"Lebach erfüllt Vorbildfunktion" SZ-Leserumfrage: Sollen Wehrleute bei Bewerbungen einen Vorteil haben?

Lebach. Lebachs Bürgermeister Arno Schmidt sieht sich heftiger Kritik der SPD-Stadtratsfraktion ausgesetzt. Anna Schmidt warf dem Bürgermeister "Vetternwirtschaft" vor. Der wies das als "Unverschämtheit" zurück (wir berichteten). Der Streit entzündete sich an der Besetzung von drei Stellen bei der Stadtverwaltung

 Soll der Einsatz junger Wehrleute bei Einstellungen belohnt werden? Foto: Achim Thiel

Soll der Einsatz junger Wehrleute bei Einstellungen belohnt werden? Foto: Achim Thiel

Lebach. Lebachs Bürgermeister Arno Schmidt sieht sich heftiger Kritik der SPD-Stadtratsfraktion ausgesetzt. Anna Schmidt warf dem Bürgermeister "Vetternwirtschaft" vor. Der wies das als "Unverschämtheit" zurück (wir berichteten). Der Streit entzündete sich an der Besetzung von drei Stellen bei der Stadtverwaltung. Nach Auffassung der SPD wurde einem Bewerber seine Zugehörigkeit zur Feuerwehr zu hoch angerechnet. Dies verstoße, sagt Anna Schmidt, auch gegen das "Prinzip der Bestenauslese", wie es mit Absatz 2 des Grundgesetz-Artikels 33 verankert sei. Dort heißt es: "Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte."Die SPD hatte bei der Kommunalaufsicht einen Teilerfolg erzielt: Das geübte Personalauswahl-Verfahren verstoße zwar in Teilen gegen jenes Prinzip der Bestenauslese. Anderseits stellte die Kommunalaufsicht im konkreten Fall keine Rechtswidrigkeit fest. Hierauf verweist der Bürgermeister. Und er hält der SPD vor, sich an den Vorstellungsgesprächen nicht beteiligt zu haben. Das führt zur Diskussion, ob etwa Feuerwehrleute einen Bonus bekommen sollen. Hierzu haben sich Kreisbrandinspekteur Martin Hell und Wolfgang Herrmann, Ehrenwehrführer der freiwilligen Feuerwehr Saarlouis, bei der SZ gemeldet. "Der Einwand der SPD-Opposition, in diesem Fall von Vetternwirtschaft zu sprechen, darf so nicht stehen bleiben", sagt Hell, "da er das Ansehen der freiwilligen Feuerwehr nicht nur in Lebach, sondern insgesamt schädigt." In offiziellen Festreden sei immer wieder zu hören, wie wichtig die Wehren sind. "Das ist gut und richtig", findet Hell. "Und deshalb passt es nicht ins Bild, wenn in diesem konkreten Fall dies den Bewerbern nicht zum Vorteil gereichen soll." Und er fragt: "Was sollen private Unternehmen denken, wenn Ehrenamt und Vetternwirtschaft im gleichen Atemzug genannt werden?"Wolfgang Herrmann unterstreicht das. "Es ist ein drängendes Problem, tagsüber während der allgemeinen Arbeitszeiten genügend freiwillige Feuerwehrleute zu erreichen, um den Brandschutz sicherzustellen." Ständig müsse bei Arbeitgebern geworben werden, Wehrleute einzustellen, die sie ja auch während der Arbeitszeit für ihren Dienst freistellen müssen. Für Herrmann ist es wichtig, dass öffentliche Arbeitgeber hier ein Vorbild geben.Sozialdemokratin Schmidt empfiehlt er, "sich unbedingt einmal vorrechnen zu lassen", was es den Lebacher Steuerzahler kosten würde, wenn die Stadt anstelle der Ehrenamtler hauptberufliche Feuerwehrleute einstellen müsste. Angesichts dieses "merkwürdigen Vorstoßes" fragt er: "Soll man sich so etwas als praktische Umsetzung der Sonntagsreden über das Ehrenamt vorstellen?" Kreis Saarlouis. Immer wieder gibt es um Einstellungsverfahren bei kommunalen Verwaltungen Debatten. Weil Fraktionsmitglieder aus Räten oder auch Kreistag mitbestimmen, sind vernünftige Regeln das beste Mittel, politischen Streit zu vermeiden. Aber wie sollen diese Regeln aussehen? Geht es nur nach Zensuren? Wieviel zählt das Vorstellungsgespräch? Und es fragt sich, wie die aktuelle Diskussion in Lebach zeigt: Darf ehrenamtliches Engagement wie bei der Feuerwehr belohnt werden, und wenn ja wie stark?Die SZ fragt ihre Leser. Per Telefon und im Internet können Sie abstimmen. Wenn Sie meinen: "Ja, es soll einen Ehrenamts-Bonus geben", dann wählen Sie (06 81) 5 02 60 10. Wenn Sie sagen: "Nein, es soll keinen Ehrenamts-Bonus geben", dann wählen Sie (06 81) 5 02 60 20. Bis heute Nacht, 24 Uhr, können sie zu den üblichen Telekom-Tarifen anrufen. Online können Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/umfragen abstimmen. Über das Ergebnis berichten wir am Samstag. pum "Ist das die Umsetzung von Sonntagsreden über das Ehrenamt?"Ehrenwehrführer Wolfgang Herrmann

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