beamten, der im mittleren Dienst beschäftigt ist, ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Wie es heißt, soll er die Vorfälle auch bei seinem Dienstherrn gebeichtet haben.

Auf die Spuren zu den Privatpatienten waren die Ermittler bei der Durchsuchung von Praxis und Wohnung des Mediziners gestoßen. Dort fanden sie eine Liste mit Namen und Zahlen. Der 64-jährige Arzt sitzt seit Mitte Januar wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Er besitzt angeblich mehrere Immobilien im Ausland. Er war aufgefallen, weil größere Summen, die bar bei Banken eingezahlt wurden, auf ausländische Konten transferiert wurden.

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