Lautgerecht und lesefreundlich

St. Wendel. Mal lustig, mal nachdenklich, aber doch immer irgendwie wahr. Aus dem Leben gegriffen und voller unschätzbarer Erfahrungen. Das allein würde schon genügen, um ein Buch lesenswert zu machen, doch bei Edith Braun kommt noch ein weiteres, ganz besonderes Merkmal hinzu: Ihre Bücher sind in saarländischer Mundart verfasst

St. Wendel. Mal lustig, mal nachdenklich, aber doch immer irgendwie wahr. Aus dem Leben gegriffen und voller unschätzbarer Erfahrungen. Das allein würde schon genügen, um ein Buch lesenswert zu machen, doch bei Edith Braun kommt noch ein weiteres, ganz besonderes Merkmal hinzu: Ihre Bücher sind in saarländischer Mundart verfasst. Ihr neuestes Werk "Em Leensche sei Hochdseidsnaachd unn annere Geschischde" präsentierte die Autorin am vergangenen Donnerstag im Mia-Münster-Haus.Mehrere kurze Geschichten las Edith Braun vor und unterhielt die Zuhörer nicht nur mit ihrem Dialekt, sondern auch durch die Themenvielfalt ihres Buches. Da gab es unter anderem Gesichten, wie sie jeder der Anwesenden bestimmt schon einmal erlebt hatte. Zum Beispiel, wie es ist, wenn man die "Freck" hat und jeder Bekannte zu einem anderen, garantiert wirksamen Hausmittel rät. Gemeinsam lachten die Besucher der Lesung über die Ich-Erzählerin, die nicht nur "Knowweloch" in ihre Nase steckte, sondern sich auch heiße "Quellgrombeere" auf die Brust legte, nur um am Schluss festzustellen, dass sie ihre Erkältung nicht losgeworden war, dafür jetzt aber auch noch die "Flemm" hatte.

Andere Geschichten wiederum handelten von der Vergangenheit, als das Saarland noch Saargebiet war und heutige Selbstverständlichkeiten nicht vorhanden. So musste die junge Hauptperson einer der Erzählungen zum "Schuhkaafe" in die "Palz" und erlebte bei der Rückreise die angstvollsten Minuten ihres Lebens, als sie am Zoll von einem französischen Beamten kontrolliert wurde.

Neben solch eher heiteren Geschichten las Edith Braun aber auch Nachdenkliches vor. Am beeindruckendsten hier wohl die Worte einer 100 Jahre alten Frau, die die Autorin tatsächlich in einem Altersheim in Saarbrücken interviewt und dann in "Em Leensche sei Hochdseidsnaachd unn annere Geschischde" aufgenommen hat. Sie erzählt vom Älterwerden und auch davon, was es heißt, ein schönes Leben gehabt und keine Angst vorm Tod zu haben. Natürlich alles in saarländischer Mundart.

Zum Schluss bekamen die Zuhörer dann noch die titelgebende Gesichte des Buches vorgelesen, die sich rund um Leensche und deren "Hochdseidsnaachd" dreht. An der spannendsten Stelle jedoch brach Braun dann plötzlich ab. "Wissen Sie was?", fragte sie und lächelt verschmitzt ins Publikum "das können Sie selbst lesen!" Und tatsächlich ist man verführt, das Buch zu kaufen. Denn man will ja schließlich wissen, warum Leenschen zu Tode erschrocken bei ihren Eltern auftaucht, wo sie doch eigentlich mit ihrem frisch angetrauten Mann die Hochzeitsnacht verbringen sollte.

Angst zu haben, dass man etwas nicht versteht, braucht man nicht. Denn die Mundart-Autorin legt großen Wert darauf, dass ihre Texte gut zu lesen sind. "So lautgerecht wie möglich und dabei lesefreundlich" ist der Grundsatz, den sie bei ihren Werken verfolge. Und sollte das ein oder andere Wort doch Probleme machen, so findet sich in "Em Leensche sei Hochdseidsnaachd unn annere Geschischde" auch immer eine hochdeutsche Übersetzung neben der dialektalen Version.

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