Laufkundschaft bleibt aus

Oberkirchen. Seit mehr als zwei Monaten ist in Oberkirchen die Hauptstraße Richtung Leitersweiler/Urweiler gesperrt, weil die Abwasserrohre neu verlegt werden. Für so manchen Bewohner mögen der Lärm und die nötigen Umwege ein Ärgernis bedeuten oder auch nur ein notwendiges Übel

 Die Kanalbauarbeiten in der Oberkircher Hauptstraße sorgen für Verärgerung bei den Geschäftsleuten und den Anliegern. Foto: B&K

Die Kanalbauarbeiten in der Oberkircher Hauptstraße sorgen für Verärgerung bei den Geschäftsleuten und den Anliegern. Foto: B&K

Oberkirchen. Seit mehr als zwei Monaten ist in Oberkirchen die Hauptstraße Richtung Leitersweiler/Urweiler gesperrt, weil die Abwasserrohre neu verlegt werden. Für so manchen Bewohner mögen der Lärm und die nötigen Umwege ein Ärgernis bedeuten oder auch nur ein notwendiges Übel. Für die unmittelbar betroffenen Geschäftsleute aber, die in der Hauptstraße und den angrenzenden Nebenstraßen angesiedelt sind, sieht die Sache ganz anders aus: Bei ihnen geht es teilweise um die nackte Existenz. So zum Beispiel das Blumengeschäft Hanni's Blumenecke, das besonders stark betroffen ist, denn die Bagger arbeiten derzeit direkt vor der Tür. Sie habe massive Einbußen zu verzeichnen, erklärt Alexandra Radmacher, Inhaberin des Geschäftes. "An Muttertag habe ich 50 Prozent weniger Umsatz gemacht als sonst." Sie beklagt, dass von der Gemeinde keine Parkplätze ausgeschildert worden seien, und auch die Anlieferung ihrer Blumen gestalte sich schwierig. Man kann ihre Enttäuschung verstehen. 13 Jahre lang bedeutete das Blumengeschäft ihre Existenz. Am 31. August wird sie es schließen. "Die Oberkircher sind mir treu geblieben", betont sie. "Doch das Problem ist der Durchgangsverkehr. Der fehlt halt."Die Parkplätze seien weniger das Problem, meint Klaus Rech, Inhaber der Schreinerei Rech. "Parkplätze gibt es hier genug. Das Problem ist, dass heute alles schnell gehen muss. Die Leute wollen direkt vor der Tür parken und keine zwei Meter gehen." Er selbst sei zwar weniger betroffen, da sein Unternehmen nicht von der Laufkundschaft lebe, dennoch beklagt er das schleppende Vorankommen der Bauarbeiten. "Mitte Mai sollte der erste Bauabschnitt fertig sein, aber getan hat sich da noch nichts."

Auch die Bäckerei von Harry Barthold liegt am jetzigen Bauabschnitt. Wenn man seine Bäckerei betritt, ist die eine Hälfte der Räumlichkeiten verwaist.

Metzgerei hat aufgegeben

Die Metzgerei Sommer hat bereits geschlossen. "Es gab schon vorher die Absicht aufzugeben", erklärt Barthold. "Aber die Baustelle war dann noch ein Grund mehr. Wir leben nun einmal vom Durchgangsverkehr." Er wusste, was auf ihn zukam, hat er doch in einer anderen Filiale schon einmal die Auswirkungen einer Baustelle erleben müssen. "Natürlich ist es schlimm", erklärt er. "Und wir haben in den letzten Wochen auch Verluste gemacht. Aber die Baufirma ist bemüht, dass der Verkehr fließen kann. Die Leute machen, was möglich ist, das muss man fairerweise zugestehen."

Der Meinung ist auch Bekir Karaoglan, Inhaber von Aga's Kebab. "Das Wichtigste ist, dass unsere Kunden uns erreichen", erklärt Karaoglan. "Die Leute von der Baufirma sind da sehr entgegenkommend und haben immer so viel Platz gelassen, dass man noch durchkommt." Wenn man sich denn auskennt. Deshalb hat er als erster Schilder aufgestellt, die den Weg zu seinem Kebabhaus weisen. Mittlerweile findet man auch weitere Schilder anderer Gewerbetreibender an den Ortseingängen zu Oberkirchen.

Die Schilder hält Albertus Klees von der Gemeinde Freisen zwar für weniger notwendig, doch die Gemeinde lege den Gewerbetreibenden diesbezüglich keine Steine in den Weg. Die Verzögerung des jetzigen Bauabschnittes werde noch etwa zwei Wochen andauern, dann werde sich die Baustelle weiter nach oben verschieben. "Ende Juni wird die ganze Straße im Unterdorf wieder befahrbar sein", so Klees. Allerdings käme der Verkehr auch jetzt durch, lediglich der Fernverkehr werde umgeleitet, also schwere Lkw.

"Die Baufirma verhält sich da sehr kulant, wenn sie Autos durchfahren lässt und dabei in ihrer Arbeit auch mal eingeschränkt wird", so Klees. "Und für die Betroffenen am Ort gibt es jeden Dienstag um halb drei ein Treffen am jeweiligen Bauabschnitt." Seit Beginn der Bauarbeiten gebe es diese Treffen, an denen er selbst, Vertreter der Baufirma, der Polier sowie der stellvertretende Ortsvorsteher teilnehmen. Hier können sich die Anwohner und Geschäftsleute über den aktuellen Stand der Dinge informieren. "Wir wollen kein zweites Stuttgart 21", betont Klees. Verständlicherweise will man Ärger möglichst vermeiden, denn die Oberkircher müssen noch eine Weile durchhalten: Erst Ende 2015 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

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