Launischer Sommer stresst Stadtgärtnerei

Saarbrücken. Tagsüber trocken und warm und nachts Regen - das wäre das Wetter nach dem Geschmack der Mitarbeiter vom Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft der Landeshauptstadt Saarbrücken

Saarbrücken. Tagsüber trocken und warm und nachts Regen - das wäre das Wetter nach dem Geschmack der Mitarbeiter vom Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft der Landeshauptstadt Saarbrücken. Bei solch einer Konstellation würde alles überschaubar gedeihen, man würde sich das aufwendige Wässern sparen, und weil in Regennächten viel weniger erhitzte Menschen unterwegs sind, würden sich auch Vandalismus und Diebstähle in Grenzen halten. Doch das Wetter war in diesem Jahr auf eine besondere Weise launisch. Es regnete im Juni viel, so dass Wiesen, Hecken und Stauden wuchsen, als ob man ihnen Dünger pur verabreicht hätte."Was für eine unordentliche Stadt", dachte damals sogar Amtsleiterin Carmen Dams selbstkritisch. Obwohl etwa 95 der 150 Mitarbeiter des städtischen "Landmanagements" quasi direkt am Grün arbeiten, konnten sie den Vegetationsschub nicht so akkurat abarbeiten, wie die Bewohner und Besucher der Stadt es gewohnt waren. Im Stadtgebiet sind allein 150 Spiel- und Bolzplätze zu unterhalten. Es häuften sich verständlicherweise Hinweise und Beschwerden, dass da und dort die Stadt "zuwachse". Mittlerweile hat sich das Wachstum normalisiert, der Pflegestau ist abgearbeitet, die Grünanlagen machen einen aufgeräumten, sehr ordentlichen Eindruck.

Statt zu mähen und zurückzuschneiden, steht das Gießen im Vordergrund. Schon morgens um 6 Uhr bekommen die städtischen Pflanzen ihr Wasser gegen die Sommerhitze.

Die Feuchte des Junis hatte auch ihr Gutes: Die Kastanien-Miniermotte und der Eichenprozessions-Spinner, zwei gefürchtete Schädlinge, breiteten sich weniger stark aus als in trockenen Vorjahren. Allein für die Bekämpfung des Spinners durch Firmen gibt die Stadt in manchen Jahren bis zu 20 000 Euro aus. Das Frühlingswetter hatte auch einen guten Einfluss auf die Bäume, die nach 2003 dramatische Trockenheitsschäden erlitten hatten und im vorigen Winter harten Frost ertragen mussten. In Saarbrücken stehen 65 000 Bäume, davon 20 000 Einzelbäume, die sämtlich erfasst und zu kontrollieren sind. In jüngster Zeit nähert sich ihnen ein neuer Feind: Der sogenannte Massaria-Pilz hat bereits einzelne Platanen befallen, zum Glück aber noch keine größeren Bestände. 3235 Platanen stehen in Saarbrücken, davon 950 "Schnittplatanen", die nach traditioneller französischer Weise geschnitten werden. Die Technik war früher der Holzgewinnung geschuldet, steht heute aber für eine ästhetische Handschrift, die man weiterpflegen möchte. So wie Carmen Dams und ihre Mitarbeiter Wert darauf legen, dass der saisonale Blumenschmuck als "aha - typisch Landeshauptstadt" wahrgenommen wird, und zwar in allen Bezirken.

Die Mitarbeiter machen ihre Betriebsausflüge übrigens bevorzugt in Staudengärten oder zu Gartenschauen, um dort hübsche Dinge für daheim abzuschauen.

Stichwort

Dauerthema in Saarbrücken ist der Zustand des Deutsch-Französischen Gartens, kurz DFG. Nicht verstummenden Kritiken, der vor gut 50 Jahren geschaffene Park werde systematisch vernachlässigt, hält die Stadtverwaltung entgegen, dass sich der Zustand in den letzten zehn Jahren "dramatisch verbessert" habe, sagt Carmen Dams, Leiterin des zuständigen Amtes für Grünanlagen. Gewiss, sagt die Expertin, man könne in dem Garten "superviel mehr machen", aber aus Kostengründen seien Schwerpunkte zu setzen. Es sei nicht möglich, alles auf einem Spitzenniveau zu halten, was auch nicht Anspruch der Bevölkerung sei. Überall dort, wo viele Leute seien, sei auch die Qualität des DFG entsprechend hoch. wp

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